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       # taz.de -- Blockupy-Protest in Frankfurt: Widerstand dem Kapitalismus
       
       > Zehntausende kamen nach Frankfurt, um gegen die EZB zu demonstrieren. Am
       > Morgen kam es zu Ausschreitungen, nachmittags blieb es friedlich.
       > Protokoll des Tages.
       
   IMG Bild: Friedliche Kapitalismuskritik.
       
       Autos brannten, Wasserwerfer waren im Einsatz und mehr als 200 Menschen
       wurden verletzt: Die Proteste der Blockupy-Bewegung hatten einen
       gewalttätigen Auftakt, während das neue Gebäude der Europäischen
       Zentralbank abgeschottet und mit ausgewählten Gästen eröffnet wurde. Bei
       der großen Kundgebung vor dem Rathaus traten Redner wie die
       Globalisierungskritikerin Naomi Klein, Sarah Wagenknecht (Linke) und
       Vertreter des linken Bündnisses Podemos aus Spanien auf. Dort wie bei dem
       anschließenden Zug durch die Frankfurter Innenstadt demonstierten
       Zehntausende friedlich gegen die EU-Krisenpolitik. Lesen Sie hier alles zum
       Protesttag in Frankfurt. 
       
       19.00 Uhr: Letzte Demonstranten erreichen den Opernplatz: Aus den
       Lautsprechern schallt es: „Liebe Demonstranten, die ihr jetzt noch ankommt.
       Die Kundgebung ist schon vorbei. Ihr seid zu spät, denn ihr seid zu viele!“
       (epe) 
       
       18.57 Uhr: Die Polizei zählte rund 17.000 Menschen, die sich nach der
       dreistündigen Hauptkundgebung auf dem Frankfurter Römerberg zu einem
       Protestmarsch durch die Innenstadt formierten. (dpa) 
       
       18.36 Uhr: Mit Musik von Ton, Steine, Scherben endet Blockupy. Einige
       Demonstranten zünden bunte Rauchbomben oder schwenken Fahnen, die Polizei
       hält sich zurück. „Irgendwie fühle ich mich jetzt hier so rausgerissen“,
       sagt eine junge Frau, deren Bezugsgruppe zum Aufbruch drängt. „Ich könnte
       jetzt eigentlich noch gut weitermachen.“ (cja) 
       
       18.27 Uhr: Langsam erreicht die Demo ihr Ende. Das Motto der Demonstration
       könnte dem auf einem Transparent entsprechen: „Für ein Ende der Gewalt. Für
       den Kommunismus.“ (epe) 
       
       18.24 Uhr: Hochstraße. Hinter den Glasfassaden des Hotel Hilton stehen
       Herren in guten Anzügen. Sie blicken neugierig durch die Scheiben, trauen
       sich aber nicht raus. Draußen tänzelt der pinke Block an ihnen vorbei.
       (mka) 
       
       18.07 Uhr: Laut den Organisatoren von Blockupy hat die Demonstration 20.000
       Teilnehmer. (lei) 
       
       18.05 Uhr: Neben dem Banken- und Krisenthema ist es auch immer wieder die
       Flüchtlingsthematik, die die Demonstranten bewegt und über die auf dem Weg
       durch Frankfurt gesprochen wird. (lei) 
       
       17.55 Uhr: Sind es jetzt 10.000, 20.000 oder 30.000? Kurz vor dem
       Eschenheimer Tor diskutieren die Demonstranten, wie groß ihr Zug ist.
       Versuche, vom Straßenrand aus Anfang oder Ende des Zuges zu sehen,
       scheitern. (cja) 
       
       17.42 Uhr: Begleitet von der Polizeieskorte läuft der Demozug. An der Ecke
       Bleichstraße/Konrad-Adenauer-Straße warten zwei tropfende Wasserwerfer auf
       die bis dato ausbleibenden Krawalle. Vereinzelt waschen sich Demonstranten
       die Hände in dem herunterrinnenden Wasser. Während vorne alles ruhig ist,
       werden im hinteren Teil bunte Bengalos gezündet. (lei) 
       
       17.35 Uhr: Weiterer „fun fact“: In Frankfurt sind fast alle Wasserwerfer
       Deutschlands im Einsatz. Es sind 28. Der Einsatz heute in Frankfurt könnte
       für die Polizei der Testlauf für die G7-Proteste am 7. und 8. Juni auf
       Schloss Elmau in Krün sein. (hav) 
       
