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       # taz.de -- Barça-Frauen gewinnen Champions League: Eine extrem ehrgeizige Familie
       
       > Der FC Barcelona ist der erste Klub, der bei Frauen und Männern die
       > wertvollste Trophäe holt. Beide Teams pflegen den identischen Spielstil.
       
   IMG Bild: Lohn langjähriger Arbeit: Frauen vom FC Barcelona feiern den Gewinn der Champions League
       
       Alle Titelseiten in Katalonien galten am Montag dem Fußball. Doch Lionel
       Messi und seine Combo, die am Vortag ihre letzte Chance auf die spanische
       Liga vergeigt hatten, suchte man dort vergebens. Zu sehen waren Alexia
       Putellas, Mapi León, Jenni Hermoso und wie sie alle heißen. „Erinnert ihre
       Namen“, forderte Mundo Deportivo nach einem Abend, der „ein Vorher und
       Nachher markiert“, wie Sport ergänzte, während die Prestigezeitung La
       Vanguardia leitartikelte: „Ein Projekt ist glanzvolle Realität geworden.“
       
       Elegische Hymnen, wie sie 1992 den ersten Champions-League-Sieg der Männer
       des FC Barcelona begleitet hatten. Nun galten sie dem durch ein
       ungefährdetes 4:0 (4:0) gegen Chelsea erspielten Debüttitel der Frauen. Als
       erster Fußballverein hat Barça damit in beiden Geschlechtern den
       wichtigsten Europapokal gewonnen. „Jetzt kann ich in Ruhe sterben“, sagte
       Kapitänin Vicky Losada, seit 2006 im Verein, als die Mädchen noch auf
       Ascheplätzen oder spätabends nach Arbeit oder Studium trainierten und
       manche wie Melanie Serrano früher los mussten, weil sie um zehn Uhr den
       letzten Vorstadtzug nach Hause zu erwischen hatten. Serrano, 31, schluchzte
       nach dem Schlusspfiff in Göteborg: „Ich möchte allen, die in all den Jahren
       hier waren, sagen, dass sie nicht vergessen sind.“
       
       In gewisser Weise kann der Triumph des FC Barcelona als Sinnbild für den
       Trend im Frauenfußball gelten, wo diese Saison mit Bayern München und Paris
       St. Germain auch die weiteren Halbfinalisten zum Kreis der europäischen
       Megaklubs zählten. [1][Und doch sind bei Barça, das die Abteilung vor sechs
       Jahren professionalisierte, manche Dinge anders.]
       
       Finanziell, weil sie dank eines eigenen Sponsors kaum quersubventioniert
       werden müssen. Sowie in Spielweise, Methodik, Identität: wohl nirgends ist
       eine Frauenmannschaft so klar und kontinuierlich als Abbild einer
       Klubkultur aufgebaut worden. Sieht man diese Elf mit fünf Startspielerinnen
       aus der Provinz Barcelona von hinten über den Platz kombinieren, dann setzt
       sie um, was zu deren besten Zeiten auch die Männer so prägend machte. „Das
       ist unser Stil, und niemand sonst kann ihn derzeit so spielen“, sagt
       Losada.
       
       ## Überfallartige Angriffe
       
       Diese Saison kam dazu eine Überzeugung, die seit Monaten zu spüren war.
       Durch die spanische Liga pflügen Barças Frauen ohne Verlustpunkt mit 128:5
       Toren, und als im Champions-League-Viertelfinale der Titelverteidiger
       Olympique Lyon scheiterte, waren sie nicht erleichtert, sondern enttäuscht:
       sie wollten das Duell [2][mit dem Serienchampion], der sie vor zwei Jahren
       im Finale noch mit 4:1 besiegt und dabei ähnlich überfallartig dominiert
       hatte, wie es nun Chelsea erleben musste.
       
       In Göteborg setzte Lieke Martens gleich in der ersten Minute zu einem
       fulminanten Lattenschuss an, der Chelseas Abwehr dermaßen in Panik
       versetzte, dass der anschließende Klärungsversuch über ein Eigentor von
       Melanie Leupolz zum 1:0 im Tor landete. Bald verursachte die unglückliche
       Deutsche einen Elfmeter, den Putellas zum 2:0 nutzte (14.), und spätestens
       als Aitana Bonmatí einen schulbuchmäßigen Angriff zum 3:0 abschloss (21.),
       begann schon das Schaulaufen, das Carolina Graham Hansen noch vor der
       Halbzeitpause abrundete (36.).
       
       Nach dem Schlusspfiff wurde auch Xavi Llorens zur Party gebeten, einst
       erster Trainer des kleinen Messi in Barcelona und zwischen 2006 und 2017
       jener der Frauen. Unter dem aktuellen Übungsleiter Lluís Cortés hat sich
       der Kreis nun geschlossen. „Wir haben dieses Finale jahrelang vorbereitet“,
       sagte der Coach, den die Spielerinnen nach der Niederlage vor zwei Jahren
       schon beim Rückflug mitteilten, künftig noch härter trainieren zu wollen.
       „Die Ambition in dieser Familie ist brutal“, so Cortés, und daran werde
       sich nichts ändern: „Weiter den europäischen Fußball zu dominieren, muss
       unser nächstes Ziel sein.“
       
       Fürs erste dominieren Barças Frauen schon einmal die Titelseiten. Und
       Aitana Bonmatí, 23, weiß, dass die Mädchen seit Sonntag wieder ein bisschen
       weniger schief angeschaut werden, wenn sie Fußball spielen. Dass es ihnen
       also nicht mehr gehen wird wie ihr früher, und dass sie vielleicht nicht
       mehr unbedingt Messi sein wollen, sondern beispielsweise sie, ausgezeichnet
       zur MVP beim ersten Champions-League-Sieg einer spanischen Frauenmannschaft
       und mit vollem Bewusstsein für die historische Dimension: „Wir werden ewig
       sein.“
       
       17 May 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR Florian Haupt
       
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