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       # taz.de -- Berichterstattung über die IAA-Proteste: taz-Kollege festgesetzt
       
       > Nach über drei Stunden in Gewahrsam ist Michael Trammer am Abend
       > freigelassen worden. Vorübergehend hatte die Polizei ihm ein faktisches
       > Berichtsverbot erteilt.
       
   IMG Bild: Protestierende sitzen vor einem besetzen Haus, um gegen die Automesse IAA zu demonstrieren
       
       Im Rahmen der Hausbesetzung in München durch AktivistInnen, die dadurch
       unter anderem gegen die Internationale Automobil-Ausstellung protestieren
       wollten, hat die Polizei München am Freitag den freien taz-Kollegen Michael
       Trammer festgesetzt. Trammer hatte die BesetzerInnen in das Haus begleitet.
       [1][Er selbst hatte am Freitagnachmittag getwittert], er werde ins Münchner
       Polizeipräsidium gebracht, ihm werde Hausfriedensbruch vorgeworfen.
       
       Nach mehr als drei Stunden in Gewahrsam wurde Michael Trammer wieder frei
       gelassen. Allerdings schloss ihn die Polizei München von der weiteren
       Bericherstattung aus. Ihm wurde eine Gefährderansprache und ein
       Betretungsverbot für alle Veranstaltungsflächen der IAA erteilt. „Dies ist
       offensichtlich rechtswidrig und ist eine massive Einschränkung der
       grundgesetzlich garantierten Pressefreiheit“, sagt Rechtsanwalt Florian
       Kubsch, der Trammer vor Ort betreut. Das Betretungsverbot hob die Polizei
       am späten Freitagabend schließlich wieder auf.
       
       Die taz-Chefredakteurinnen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann
       kommentierten: „Schön, dass unser Kollege wieder frei ist – aber ein
       faktisches Berichtsverbot für Michael Trammer beruhigt uns überhaupt
       nicht.“
       
       Junge und Winkelmann hatten die Münchner Polizei umgehend kontaktiert und
       die Freilassung Trammers gefordert. Ihrer Ansicht konnte es sich
       bestenfalls um einen Irrtum handeln, denn JournalistInnen hätten das Recht,
       Protestaktionen zu begleiten und zu dokumentieren. Der Pressesprecher der
       Polizei München Andreas Franken erklärte der taz jedoch, Trammer sei vom
       Vorwurf des Hausfriedensbruchs nicht ausgenommen, nur weil er Journalist
       sei. In der Tat sei man aber „sensibilisiert“, dass von der Räumung des
       widerrechtlich besetzten Hauses auch ein Journalist betroffen gewesen sei,
       ein Irrtum liege also nicht vor. Deshalb seien die KollegInnen im Präsidium
       angehalten, dass dieser Sachverhalt „bevorrechtigt behandelt“ werde.
       
       Die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und
       Journalisten-Union (dju) in ver.di, Monique Hofmann, kritisierte das in
       Teilen skandalöse Einsatzverhalten der Polizei rund um die IAA in München.
       „Es kann nicht sein, dass Journalisten wie Michael Trammer stundenlang
       festgehalten werden und nicht ihrer Arbeit nachgehen können, obwohl sie
       durch einen bundeseinheitlichen Presseausweis als hauptberuflich tätige
       Journalisten erkennbar sind.“ Erst gestern seien zudem vier Journalisten
       anderthalb Stunden in einer Gefangenensammelstelle festgehalten worden.
       Dagegen werde die dju in ver.di gerichtlich vorgehen, kündigte Hofmann an.
       
       10 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/mic_tra/status/1436317139623886849
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Junge
   DIR Ulrike Winkelmann
       
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