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       # taz.de -- Besuch im Pergamonmuseum: Nächstes Mal erst wieder 2037
       
       > Ischtar-Tor und Prozessionsstraße, Highlights der Museumsinsel, sind ab
       > Oktober wegen der Sanierung des Museums nicht mehr zu sehen – 14 Jahre
       > lang!
       
   IMG Bild: Noch einmal vor der Schließung für 14 Jahre im Pergamonmuseum das Ischtar-Tor anschauen
       
       Noch einmal davor stehen, noch einmal staunen, ein letztes Mal vielleicht.
       Es ist Donnerstagabend und damit der Abend der längeren Öffnungszeiten in
       staatlichen Museen. Was bedeutet: Auch das bald nicht bloß über Nacht,
       sondern langfristig schließende Pergamonmuseum ist bis 20 Uhr geöffnet.
       Lang genug, um nochmal das anzugucken, was den Schreiber dieser Zeilen
       begeistert, seit er mit 12, 13 Jahren in einem
       Archäologie-verstehen-leicht-gemacht-Klassiker erstmals davon las: das
       Ischtar-Tor! Die babylonische Prozessionsstraße! Die blauen Ziegel, die
       Löwen darauf! Entdeckt Ende des 19. Jahrhunderts, über Jahrzehnte
       ausgegraben und in Hunderten Kisten mit Ziegelbrocken zum gerade
       entstehenden Museum am Kupfergraben verschifft.
       
       Lange war das alles Buchwissen. Bis da plötzlich dieser Besuch in Berlin
       kam, die weißlich leuchtenden Buchstaben „Pergamonmuseum“ über dem
       damaligen Eingang durch herbstlichen Nebel drangen und fünf Minuten später
       die blauen Kacheln zum Anfassen nah waren. Später mindestens alle zwei
       Jahre ein Abstecher in die Prozessionsstraße, oft mit dem erwähnten
       Klassiker der Jugendtage in der Hand, [1][C.W. Cerams „Götter, Gräber und
       Gelehrte]“, aufgeschlagen ab Seite 283, wo es heißt, das babylonische
       Original sei „die wohl prächtigste Straße der Welt“ gewesen
       
       Das Buch, bereits 1949 erschienen, begeisterte mit seiner anschaulichen
       Schreibweise – wie der allein schon die Entdeckung des Tutanchamun-Grabs
       krimimäßig schildert! Oder [2][die Entzifferung der Hieroglyphen] durch
       Champollion! – viele für den vermeintlich trockenen Stoff der Archäologie.
       Und das nicht bloß in Deutschland, sondern, laut Wikipedia jedenfalls,
       weltweit.
       
       ## Anwohnerin Merkel wäre dann 83
       
       Ab Oktober werden es trotz Internets vorrangig wieder jene Buchseiten sein,
       die das Tor und die Prozessionsstraße vor das innere Auge führen. Denn das
       Museum schließt für eine aufwändige Sanierung. Aufwändig bedeutet hier vor
       allem: langwierig. Der nördliche Teil [3][mit dem namensgebenden
       Pergamonaltar] soll zwar schon – schon? – 2027 wieder öffnen, der südliche
       aber, der mit Straße und Tor, erst 2037.
       
       Ja, richtig gelesen: 2037. Das sind 14 Jahre, zwei Jahre länger als die auf
       1.000 Jahre angelegte, aber glücklicherweise nach zwölf Jahren beendete
       Nazi-Herrschaft. Die gegenüber vom Museum wohnende Exkanzlerin Angela
       Merkel könnte dann 83 sein, der von C. W. Ceram so begeisterte Verfasser
       70. In solchen Zeiträumen muss wahrscheinlich denken, wer es mit der
       Bewahrung von Weltkulturerbe zu tun hat. Bis zur Ausstellungseröffnung von
       Ischtar-Tor und Prozessionsstraße waren seit den ersten Funden 1897 ja auch
       über 30 Jahre vergangen.
       
       Bis zum letzten Öffnungstag für 14 Jahre sind es zwar noch ein paar Monate.
       Aber lieber nichts aufschieben – plötzlich ist diese Zeit vorbei und das
       Museum dicht. Also jetzt hin und rein: Carpe museem sozusagen.
       
       22 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.rowohlt.de/buch/c-w-ceram-goetter-graeber-und-gelehrte-9783498009359
   DIR [2] https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/stein-von-rosette/#s0
   DIR [3] https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/antikensammlung/sammeln-forschen/3d-modell-des-pergamonaltars/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
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