URI: 
       # taz.de -- Basketball-Weltmeister Deutschland: Dunken ohne Druck
       
       > Die Basketball-WM stieß auf Desinteresse. Gut daran: Das Abschneiden der
       > Deutschen wurde nicht als Metapher für den Gesamtzustand des Landes
       > gesehen.
       
   IMG Bild: Dennis Schröder dunkt für das deutsche Nationalteam im WM-Spiel gegen Serbien
       
       Eine [1][Weltmeisterschaft in Mannschaftssportarten] ist immer eine
       Geschichte in vielen Kapiteln. Sie beginnt mit Vorbereitungsspielen, den
       ersten Einschätzungen der Erfolgsaussichten, dem Zusammenwachsen als Team,
       gefolgt von der Gruppenphase und schließlich den K.-o.-Spielen, in denen
       jeder Fehler der entscheidende sein kann. Immer gilt es Widerstände zu
       überwinden – Verletzungen, einen schwachen Tag des besten Spielers oder
       Taktiken, die der Gegner durchschaut und die sofort geändert werden müssen.
       
       Von dem langen Weg, den die [2][deutsche Basketballnationalmannschaft] bis
       zum Titelgewinn in Manila zurücklegte, hat die breitere deutsche
       Öffentlichkeit allerdings nicht viel mitbekommen. Bis zum [3][Finale] am
       Sonntag interessierte sich für die WM in Deutschland nur eine überschaubare
       Bubble aus Basketball-Afficionados und Hardcore-Sportbegeisterten.
       
       ARD und ZDF hatten dankend abgewunken, als es darum ging, wer die Spiele
       übertragen könnte. MagentaTV übernahm. Das Streamingportal der Telekom
       zeigt viel Basketball und machte bei der WM alle Spiele der deutschen
       Mannschaft gratis im Netz zugänglich. Und das mit Experten-Gesprächen,
       die mit einem tiefen Verständnis für das Spiel die Begegnungen
       analysierten.
       
       ## ZDF zeigt nur Finale
       
       Das Finale übertrug das ZDF dann doch. Aber all jenen, die erst da ihr
       erstes WM-Spiel gesehen haben, muss man sagen: Ihr habt echt was verpasst.
       Ihr habt den Schock von Franz Wagners Knöchelverletzung im ersten Spiel
       gegen Japan nicht mitgekriegt. Ihr habt nicht gesehen, wie Isaac Bonga als
       sein Ersatz in der Starting Five brillierte und im Spiel gegen Slowenien
       NBA-Star Luca Doncic mit seiner starken Verteidigung entnervte. Ihr habt
       nicht gesehen, wie Moritz Wagner sich durch die Zwischenrunde dunkte und
       Andi Obst seine Dreier wie an der Schnur gezogen warf.
       
       Und auch nicht, wie Dennis Schröder die Mannschaft in jedem Spiel mit
       seinen Blitz-Korblegern, seinen vielen Punkten und spektakulären Pässen
       souverän führte – bis er im Viertelfinale gegen Lettland schwächelte und
       von 26 Würfen nur 4 im Korb landeten. Eine katastrophale Quote. Aber die
       Mannschaft fing ihn auf. Und Schröder kam zurück. Er machte im Halbfinale
       gegen die USA und im Finale gegen Serbien die entscheidenden Punkte in den
       Schlussphasen. Völlig zu Recht wurde er zum wertvollsten Spieler der WM
       gewählt, als Star in einem Team, das hervorragend als Ganzes funktionierte.
       
       Für Menschen, die Basketball lieben, war das weitgehende Desinteresse an
       der WM in Deutschland irritierend. Eilmeldungen und Aufmacher in den
       Sportteilen bekam ein alternder Fußballer des FC Bayern, der für ein
       Testspiel der Nationalelf nominiert wurde – nicht ein deutsches
       Basketball-Team, von dem schon vor der WM klar war, das es so viele große
       Talente und NBA-erfahrene Spieler wie noch nie zuvor versammelte.
       
       ## In der Nische war's schöner
       
       Nachdem Basketball am Sonntag aber mit der ZDF-Übertragung und dem Gewinn
       des WM-Pokals auf der großen Bühne der allgemeinen Öffentlichkeit
       angekommen ist, muss man sagen: Vorher in der Nische war es eigentlich
       schöner. Da ging es um die richtige Taktik und Rollenverteilung im Team, um
       Würfe, die reinfallen oder wieder raushüpfen.
       
