URI: 
       # taz.de -- Bauernproteste radikalisieren sich: „Sterben oder wehren“
       
       > Die Initiatoren der Bauerndemos werfen der Politik vor, ihre Branche
       > abschaffen zu wollen. Der gesamte Mittelstand Europas sei gefährdet.
       
   IMG Bild: Jetzt rollen sie wieder: Landwirte aus Schleswig-Holstein fahren mit Traktoren in Hamburg
       
       Berlin taz | Die Organisatoren der aktuellen Bauernproteste radikalisieren
       sich. „Entweder wir sterben oder wir wehren uns“, sagte Dirk Andresen,
       Sprecher der Initiative „Land schafft Verbindung“, in einem [1][im Internet
       verbreiteten Video]. Die von der Bundesregierung geplante Verschärfung der
       [2][Düngevorschriften] führe dazu, „dass unserem Berufsstand die Kehle
       durch einen dialogfreien Kompromiss abgeschnürt wird“. Die Bauern würden
       „zum Schafott geführt“. Andresen rief Landwirte und ihnen nahe Branchen wie
       Landhandel oder Lkw-Fahrer dazu auf, am Mittwochabend an großen Straßen
       „Flashmob“-Proteste mit ihren Fahrzeugen zu starten. Denn die Politik wolle
       ihre „Berufsstände abschaffen“.
       
       Ähnlich drastisch äußerten sich andere Vertreter der Bewegung, die vor
       Kurzem Zehntausende Bauern zu Demonstrationen mobilisiert hatte. Mehrere
       warfen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor, mit ihrem
       Klimaschutzprogramm nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch anderen
       Branchen zu schaden. Thomas Andresen, Mitgründer der Bewegung und
       Funktionär des schleswig-holsteinischen Bauernverbands, sagte, „[3][unsere
       ehemalige Flinten-Uschi] … fährt den kompletten Mittelstand in ganz Europa
       mit ihrem Green Deal an die Wand“. Der Landwirt ergänzte: „Wenn das so
       weiterläuft, … sind über 70 Jahre Frieden wahrscheinlich für die Tonne.“
       
       Die Online-Protestgruppe „[4][Fridays for Hubraum]“, die sich vor allem
       gegen Klimaschutz zulasten von Autofahrern richtet und bei Facebook mehr
       als 566.000 Mitglieder hat, schloss sich dem Aufruf zu den Flashmobs an.
       Ihr Gründer Christopher Grau erklärte: „[5][Unsere Landwirte leiden genauso
       unter politischen Entscheidungen wie wir.]“
       
       „Land schafft Verbindung“ wendet sich derzeit vor allem gegen einen Entwurf
       des Agrarministeriums für eine [6][Reform der Düngeverordnung]. Er soll
       besonders die Düngung mit Stickstoff einschränken. Die potenziell
       gesundheitsschädliche Stickstoffverbindung Nitrat belastet das Grundwasser,
       aus dem das meiste Trinkwasser gewonnen wird. In der Umwelt trägt zu viel
       Dünger zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel
       bei.
       
       ## Agrarministerium warnt vor Diktat aus Brüssel
       
       „Es wäre besser gewesen, die Düngeproblematik wäre schon vor Jahren
       abgeräumt worden. Jetzt müssen wir den geforderten Anpassungen der
       EU-Kommission nachkommen“, sagte ein Sprecher von Bundesagrarministerin
       Julia Klöckner (CDU) der taz. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs und
       ein Strafverfahren der EU-Kommission zur Umsetzung der Nitratrichtlinie
       führten dazu, dass Deutschland bei der Düngung an Stellen nachjustieren
       müsse, „an denen andere europäische Staaten schon länger deutlich strengere
       Regelungen vorsehen.“
       
       Sonst drohten Deutschland Strafzahlungen von bis zu 800.000 Euro pro Tag.
       Zudem würde Brüssel dann die Regelungen zur Düngung vorgeben. „Ein
       Nicht-Handeln wäre für alle Beteiligten also die schlechteste Option.“
       
       Das Agrarministerium entwickele derzeit ein „Bundesprogramm
       Nährstoffmanagement“, um die Bauern bei der Umsetzung der neuen Regeln zu
       unterstützen. Ziel sei es, „die Transportfähigkeit der flüssigen
       organischen Düngemittel durch Verarbeitung zu fördern“. Dann könnten sie in
       die Ackerbauregionen geliefert werden, wo es keine erhöhten Nitratwerte im
       Grundwasser gibt. Für die energetische Nutzung von Wirtschaftsdüngern
       stünden darüber hinaus aus dem Klimapaket der Bundesregierung bis 2023
       Mittel in Höhe von 180 Millionen Euro zur Verfügung.
       
       18 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://youtu.be/v5t8TwZlq9w
   DIR [2] /Nitrat/!t5013607/
   DIR [3] https://t.co/wn9GIv5b2t?amp=1
   DIR [4] https://www.facebook.com/groups/FridaysforHubraum/
   DIR [5] https://www.facebook.com/christopher.grau.165/posts/10215101800730729
   DIR [6] https://landschafftverbindung.de/wp-content/uploads/2019/12/Referentenentwurf-DVO-111219_Rein.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR Landwirtschaft
   DIR Düngemittel
   DIR Düngemittel
   DIR Green Deal
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Düngemittel
   DIR Landwirtschaft
   DIR Düngemittel
   DIR Düngemittel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nabu-Chef Krüger über Bauernproteste: „Wir müssen dringend reden“
       
       Deutschlands größter Umweltverband Nabu geht auf die Bauern zu.
       Jörg-Andreas Krüger über Umweltvorschriften, Diskrepanzen und Naturschutz.
       
   DIR Merkel bleibt hart beim „Agrargipfel“: Es gibt auch andere Bauern
       
       Beim „Agrargipfel“ lässt die Kanzlerin die Bauernbewegung gegen
       Umweltregeln abblitzen. Aber es melden sich auch kompromissbereite
       Landwirte.
       
   DIR Belastung der Umwelt: Zu viel Dünger
       
       Die Landwirtschaft brachte von 2008 bis 2017 deutlich mehr Stickstoff aus,
       als Pflanzen aufnehmen konnten. Das belastet Wasser, Klima und Natur.
       
   DIR Umweltbelastung durch Dünger: Verseuchen Bauern das Wasser?
       
       Der taz-Faktencheck zeigt: Der durchschnittliche Landwirt düngt zu viel und
       belastet das Grundwasser. Das ist eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt.