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       # taz.de -- Argentiniens Deal mit dem IWF: „Hatten eine Schlinge um den Hals“
       
       > Argentinien und der Internationale Währungsfonds einigen sich bei der
       > Schuldenneuregelung. Das Land muss allerdings weiterhin Milliarden
       > zurückzahlen.
       
   IMG Bild: Argentiniens Wirtschaftsminister Martín Guzmán bei einer Pressekonferenz am 28. Januar 2022
       
       BUENOS AIRES taz | Argentiniens Schuldenverhandlungen mit dem
       Internationalen Währungsfonds kommen voran. „Wir sind mit dem Fonds zu
       einer Übereinkunft gelangt“, verkündete Präsident Alberto Fernández am
       Freitag in Buenos Aires. Nahezu zeitgleich kam die Bestätigung vom IWF-Sitz
       in Washington. „Der IWF-Stab und die argentinischen Behörden haben im
       Rahmen ihrer laufenden Diskussionen über ein vom IWF unterstütztes Programm
       eine Einigung bei wichtigen politischen Maßnahmen erzielt“, hieß es in
       einer Stellungnahme.
       
       Argentinien ist der mit Abstand größte Schuldner des IWF. 2018 gewährte der
       Fonds der damaligen liberalkonservativen Regierung von Präsident Mauricio
       Macri [1][einen Kredit in Höhe von 57 Milliarden Dollar, von denen bisher
       44 Milliarden ausgezahlt wurden.] Es ist die größte Kreditvereinbarung, die
       der IWF jemals mit einem Mitgliedsland abgeschlossen hat.
       
       Am Freitag war eine Tilgungssumme von 730 Millionen Dollar fällig geworden,
       am Montag sind es weitere 365 Millionen. Zusammen mit diesen beiden
       Überweisungen hat Argentinien bislang rund 6,3 Milliarden US-Dollar an
       Kapital und Zinsen getilgt. In diesem Jahr werden jedoch weitere rund 17
       Milliarden Dollar fällig, 2023 sind es 20 Milliarden und 2024 nochmals fünf
       Milliarden Dollar. Konsens besteht darüber, dass diese Summen bei diesen
       Tilgungsfristen nicht aufgebracht werden können.
       
       Der strittigste Punkt in den seit Monaten laufenden Verhandlungen war
       [2][die Höhe des Haushaltsdefizits in den kommenden Jahren.] Die stets vom
       Fonds verlangten Einsparungen bei den Staatsausgaben sollen Mittel für den
       zu leistenden Schuldendienst freimachen. In der Regel werden solche
       Kürzungen bei den Sozial- und Rentenausgaben vorgenommen und damit zu
       Lasten der Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen.
       
       ## Argentinien möchte Haushaltsdefizit senken
       
       Bei einem Anteil von 40 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze
       [3][hatte sich Argentiniens Regierung beharrlich geweigert, größere
       Einschnitte bei diesen Posten hinzunehmen.] „Es wurde die bestmögliche
       Einigung erzielt“, sagte Wirtschaftsminister Martín Guzmán denn auch bei
       der Vorstellung der Zahlen. Betrug das Haushaltsdefizit 2021 noch 3
       Prozent, soll es im laufenden Jahr auf 2,5 Prozent verringert und bis 2024
       auf 0,9 Prozent gesenkt werden. „Das garantiert zugleich, dass unsere
       Wirtschaft weiter wachsen kann“, so Guzmán.
       
       „Wir hatten eine Schlinge um den Hals, jetzt haben wir einen Weg, den wir
       gehen können“, sagte Präsident Alberto Fernández am Freitag. Was von den
       Verbindlichkeiten zu welchem Zeitpunkt und in welcher Höhe getilgt werden
       soll, ist allerdings noch nicht bekannt. Fest steht nur, dass die
       IWF-Statuten keinen Schuldenerlass erlauben und die Kreditsumme in voller
       Höhe getilgt werden muss. Auch wenn der Präsident erklärte, dass die
       Vereinbarung „im Vergleich zu früheren keine Beschränkungen vorsieht, die
       unsere Entwicklung verzögern.“
       
       29 Jan 2022
       
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