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       # taz.de -- Kampf um Aleppo: UN will Beobachter schicken
       
       > Der Sicherheitsrat verabschiedet eine Resolution zum Zivilistenschutz.
       > Russland verzichtet auf ein Veto. Wer die Resolution durchsetzt, bleibt
       > unklar.
       
   IMG Bild: Die siebenjährige Bana aus Ost-Aleppo ist in Sicherheit
       
       Der UN-Sicherheitsrat hat am Montag einstimmig die Entsendung von
       Beobachtern beschlossen, die die weitere Evakuierung von Zivilisten aus
       Aleppo sowie eine ungehinderte humanitäre Versorgung aller notleidenden
       Menschen überwachen sollen. Zudem sollen sie alle Zivilisten vor
       Übergriffen durch eine der Kriegsparteien schützen.
       
       Der Beschluss wurde möglich, weil Frankreich einen bereits am vergangenen
       Freitag vorgelegten Resolutionsentwurf abmilderte. Dadurch stimmte auch
       Russland zu, das zuvor mit einem Veto gedroht hatte.
       
       Mit der Resolution beauftragt der Sicherheitsrat UN-Generalsekretär Ban Ki
       Moon, „in Konsultation mit Konfliktparteien umgehend Maßnahmen zu ergreifen
       für Arrangements – einschließlich Sicherheitsarrangements – , um die
       Beobachtung des Wohlergehens von Zivilisten in den östlichen Stadtteilen
       Aleppos durch die UN und andere relevante Institutionen zu ermöglichen“.
       Dieser umständlichen Satz ist eine Kompromissformulierung, die die
       UN-Botschafter Russlands und der USA, Witaly Tschurkin und FrançoisDebattre
       am Sonntagabend in mehrstündigen Verhandlungen vereinbarten.
       
       Frankreich hatte in seinem Resolutionsentwurf gefordert, Ban solle
       „unverzüglich“ in Syrien befindliche Mitarbeiter von humanitären
       UN-Organisationen als Beobachter nach Aleppo entsenden. Tschurkin hatte
       diesen Entwurf als „Desaster“ kritisiert und ein russisches Veto
       angekündigt. Zur Begründung erklärte er, man könne „Beobachter nicht ohne
       angemessene Vorbereitung und ohne Information der Beteiligten nach
       Ost-Aleppo schicken“. Eine angemessene Vorbereitung würde „Wochen dauern“.
       
       ## Die Evakuierungen muss freiwillig sein
       
       Mit der nun verabschiedeten Kompromissformulierung können die
       Konfliktparteien Russland, der Iran und die syrische Regierung erheblichen
       Einfluss auf die Auswahl der Beobachter nehmen. Zudem bestimmen sie die
       Modalitäten ihrer Arbeit mit. Das dürfte den Beginn der Mission verzögern.
       
       Laut dem verabschiedeten Resolutionstext soll die UN-Mission „eine
       angemessene, neutrale Überwachung und direkte Beobachtung von Evakuierungen
       aus Ost-Aleppo und anderen Teilen der Stadt“ durchführen. „Alle
       Konfliktparteien“ werden „aufgefordert, den Beobachtern sicheren,
       sofortigen und ungehinderten Zugang zu gewähren“. Weiterhin bestimmt die
       Resolution, dass Evakuierungen freiwillig sein müssen.
       
       Der Text lässt jedoch offen, wie diese Bestimmung überwacht und
       durchgesetzt werden soll. Eine Begleitung evakuierter Personen durch
       UN-Beobachter in die Orte, in die diese Menschen transportiert werden, ist
       nicht vorgesehen. Über die Umsetzung der Resolution soll Generalsekretär
       Ban dem Sicherheitsrat spätestens bis zum Samstag einen ersten Bericht
       vorlegen.
       
       Trotz aller Unwägbarkeiten äußerte US-Botschafterin Samantha Power die
       Erwartung, dass jetzt „schnell mehr als 100 UN-Beobachter stationiert
       werden, um die Evakuierung zu überwachen“. Die Resolution enthalte „alle
       erforderlichen Bestimmungen für eine sichere, würdige Evakuierung und für
       den gesicherten humanitären Zugang zu den Menschen, die in Aleppo bleiben
       wollen, sowie für den Schutz von Zivilisten“. Auch der französische
       Botschafter äußert sich zuversichtlich. Die Resolution gebe der UN „die
       Mittel, um zu verhindern, dass es zu massenhaften Verbrechen an Zivilisten“
       kommen kann.
       
       19 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
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