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       # taz.de -- Autokraten treffen sich erstmals: Putin wertet Myanmars Juntachef auf
       
       > Unter Sanktionsdruck rücken Russland und Myanmar zusammen. Moskau
       > verkauft dem Putschführer Waffen und Öl und vereinbart atomare
       > Zusammenarbeit.
       
   IMG Bild: Der russische Präsident Putin begrüßt Premierminister Min Aung Hlaing aus Myanmar am 7.9
       
       Berlin taz | Bei seinem dritten [1][Russlandbesuch] seit seinem Putsch im
       Februar 2021 und seinem insgesamt neunten Besuch in Putins Reich hat es am
       Mittwoch geklappt: Myanmars Putschführer General Min Aung Hlaing ist
       erstmals von Russlands Präsident Wladimir Putin empfangen worden.
       
       Das Treffen fand am Rande des dreitägigen „Östlichen Wirtschaftsforums“ im
       fernöstlichen, russischen Wladiwostok statt. Der 66-jährige Putschgeneral,
       der sonst international isoliert ist, war dort laut russischer Agentur
       [2][Tass] einer von vier internationalen Gästen, die Russlands vom Westen
       isolierter Autokrat empfing.
       
       Erst im Juli war der General zuletzt in Russland gewesen. Damals gab es
       aber kein Treffen mit Putin, und die Reise wurde als „privat“ deklariert.
       Umso überschwänglicher äußerte sich Min Aung Hlaing jetzt über Putin: „Wir
       beschreiben Sie nicht nur als Führer Russlands, sondern als Führer der
       Welt, weil sie die Stabiliät der Welt kontrollieren und organisieren“,
       lobhudelte der General laut [3][Tass.] Putins Angriff auf die Ukraine hat
       Myanmars Junta stets verteidigt.
       
       Nur wenige Details wurden über das Treffen bekannt. [4][Berichtet] wurde
       von einem Abkommen über nukleare Kooperation, das in Min Aung Hlaings
       Beisein zwischen Rosatom und zwei Ministerien Myanmars geschlossen wurde.
       
       ## Moskau bedient Atomträume von Myanmars Militär
       
       Die dortigen Generäle liebäugeln seit Langem mit der Atomenergie und haben
       öfter Avancen in diese Richtung gemacht – früher auch einmal mit Nordkorea,
       woran das myanmarische Oppositionsmedium [5][Irrawaddy] erinnerte.
       Vermutlich geht es den Generälen nicht nur um Energie, sondern auch um eine
       militärische Option. Doch ist Myanmar bei der Atomtechnologie noch völlig
       am Anfang.
       
       Vereinbart wurde auch eine Zusammenarbeit im Medienbereich zwischen
       Russlands staatlicher Nachrichtenagentur Sputnik und dem Juntasender
       Myawaddy TV, berichtet [6][Irrawaddy].
       
       Min Aung Hlaing erklärte in Wladiwostok, dass in den nächsten Tagen die
       erste russische Diesellieferung in Myanmar eintreffe. Schon im Juli waren
       russische Öllieferungen vereinbart worden. Jetzt erklärte der General, auf
       Wunsch könne Myanmar auch in Rubel zahlen.
       
       Neben der diplomatischen Aufwertung seines Putschregimes jetzt durch Putin
       – selbst China achtet auf mehr Distanz – ist Russland für Myanmars Generäle
       in ihrem Krieg gegen die Widerstandsbewegung ein wichtiger
       Waffenlieferant, vor allem der Luftwaffe.
       
       ## Lufthoheit Dank Jets aus Russland
       
       Die Zivilbevölkerung wie Widerstandsgruppen werden aus in Russland
       gefertigten Jets vom Typ Yak-130 mit Raketen beschossen, wie Ende Juli die
       britische Organisation [7][Myanmar Whitness] nachwies. Russland lieferte
       diese Flugzeuge jedoch auch schon zu der Zeit, als die
       Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi noch de facto die Regierung
       führte. Doch konnte sie dem eigenmächtigen Militär nichts vorschreiben, das
       seitdem weitere Jets bekommen hat.
       
       Die Hinwendung der Junta nach Russland hängt auch mit ihrem Misstrauen
       gegenüber dem Nachbarn China zusammen. Denn das wirtschaftlich schwächelnde
       und innenpolitisch instabile Land droht in starke Abhängigkeit von der
       Volksrepublik zu geraten. Die dominiert bereits als Investor, Kreditgeber
       und Handelspartner und ist auch wichtiger Waffenlieferant. Zudem unterhält
       Peking Beziehungen zu einigen ethnischen Rebellengruppen im Grenzgebiet.
       
       China unterstützt die Junta zwar meist diplomatisch, weil es grundsätzlich
       keine Erfolge westlicher Sanktionspolitik erleben will. Doch hatte Peking
       auch gute Beziehungen zu Aung San Suu Kyi, die sogar chinafreundlicher war
       als die Generäle.
       
       Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte im Juli Myanmars Hauptstadt
       Naypyidaw besucht und dort die Bemühungen der Generäle um Stabilität
       gerühmt. Dabei wurden von Juntakräften bisher laut der lokalen
       Menschenrechtsorganisation [8][AAPP] mehr als 2.260 Menschen getötet und
       15.430 festgenommen. Innerhalb des Landes sind laut Uno 1,3 Millionen
       Menschen auf der Flucht.
       
       7 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Folgen-des-Militaerputsches-in-Myanmar/!5777621
   DIR [2] https://tass.com/economy/1502833
   DIR [3] https://tass.com/world/1503803
   DIR [4] https://tass.com/economy/1503597
   DIR [5] https://www.irrawaddy.com/news/burma/myanmar-regime-russia-sign-nuclear-cooperation-roadmap.html
   DIR [6] https://twitter.com/IrrawaddyNews/status/1567446399582900225
   DIR [7] https://www.myanmarwitness.org/reports/arms-investigation-russian-yak-130-aircraft-in-myanmar
   DIR [8] https://aappb.org/?p=22933
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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