URI: 
       # taz.de -- Black Lives Matter-Demo in Berlin: Vorbildlicher Protest
       
       > Am Samstag versammelten sich wieder über 1.000 Menschen zur
       > Black-Lives-Matter-Demo. Dieses Mal bleibt der Protest friedlich.
       
   IMG Bild: Die Siegessäule fest im Blick: Black Lives Matter-Demo am Samstag
       
       Berlin taz | „We believe in love, we believe in equality!“ Die Fäuste
       hunderter Demonstrant:innen am Großen Stern recken sich in die Luft, auf
       ihren Plakaten der Spruch: „Black Lives Matter“, Ausdruck der Forderung
       nach Gerechtigkeit – für George Floyd und für alle BPoC (Black and People
       of Color), die sich konsequenzloser Polizeigewalt und Rassismus ausgesetzt
       sehen. Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners in Minneapolis wollen
       die Proteste auch hierzulande nicht abreißen.
       
       Bei der letzten Black-Lives-Matter-Demonstration am Alexanderplatz am 6.
       Juni mit über 15.000 Menschen konnten zuletzt Abstandsregeln nicht mehr
       eingehalten werden, viele Teilnehmer:innen verzichteten auf das Tragen von
       Masken. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auf
       [1][Anfrage der Grünen-Abgeordneten June Tomiak] wurde zudem publik, dass
       sich unter den 89 vorübergehend Festgenommenen auch 25 Minderjährige
       befanden.
       
       Die Atmosphäre an diesem Samstag hingegen ist friedlich. Die Hitze flimmert
       über der schattenlosen Straße des 17. Juni und die goldene Siegessäule
       strahlt über den Köpfen der Demonstrant:innen, die in kleinen Grüppchen den
       Redner:innen applaudieren. Auf der Bühne kann jeder und jede sprechen, auch
       ohne vorige Anmeldung.
       
       Es werden bewegende persönliche Geschichten geteilt, unter anderem von
       Vanessa H., die vor wenigen Wochen in einem Drogeriemarkt rassistisch
       beleidigt wurde. Doch trotz der aufwühlenden Reden halten sich die
       Teilnehmer:innen geradezu vorbildlich an die geltenden Hygieneregeln.
       
       ## Klebeband fürs Abstand halten
       
       Die Veranstalterin, Uchechi May Nzerem Chineke, hat eigens mit den
       Ordner:innen Abstandsmarkierungen mit Klebeband auf der Straße angebracht.
       Und sogar der Berliner Polizeisprecher Thilo Cablitz zeigt sich beeindruckt
       von der professionellen Organisation. Etwa 1.100 Menschen haben sich laut
       Polizeieinschätzung versammelt – bei Facebook hatten zunächst über 8.000
       gesagt, teilnehmen zu wollen.
       
       Eine Teilnehmerin ist heute mit zwei Freunden gekommen, sie haben sich vor
       einigen Monaten bei einem Workshop zum Umgang mit Diskriminierung
       kennengelernt. Sie fordern, dass BPoC in Wirtschaft und Bildungswesen viel
       stärker gefördert werden: „Es ist fatal, dass wir als Kinder keine
       schwarzen Vorbilder haben – zum Beispiel Lehrer, zu denen wir aufschauen.“
       
       Für echte Veränderung müssten die Betroffenen selbst in der Verantwortung
       sein. Was sie sich für die [2][Berichterstattung von BLM-Demonstrationen]
       wünscht? „Dass die Sache im Fokus steht: Die Diskriminierung, mit der wir
       auch in Deutschland alltäglich konfrontiert sind. Und nicht die Einhaltung
       der Hygieneregeln.“
       
       Und doch ist dies wohl der am meisten gesprochene Satz auf der Bühne:
       „Bitte haltet euch an den Mindestabstand! Denkt daran, wir werden
       beobachtet.“ Letzteres ist wohl auch an die Adresse der Polizei zu
       verstehen: auch wenn alles ruhig blieb an diesem Samstag, der
       [3][Beziehungsstatus bleibt angespannt].
       
       28 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Polizei-bei-Black-Lives-Matter-Demo/!5697322
   DIR [2] /Bremen-gegen-Rassismus/!5691448
   DIR [3] /Linke-Medien-und-die-Polizei/!5692814
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Kühne
       
       ## TAGS
       
   DIR Black Lives Matter
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR George Floyd
   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Christopher Street Day (CSD)
   DIR Polizei Berlin
   DIR Black Lives Matter
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ein Jahr nach Tod von George Floyd: Zeit für Forderungen
       
       Seit Floyds Tod geht Black Lives Matter verstärkt auf die Straße. Doch
       systematische Unterdrückung von BIPoC wird nicht allein mit Demos beendet.
       
   DIR Strategien für die Krise: Solidarität und Verantwortung
       
       In einer Welt voller Hass und Gewalt hilft vermutlich nur noch ein Appell
       an den Menschenverstand und an die Menschlichkeit. Und Information.
       
   DIR Pride-Demo in Berlin: Laut und bunt und stolz
       
       Tausende demonstrierten am Samstag für die Rechte von queeren Menschen:
       „Pride Berlin“ versteht sich auch als politischer Gegenentwurf zum CSD.
       
   DIR Polizei bei Black Lives Matter-Demo: Hart gegen Minderjährige
       
       Beim Protest gegen Polizeigewalt in Berlin wurden auffallend viele
       Jugendliche festgenommen und verletzt. Am Samstag wird wieder protestiert.
       
   DIR Bremen gegen Rassismus: „Kein Trend, der verpuffen darf“
       
       Die Bremer „Black Lives Matter“-Demo soll darüber aufklären wie man sich
       gegen Rassismus wehren kann, sagen die Organisatorinnen.