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       # taz.de -- Beginn der Filmfestspiele von Venedig: Hollywood ohne Stars
       
       > Lidokino 1: Heute beginnen die Filmfestspiele von Venedig. Ein bisschen
       > stehen auch sie im Zeichen des Streiks in den USA.
       
   IMG Bild: Leer wird der rote Teppich trotzdem nicht bleiben
       
       Die Internationalen Filmfestspiele von Venedig, die heute auf dem Lido
       beginnen, können sich freuen. Vom Streik in Hollywood ist ihr Programm fast
       nicht betroffen. Lediglich ein Film fehlt dieses Jahr in der Auswahl: Der
       Tennis-Liebesfilm „Challengers“ von Luca Guadagnino wird heute nicht, wie
       ursprünglich gedacht, zur Eröffnung laufen.
       
       Stattdessen gibt es zum Auftakt der 80. Ausgabe der Mostra internazionale
       d’arte cinematografica jetzt Edoardo De Angelis’ Kriegsdrama „Comandante“
       über den italienischen U-Boot-Kapitän Salvatore Todaro, der im Zweiten
       Weltkrieg ein belgisches Handelsschiff versenkte und anschließend dessen
       Besatzung rettete, wobei er sich und seine Mannschaft gefährdete.
       
       Abgesehen von Guadagnino beziehungsweise seinen Darstellern kommt dieses
       Jahr jedoch reichlich Prominenz aus Hollywood auf die Leinwand. Die
       Regisseurin Sofia Coppola präsentiert im Wettbwerb ihr Biopic „Priscilla“
       über Priscilla Beaulieu, die später den Familiennamen ihres Ehemanns Elvis
       Presley annahm.
       
       Coppolas Kollege Bradley Cooper hat mit „Maestro“ das Leben des Dirigenten
       Leonard Bernstein verfilmt, mit Cooper selbst in der Hauptrolle. Auch
       Michael Mann erzählt in „Ferrari“ das Leben einer Berühmtheit, des
       Rennfahrers und späteren Sportwagenherstellers Enzo Ferrari. Daneben ist
       David Fincher mit der Comicverfilmung „The Killer“ am Lido vertreten.
       
       ## Hollywoodschauspieler bleiben fern
       
       Eigentlich alles wie gewohnt, da in Venedig inzwischen traditionell die
       [1][Anwärter für die kommenden Oscars] vorgestellt werden. Mit dem kleinen
       Unterschied, dass viele der Stars aus diesen Filmen mit großer
       Wahrscheinlichkeit nicht auf dem roten Teppich erscheinen. Durch den
       [2][Streik in Hollywood dürften die Schauspieler Hollywoods ihrer
       Zugehörigkeit zur Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA] wegen den
       Filmfestspielen komplett fernbleiben, selbst Bradley Cooper, der als
       Regisseur ja in zweifacher Funktion antritt.
       
       Ausnahmen könnte es für Filme geben, die außerhalb des Studiosystems von
       Hollywood entstanden, wie Manns „Ferrari“. Womöglich bleiben die
       Hauptdarsteller Adam Driver und Penelope Cruz allerdings aus Solidarität zu
       Hause.
       
       Einen leeren roten Teppich müssen die Besucher ohnehin nicht befürchten,
       sind doch reichlich Stars aus anderen Teilen der Welt zu erwarten. So tritt
       der Franzose Bertrand Bonello mit Léa Seydoux in seinem Wettbewerbsfilm „La
       bête“ an, der Däne Nikolaj Arcel kann für seinen „Bastarden“ mit Mads
       Mikkelsen gegenhalten, und im italienischen Wettbewerbsbeitrag „Lubo“ von
       Giorgio Diritti spielt Franz Rogowski die Hauptrolle.
       
       Unter den italienischen Stars ist der vielbeschäftigte Pierfrancesco Favino
       gleich zweimal dabei: einmal als Hauptdarsteller in „Comandante“ und
       ebenfalls in Stefano Sollimas „Adagio“. Aus Deutschland ist Timm Krögers
       Film noir „Die Theorie von allem“ im Rennen um den Goldenen Löwen.
       
       ## Polanski und Allen außer Konkurrenz
       
       Krawallpotenzial wäre unter den älteren Herrschaften zu vermuten, denn mit
       Roman Polanski und Woody Allen sind zwei Regisseure in der Auswahl
       gelandet, die beide [3][in der Kritik stehen, weil ihnen Vergewaltigung
       (Polanski)] oder sexueller Missbrauch (Allen) vorgeworfen wird. Polanski
       ist zudem wegen „außerehelichen Geschlechtsverkehrs mit einer
       Minderjährigen“ verurteilt. Ihre neuen Filme laufen außer Konkurrenz.
       
       Wie auch ein neuer Film der inzwischen 90 Jahre alten italienischen
       Regisseurin Liliana Cavani, fast 50 Jahre nach ihrem oft missverstandenen
       Klassiker „Der Nachtportier“ von 1974. Auf ihren Spielfilm „L’ordine del
       tempo“ (Die Ordnung der Zeit) nach dem gleichnamigen Sachbuch des Physikers
       Carlo Rovelli darf man sehr gespannt sein.
       
       30 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR Tim Caspar Boehme
       
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