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       # taz.de -- Bedrohte Pressefreiheit in USA: Sachen packen im Pentagon
       
       > Die US-Regierung will alle Medien verpflichten, nur noch vom Pentagon
       > freigegebene Informationen zu publizieren. Fast alle weigern sich.
       
   IMG Bild: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (l.) beantwortet eine Frage von Reportern, während einer Pressekonferenz im Pentagon
       
       Es ist der Tag des großen Sachenpackens in den Presseräumen des Pentagon.
       Am Dienstag lief die Frist aus, die [1][US-Verteidigungsminister Pete
       Hegseth] den Medienorganisationen gesetzt hatte, um entweder eine
       Unterwerfungserklärung zu unterschreiben oder aber ihre Akkreditierungen
       [2][fürs Pentagon] zu verlieren und ihre Arbeitsplätze im Gebäude zu
       räumen. Nur ein einziger Sender, der extrem rechte One America News,
       unterschrieb die Erklärung – alle anderen waren am Mittwoch am Packen.
       
       Mitte September hatte Hegseth seine Bedingungen vorgestellt: Die Medien
       sollten sich verpflichten, in Militärangelegenheiten nur noch Informationen
       zu publizieren, die zuvor vom Pentagon freigegeben wurden. Jeglicher
       Versuch, durch eigene Recherche an Fakten zu gelangen, sollte somit
       unterbunden werden.
       
       Das ging jetzt [3][selbst Fox News] zu weit – dem Trump-Propaganda-Sender,
       bei dem Hegseth selbst noch bis vor Kurzem als TV-Moderator beschäftigt
       war. Auch der Murdoch-Sender weigerte sich zu unterschreiben und
       veröffentlichte stattdessen am Dienstag zusammen mit ABC, CBS, NBC und CNN
       eine Erklärung, in der es heißt, Hegseths Bedingungen „würden die
       Möglichkeiten der Journalisten einschränken, die Nation und die Welt über
       wichtige Dinge der nationalen Sicherheit zu informieren.
       
       Diese Politik ist ohne Beispiel und bedroht die Grundprinzipien geschützter
       journalistischer Arbeit. Wir werden weiterhin über das US-Militär
       berichten, so wie es jedes unserer Medien seit vielen Jahrzehnten getan
       hat, und die Prinzipien einer freien und unabhängigen Presse
       aufrechterhalten.“
       
       Es ist eine Allianz, die in den heutigen USA eigentlich unmöglich
       erscheint. Tatsächlich haben sich in den letzten Tagen alle großen Medien
       von rechts bis links geweigert, die Erklärung zu unterschreiben.
       
       ## Wahrscheinlich verfassungswidrig
       
       Auch aus den Reihen der Politik war Hegseths Vorschlag scharf kritisiert
       worden, als er im September öffentlich wurde. Der republikanische
       Abgeordnete Don Bacon schrieb da auf Twitter. „Das ist so dumm, dass es mir
       schwerfällt zu glauben, dass das wahr ist. Wir wollen keinen Haufen
       Prawda-Zeitungen, die nur die offizielle Position der Regierung lobpreisen.
       Eine freie Presse macht unser Land besser!“
       
       Auch die Vereinigung der Pentagon-Reporter hat das Ministerium
       aufgefordert, die Maßnahmen „zu überdenken“. Sie bezeichnet das Vorgehen
       als „wahrscheinlich verfassungswidrig“ und erklärt: „Die vom Pentagon
       geforderte Bestätigung ist besonders problematisch, da sie von Reportern
       verlangt, ihr ‚Verständnis‘ dafür zum Ausdruck zu bringen, dass die
       Offenlegung nicht genehmigter Informationen, ob geheim oder nicht,
       unweigerlich Schaden verursache – etwas, von dem alle Beteiligten wissen,
       dass es nicht wahr ist.“
       
       Massive Kritik an Hegseths Vorgehen kam aus allen großen Medienhäuser und
       von allen großen Nachrichtenagenturen, die sich ebenfalls weigerten, die
       21-seitige Erklärung zu unterschreiben.
       
       Minister Hegseth hingegen verteidigt seinen Zensurversuch. Bei einem kurzen
       gemeinsamen Pressetermin mit Präsident Donald Trump sagte Hegseth am
       Dienstag, sein Vorgehen sei „gesunder Menschenverstand“. „Wir versuchen
       sicherzustellen, dass unsere nationale Sicherheit respektiert wird, und wir
       sind stolz darauf.“
       
       Trump, selbst im Dauerangriffsmodus auf jegliche kritische
       Berichterstattung, sprang Hegseth bei: „Wenn es um Fragen des Krieges und
       jetzt unseres großartigen Kriegsministeriums geht, dann stört es mich, wenn
       ich Soldaten oder sogar hochrangige Generäle mit euch [Journalisten; d
       Red.] im Schlepptau herumlaufen sehe – denn sie können einen Fehler machen,
       und so ein Fehler kann tragisch sein.“
       
       Eine so einheitliche Ablehnung einer Maßnahme der Trump-Regierung durch die
       Presse hat es in Trumps Amtszeiten noch nie gegeben. Wenn Hegseth die
       Anordnung nicht zurückzieht, dürfte die Angelegenheit vor Gericht landen.
       
       15 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hegseth-und-Trum-gegen-Woke-Agenda/!6117226
   DIR [2] /Peter-Hegseth-in-Signal-Gruppe/!6079533
   DIR [3] /Falschaussagen-bei-Fox-News/!5915855
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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