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       # taz.de -- Berliner Adventskalender (18): Der Platz des 18. März
       
       > Mittelpunkt der Republik und doch reizlos ist der Platz westlich des
       > Brandenburger Tors. Seit dem Jahr 2000 heißt er Platz des 18. März.
       
   IMG Bild: Einmal im Mittelpunkt: Der Platz des 18. März beim Fest der Einheit 2009
       
       Ausgesperrt, eingemauert und von den Nazis mit Füßen getreten - der Platz
       vor dem Brandenburger Tor hat einiges mitgemacht. Sein heutiger Name
       erinnert gleich an den 18. März zweier Jahre.
       
       Windig ist es hier um diese Jahreszeit und ungemütlich. Die Siegesgöttin
       Viktoria auf der Quadriga wendet einem den Hintern zu. Auf dem Platz des
       18. März kommt man sich vor wie außerhalb der Stadt. Und tatsächlich lag er
       auch lange vor ihren Toren. Hinter der Stadtmauer kämpften am 18. März 1848
       Revolutionäre an den Barrikaden. Der König gab schließlich nach und der
       Schwung der Demokraten reichte sogar noch für die Ausarbeitung der
       Grundzüge des heutigen Grundgesetzes.
       
       Volker Schröder von der Aktion 18. März, die für den Namen dieses Ortes
       mitverantwortlich ist, spricht dem heutigen Platz des 18. März dabei eine
       zentrale Rolle zu: "Er war das Scharnier zwischen den Zelten im Tiergarten,
       in denen sich die Demokraten versammelten und diskutierten, und dem
       Geschehen in der Stadt." Jürgen Karwelat, Mitglied der Berliner
       Geschichtswerkstatt, fügt hinzu: "Dort kam es des Öfteren zu
       Konfrontationen zwischen der Obrigkeit und den Heimkehrenden." Doch nicht
       nur Demokraten überquerten das Gelände.
       
       Am 30. Januar 1933 feierten die Nationalsozialisten ihre Machtübernahme mit
       einem Fackelzug über den Platz, den sie kurz darauf nach Reichspräsident
       Hindenburg benannten. Mit dem 18. März hatten sie nichts am Hut. "Unter den
       Faschisten waren selbst die Gedenkfeiern am Friedhof der Märzgefallenen
       verboten", sagt Karwelat.
       
       In der Nacht zum 13. August 1961 wurde das mittlerweile in Platz vor dem
       Brandenburger Tor zurückbenannte Gelände dann wieder aus einer Stadt
       ausgeschlossen. Es wurde ein Teil des Todesstreifens, zum Westen hin von
       einer drei Meter dicken Panzersperre begrenzt. 1987 forderte Ronald Reagan
       in Richtung des Platzes gewandt: "Mr. Gorbachev, tear down this wall!" Am
       22. Dezember 1989 erfüllte sich diese Forderung. Die untergehende
       DDR-Führung installierte dort einen zusätzlichen Grenzübergang. Drei Monate
       später fanden die ersten freien Volkskammerwahlen der DDR statt - am 18.
       März 1990. Der DDR-Bürgerrechtler Konrad Weiß erklärt: "Wir haben der
       Modrow-Regierung dieses Datum hartnäckig abgerungen. Wir wollten uns damit
       in die Tradition der achtundvierziger Demokratiebewegung stellen."
       
       Auch heute noch ist der Platz ein Ort der Demokratie und der Bürger. Viele
       Demonstrationen beginnen oder enden hier, ebenso wie die Berliner
       Partymeile. Durch seine Lage am Brandenburger Tor wirkt der Platz oft wie
       der Mittelpunkt der Republik. Dennoch ist er reizlos und kahl. Kein Wunder,
       wenn man bedenkt, wie er behandelt wurde.
       
       18 Dec 2009
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Schwarzbeck
       
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