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       # taz.de -- Barcelonas Offensivfußball: Erinnerungen an die ganz großen Zeiten
       
       > Hansi Flick hat den FC Barcelona wieder zum Maß der Dinge gemacht. Nach
       > dem 4:0 gegen dem BVB in der Champions League staunen die Beobachter.
       
   IMG Bild: Vor allem in Spielen gegen den BVB kaum aufzuhalten: Robert Lewandowski
       
       Barcelona taz | Weit nach Schlusspfiff trafen sich die beiden Trainer zu
       einem zufälligen Plausch hinter einer Sponsorenwand. Hansi Flick war ja mal
       Assistent von Niko Kovač, in der Saison 2019/2020 beim FC Bayern. [1][Bald
       wurde Kovač entlassen, Flick rückte nach], und ihre Karrieren hätten fortan
       unterschiedlicher kaum verlaufen können. Der eine holte sogleich ein
       historisches Titelsextett, wurde Nationaltrainer und coacht jetzt die Stars
       des FC Barcelona. Der andere verdingte sich in Monaco, Wolfsburg und
       versucht seit Kurzem bei Borussia Dortmund zu retten, was irgendwie zu
       retten ist. Beim Wiedersehen im Champions-League-Viertelfinalhinspiel gab
       es dann am Mittwoch ein folgerichtiges Resultat: Flicks Barça zerlegte
       Kovačs BVB mit 4:0.
       
       Doch weil beide zu den uneitlen Typen der Branche zählen, hielt sie das
       nicht von einem angeregten Gespräch in aller Freundschaft ab. Zu bereden
       gab es sicher genug. Wie Barça schon in den ersten sieben Spielminuten vier
       klare Torchancen gehabt hatte, zum Beispiel. Wie der BVB danach phasenweise
       besser in die kompakte Verfasstheit kam, die Kovač sich ausgemalt hatte,
       als er seine Abwehr gegen Barças starke Flügel eigens von einer Dreierkette
       auf eine Viererkette umstellte. Wie Serhou Guirassy kläglich zwei Chancen
       vergab, die den BVB beim Stand von 0:1 zurückbringen hätten können.
       
       Vielleicht sprachen sie auch über die Demonstration in der zweiten Hälfte,
       mit der Barça die Runde wohl schon zu seinen Gunsten entschied. Über
       Dortmunds ewigen Peiniger Robert Lewandowski, der mit zwei Treffern am
       Mittwoch seinem Ex-Klub in 28 Pflichtspielen seit seinem Abgang 2014 nun 29
       Tore eingeschenkt hat. Über den Brasilianer Raphinha, der mit einer
       unnötigen Ballberührung auf der Torlinie aus abseitsverdächtiger Position
       sein Team beinahe um das Führungstor gebracht hatte und über diesen
       Egoismus selbst so erschrak, dass er fortan nur noch vorlegte, zweimal zu
       Toren.
       
       [2][Über Lamine Yamal, dieses 17-jährige Phänomen]. Zwei Treffer leitete er
       mit dem vorletzten Pass ein. Der vor dem 3:0, scheinbar durch die
       BVB-Abwehr hindurch, musste nicht nur Barçologen an Lionel Messi erinnern.
       Den Schlusspunkt setzte er selbst, wie beiläufig mit der Pike trotz
       wuchtiger Bedrängnis von Emre Can.
       
       ## Enfesseltes Spiel
       
       145 Tore hat dieses Barça diese Saison schon geschossen, Raphinha (zwölf
       Tore) und Lewandowski (elf) führen die Champions-League-Schützenliste an.
       Fest scheint Flicks Combo auf Triplekurs zu zusteuern, mit dem derzeit
       ähnlich entfesselten Paris Saint-Germain von Ex-Barça-Coach Luis Enrique
       als vermutet härtestem Rivalen im Europapokal und einem Pokalfinale gegen
       Real Madrid in zwei Wochen als erster Titelchance. Jenem Madrid, das man in
       dieser Saison bereits 4:0 auswärts in der Liga und 5:2 im spanischen
       Supercup-Finale abgefertigt hat.
       
       Im Vergleich mit dem Überschwang jener Partien oder auch dem 4:1-Exorzismus
       gegen den jahrelangen Angstgegner FC Bayern in der Gruppenphase ging es
       gegen Dortmund vergleichsweise routiniert zur Sache. Das lag nicht nur
       daran, dass im Ausweichstadion auf dem Montjuïc noch weniger Stimmung
       aufkommt, seit die Klubführung wegen eines Streits über unbezahlte
       Strafzettel die Ultras aus der Kurve verbannte. Es zeigte auch, wie sehr
       Barça kurz vor seinem ersten Europapokal-Halbfinaleinzug seit 2019 schon
       wieder in der Selbstverständlichkeit der Dominanz angekommen ist.
       
       Während Kovač sich in das Offensichtliche fügte („Einen kannst du
       ausschalten, aber alle?“), machten im katalanischen Teil der Interviewzone
       schon größte Vergleiche die Runde. Ob dieses Barça nicht an das von Pep
       Guardiola erinnere, wurde der junge Offensivspieler Fermín López gefragt.
       Ob Lamine, Lewandowski und Raphinha, die „LLR“, so gut wie die „MSN“, das
       legendäre Trio aus Messi, Suárez und Neymar seien, oder vielleicht gar
       besser, sollte Linksverteidiger Alejandro Balde beantworten. Und nicht
       zuletzt, immer wieder: Was hat es auf sich mit diesem Hansi Flick?
       
       Guardiolas Team und Luis Enriques MSN gewannen gleich in ihrer ersten
       Saison das Triple, dem Deutschen wird Ähnliches zugetraut – mit einem
       Kader, der gegenüber der deprimierenden Vorsaison nur [3][um den (oft
       verletzten) Dani Olmo] erweitert wurde. Aber weil die Spieler ihrem
       bescheidenen Trainer wirklich „in allem folgen“ (Fermín), überlassen sie
       die Analysen und Elogen den staunenden Beobachtern. Flick hat Barça wach
       geküsst, revolutioniert, wieder zum Maß der Dinge gemacht. Doch darüber
       prahlen würde einer wie er nicht mal versteckt hinter Sponsorenwänden.
       
       10 Apr 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Florian Haupt
       
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