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       # taz.de -- Auf den Straßen Berlins: Gefahrenzone Autoverkehr
       
       > In den ersten Tagen des Jahres sind schon 4 ältere Fußgänger:innen im
       > Straßenverkehr getötet worden. Der Interessenverband Fuss ist alarmiert.
       
   IMG Bild: In Gesundbrunnen ist ein 74-Jähriger am Donnerstag tödlich verletzt worden, der Fahrer flüchtete
       
       Berlin taz | Watscheln wie ein Pinguin oder Socken über die Schuhe? Seit
       Donnerstagabend ist es gefährlich glatt auf den Straßen und Gehwegen
       Berlins. Der Deutsche Wetterdienst warnt bis einschließlich Samstag vor
       Glatteis. Das Gefährdungspotenzial ist erheblich, vor allem für ältere
       Fußgänger:innen. Dabei läuft es sich sich für Senior:innen auch ganz
       ohne Glatteis risikoreich auf den Straßen Berlins.
       
       Die Zahlen sind erschreckend: Seit Oktober vergangenen Jahres sind
       insgesamt 10 Fußgänger:innen über 70 im hauptstädtischen Straßenverkehr
       schwer verletzt oder getötet worden. Allein in den ersten zwei Wochen
       dieses Jahres starben 4 Senior:innen. Ausnahmslos alle wurden von einem
       Auto angefahren. Der jüngste Fall ereignete sich in der Nacht von
       Donnerstag auf Freitag in Gesundbrunnen. Der Fahrer flüchtete, die Polizei
       fahndet.
       
       „Alle Unfälle zeigen: Man kann nicht alte Menschen verkehrsgerecht trimmen,
       sondern der Verkehr muss menschengerecht werden, so dass auch Kinder,
       Personen mit Behinderungen und Ältere sich sicher durch Berlin bewegen
       können“, sagt [1][Roland Stimpel], Vorstand des Interessenverbands Fuss
       e.V.
       
       „Völlig zynisch und menschenfeindlich“ nennt Stimpel in diesem Zusammenhang
       den Vorstoß von CDU-Fraktionschef Dirk Stettner, bis Mitte des Jahres auf
       [2][zahlreichen Hauptstraßen die dort angeordneten Tempo-30-Abschnitte
       aufzuheben und zu Tempo 50] zurückzukehren.
       
       ## „Verkehrspolitik, die über Leichen fährt“
       
       Von Autos gerammte Fußgänger:innen und Radfahrer:innen seien bei Tempo
       50 einem vier Mal höherem Risiko ausgesetzt, tödlich zu verunglücken, als
       bei Tempo 30, sagt Stimpel zur taz. „Das ist eine Verkehrspolitik, die über
       Leichen fährt“, so der Fußgänger:innen-Vertreter.
       
       Auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Oda Hassepaß,
       spricht sich klar gegen die Aufhebung der Tempo-30-Abschnitte aus.
       Stattdessen müsse der Stadtverkehr dringend „entschleunigt“ werden. Es
       brauche unter anderem längere Ampelzeiten, mehr Kontrollen, Blitzer und
       Bremsschwellen und überhaupt ein flächendeckendes Tempo 30, sagt Hassepaß.
       „Auf Landesebene werden wir aus der Opposition weiter verstärkt Druck
       ausüben“, sagt die Grünen-Politikerin zur taz.
       
       Tatsächlich aktiv Einfluss nehmen können die Grünen derzeit freilich vor
       allem auf Ebene der Bezirke auf das Nebenstraßennetz. Erst am Dienstag
       wurde beispielsweise im Auftrag von Mittes Grünen-Verkehrsstadträtin Almut
       Neumann die vielbefahrene und unfallreiche [3][Tucholskystraße] für die
       Verkehrsberuhigung in eine Fahrradstraße umgewandelt.
       
       12 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Luise Bartsch
       
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