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       # taz.de -- Arbeitskampf bei der CFM: Unbefristet und eingeschränkt
       
       > Die Beschäftigten der Charité-Tochter CFM haben den Streik wieder
       > aufgenommen. Strenge gerichtliche Vorgaben mindern die Effektivität des
       > Ausstands.
       
   IMG Bild: Endlich macht streiken wieder Sinn: CFM-Beschäftigte bei einer Kundgebung Anfang April
       
       Berlin taz Dienstagmittag, am Streikposten auf dem Charité-Campus in Mitte
       ist die Stimmung gut. „Irgendetwas wird schon dabei rumkommen“, sagt ein
       Krankenfahrer, der jetzt eigentlich Schicht hätte. Beim letzten Streik 2019
       sei die Beteiligung nur halb so groß gewesen, trotzdem habe man einen
       Haustarifvertrag erkämpft. [1][Nach Wochen des Stillstands] ist endlich
       wieder Bewegung in den Arbeitskampf bei der Charité Facility-Management
       (CFM) gekommen: Der Erzwingungsstreik wurde wieder aufgenommen, ein neuer
       Verhandlungstermin mit der Geschäftsführung steht am Freitag an.
       
       „Wir halten den Druck hoch“, sagt Kältetechniker und Mitglied der
       Tarifkommission Marcel, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen
       möchte. Der Streik geht zunächst bis Donnerstag, je nachdem wie die
       Verhandlungsrunde am Freitag ausgeht, könnte es ab Samstag wieder zu
       Arbeitsniederlegungen kommen. Mit der Streikbereitschaft sei er zufrieden,
       insgesamt schätzt er, dass rund ein Viertel der Belegschaft in den Ausstand
       getreten sei.
       
       Bei dem Tochterunternehmen der Uniklinik sind sämtliche Berufsgruppen
       angestellt, die nicht für die direkte Krankenversorgung verantwortlich
       sind: Reinigungskräfte, Hausmeisterdienste, Catering, Krankentransporte und
       vieles mehr.
       
       ## Gleiches Haus, gleiche Bezahlung?
       
       [2][Verdi fordert, dass die CFM-Beschäftigten auch nach dem Tarifvertrag
       für den öffentlichen Dienst (TvÖD) bezahlt werden.] Dieser gilt bereits für
       das Pflegepersonal, während für die CFM ein Haustarifvertrag gilt, der sich
       an den Branchentarifverträgen der jeweiligen Berufsgruppen orientiert.
       
       Zuletzt hatte die CDU beim Regierungsantritt eine schnelle
       Wiedereingliederung in den Mutterkonzern versprochen. Da sich politisch
       wenig tat, versucht Verdi die Lohnangleichung tariflich zu erkämpfen. Doch
       die Geschäftsführung zeigte sich bislang wenig kompromissbereit und legte
       in fünf Verhandlungsrunden kein konkretes Angebot vor. Die CFM weigerte
       sich bislang, den TVöD als Verhandlungsgrundlage zu nutzen.
       
       [3][Der unbefristete Streik], für den sich die gewerkschaftlich
       organisierte Belegschaft Ende März aussprach, fand schon nach drei Tagen
       ein abruptes Ende. Das Arbeitsgericht gab der Forderung der CFM nach, dass
       Verdi im Falle eines Streiks eine Notdienstvereinbarung garantieren müsse.
       
       Der Personalschlüssel für die Notdienste lag laut Verdi teilweise über dem,
       was im Normalbetrieb üblich war, ein effektiver Streik sei unter diesen
       Umständen nicht möglich gewesen.
       
       ## Verhandlungen wiederaufgenommen
       
       Vergangene Woche einigten sich Verdi und die Geschäftsleitung in einem
       18-Stündigen Verhandlungsmarathon auf eine neue Notdienstverordnung. „Aus
       unserer Sicht ist der Personalschlüssel an manchen Stellen immer noch
       überhöht“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Gisela Neunhöffer. Aber man
       habe die Vereinbarung unterschrieben und werde sich daran halten.
       
       Wie die Notdienstvereinbarung in der Praxis funktioniert, erklärt Marek,
       ein weiterer Krankenfahrer. Obwohl er streikt, muss er eine Stunde nach
       Dienstbeginn für den Notdienst bereitstehen. „Normalerweise sind wir vier
       bis sechs Fahrer, jetzt nur noch drei.“
       
       Auch wegen der Notdienstvereinbarung sind die Auswirkungen auf den
       Charité-Betrieb bislang gering. „Wie auch schon bei vergangenen
       Streikmaßnahmen werden wir Einschränkungen durch Priorisieren und
       Umorganisieren von Abläufen so gering wie möglich halten“, sagt eine
       CFM-Sprecherin.
       
       Umso größer sind die Hoffnungen auf den Verhandlungen am Freitag. „Wir
       haben die Erwartung, dass da ein ernsthaftes Angebot auf den Tisch kommt“,
       sagt Neunhöffer.
       
       22 Apr 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
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