       Die Mannschaft wurde nicht wie die Fußballnationalelf als Metapher für den
       Gesamtzustand des Landes gesehen. Wenn sie gegen Lettland ausgeschieden
       wäre, hätte das nichts über den Reformstau in Deutschland ausgesagt.
       Genauso wie sich aus ihrem WM-Sieg jetzt nicht herauslesen lässt, ob dieses
       Land in den kommenden Jahren der kranke Mann Europas oder die
       EU-Export-Lokomotive sein wird.
       
       Und in der Basketball-Bubble ging es auch nie darum, warum Dennis Schröder
       die Nationalhymne vor dem Spiel nicht mitsingt – wie manche Event-Gucker
       gleich nach dem Finale herausstellen mussten. Stattdessen ging es darum,
       dass er in Braunschweig mit seinem Nationalmannschaftskumpel Daniel Theis
       schon mit 14 Jahren zusammengespielt hatte – und dass er ihn auch deshalb
       mit traumhafter Sicherheit über dem Korb in der Luft anspielen kann, so
       dass Theis den Ball nur noch durch den Ring hämmern muss. Es ging um den
       Sport an sich. Oder um es mit einem abgewandelten Stones-Klassiker zu
       sagen: It’s only Basketball, but I like it.
       
       11 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hansi-Flick-und-der-Sieg-im-Basketball/!5959153
   DIR [2] /Deutschland-ist-Basketball-Weltmeister/!5959076
   DIR [3] /-Live-Ticker-zur-Basketball-WM-/!5959080
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Pfaff
       
       ## TAGS
       
   DIR Basketball
   DIR Weltmeister
   DIR Sport
   DIR GNS
   DIR Braunschweig
   DIR American Pie
   DIR Dennis Schröder
   DIR American Pie
   DIR Basketball
   DIR Basketball
   DIR Basketball
   DIR Kolumne leibesübung*innen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Erfolgreiche Braunschweiger Basketballer: Bodenhaftung und Bling-Bling
       
       Die Basketball Löwen Braunschweig nehmen Kurs auf die Play-off-Runde. Das
       hat auch mit NBA-Star Dennis Schröder zu tun.
       
   DIR Dennis Schröder geht nach San Francisco: Kuhhandel in der NBA
       
       Dennis Schröder war zu gut für die Nets. Nun muss der Basketballer zeigen,
       ob er für die Golden State Warriors gut genug ist.
       
   DIR Dennis Schröder in New York: Niedergang der Nets
       
       Dennis Schröder benötigt bei den Brooklyn Nets Geduld. Die Träume des Teams
       aus New York sind wie immer groß, die Resultate rekordverdächtig mau.
       
   DIR Überraschungsteam in der NBA: Fideler Favoritenschreck
       
       Die Basketballer der Orlando Magic profitieren nach durchwachsener
       Vorsaison nun von ihren prächtigen Talenten und den Wagner-Brüdern.
       
   DIR Beginn der Basketball-Bundesliga: Weltmeisterliche Stimmung
       
       In der Basketball-Bundesliga hofft man zum Saisonstart auf den beflügelnden
       Effekt des deutschen WM-Titelgewinns. Es gibt erste Anzeichen dafür.
       
   DIR Deutschland ist Basketball-Weltmeister: Der 7-Stufen-Plan des Herrn Herbert
       
       Im Finale der Basketball-WM gewinnt das Team mit 83:77 gegen Serbien den
       Titel. Trainer Gordon Herbert hatte einen motivierenden Plan.
       
   DIR Hansi Flick und der Sieg im Basketball: Vom Spaß der anderen lernen
       
       Die deutschen Basketballer sind Weltmeister und Hansi Flick ist als
       Bundestrainer gefeuert. Dass Letzteres medial dominiert, ist Teil des
       Problems.
       
   DIR Ausnahmebasketballerin Sabally: Außergewöhnliche One-Woman-Show
       
       Die deutsche Basketballerin Satou Sabally erzielt für die Dallas Wings 40
       Punkte in einer Partie und damit einen persönlichen Rekord.