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       # taz.de -- Nicaragua: Moises Hassan for president
       
       > ■ Auch Nicaraguas linke Opposition hat jetzt ihren
       > Präsidentschaftskandidaten
       
       Als siebter Kandidat hat sich in Nicaragua zum Wochenbeginn der 47jährige
       Bauingenieur Moises Hassan um die Präsidentschaft beworben. Der
       FSLN-Dissident, der vor anderthalb Jahren als Bürgermeister von Managua
       abgesetzt wurde, war - wie Präsident Daniel Ortega und die 'Prensa'
       -Verlegerin Violeta Chamorro, die im Februar 1990 ebenfalls für das höchste
       Amt im Staat zur Verfügung stehen - Mitglied der fünfköpfigen
       Revolutionsjunta, die nach dem Sieg der Revolution im Juli 1979 das Land
       regierte. Während die konservative Chamorro im Frühling 1980 schon wieder
       austrat und auf Oppositionskurs ging, hat Hassan später andere
       Regierungsämter bekleidet und erst letztes Jahr die Partei verlassen.
       
       Schon lange wurde gemunkelt, daß Moises Hassan, ein Sohn palästinensischer
       Einwanderer, sein selbst auferlegtes politisches Zölibat beenden werde.
       Solange die Aggression der Vereinigten Staaten anhalte, werde er nicht
       gegen die Sandinisten auftreten, hatte er letztes Jahr Fragen nach seinen
       politischen Ambitionen beantwortet. Inzwischen aber ist die Contra
       neutralisiert und der Friede in Sicht.
       
       Seit Sonntag ist es nun offiziell: Moises Hassan tritt im kommenden Februar
       für die linke Splitterpartei MUR Bewegung der Revolutionären Einheit - an.
       Die MUR ist eine der jüngsten der 20 Oppositionsparteien und rekrutiert
       sich vornehmlich aus Dissidenten der anderen Linksparteien: der
       Kommunistischen Partei, der Marxistisch-Leninistischen Partei und der
       Sandinistischen Front.
       
       Hassan, der es während des Volksaufstandes in den Jahren 1978/79 und
       während seiner Zeit als Bürgermeister von Managua zu einiger Popularität
       brachte, möchte zwischen den regierenden Sandinisten und der von der
       Rechten dominierten Oppositionsallianz UNO eine Alternative anbieten. „Ein
       Sieg der UNO würde eine Rückkehr in die Vergangenheit bedeuten“, urteilte
       er kürzlich, „aber sechs weitere Jahre sandinistische Unfähigkeit hält das
       Land nicht aus.“
       
       Ralf Leonhard
       
       7 Sep 1989
       
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