       17.33 Uhr: Neue Verletztenzahl am späten Nachmittag. Nach Polizei-Angaben
       wurden bis zum Nachmittag mindestens 94 Polizisten verletzt, die meisten
       davon durch Reizgas. Das Blockupy-Bündnis teilte mit, beim Einsatz von
       Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien mehr als
       130 Demonstranten verletzt worden. (dpa) 
       
       17.27 Uhr: „Warum ich hier bin? Aus dem gleichen Grund wie 10.000 andere
       auch! Zeigen, dass ich nicht einverstanden bin mit der Politik, für die die
       EZB symbolisch steht“, sagt eine Studentin aus Münster. (lei) 
       
       17.02 Uhr: Am Donnerstag beschäftigt sich auch der Bundestag mit den
       Krawallen in Frankfurt. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sei
       schockiert von den Vorgängen und habe kurzfristig für 14 Uhr eine
       sogenannte „vereinbarte Debatte“ im Parlament angeregt, teilte ein Sprecher
       der Unionsfraktion mit. Die Debatte sei von den Fraktionsführungen
       beschlossen worden. (dpa) 
       
       17.00 Uhr: Yes, they can! Die Demo wird – erstmals – von Frauen aus allen
       Teilen Europas angeführt. Passenderweise lautet ihr Schlagwort auf den
       Regenschirmen „ResistSister“ („WiderstandsSchwester“). Und startet
       pünktlich um kurz nach 17 Uhr. (lei) 
       
       16.50 Uhr: Das Erste sendet am Abend um 20.15 Uhr [1][einen Brennpunk]t zum
       Protesttag in Frankfurt. (hav) 
       
       16.38 Uhr: Die Polizei scheint auch noch einmal zu mobilisieren: im
       Nordwestzentrum und an der Konstablerwache, einem zentralen Platz in der
       Innenstadt. Auch der Polizei-Hubschrauber ist wieder im Einsatz. (lei) 
       
       16.34 Uhr: „Proteste gegen die blinde Austeritätspolitik sind berechtigt.
       Aber diese Bilder von Blockupy helfen genau den Falschen“. kritisiert Sven
       Giegold, Sprecher der Grünen im Europaparlament. (dpa) 
       
       16.22 Uhr: Auch der Innenminister äußert sich zu der Gewalt und den
       Ausschreitungen: „Alle, die sich hier missbräuchlich auf Freiheitsrechte
       berufen, müssen mit der vollen Härte des Rechtsstaats rechnen“, sagte
       Thomas de Maizière in Berlin. „Das Ausmaß der Gewalt spricht dafür, dass
       solche Aktionen seit langem geplant waren.“ Gewalt habe nichts mit dem
       Recht auf Demonstrationsfreiheit zu tun. Niemand dürfe dies rechtfertigen.
       „Wir freuen uns im Gegenteil darüber, dass die EZB ihren Sitz in
       Deutschland hat.“ Seine Gedanken seien bei den verletzten Polizisten und
       Einsatzkräften sowie ihren Angehörigen. (dpa) 
       
       16.15 Uhr: Die Polizei Frankfurt spricht von 10.000 Menschen bei der
       Kundgebung am Römer. (hav) 
       
       16.08 Uhr: CDU-Politiker Jens Spahn twittert zu den Ausschreitungen in
       Frankfurt: [2][„Nicht auszudenken, wenn Pegida sich benommen hätte wie
       Blockupy heut in FFM. Gewalt, Randale, blinde Wut. Schande für Deutschland?
       #nurmalso.“] (hav) 
       
       16.00 Uhr: Beim Mukkewagen an der Paulskirche bleiben Leute stehen und
       tanzen mit, die man sonst wohl nicht so erreicht hätte. Hedonistisch – oder
       eine kluge Idee für die nächsten Protestaktionen? (lei) 
       
       15.45 Uhr: Eleonora Demajo ist aus Neapel in Italien mit dem
       Regenbogenblock nach Frankfurt gereist: „Neapel ist eine der ärmsten Städte
       Europas. Ich kämpfe in Frankfurt für ein gemeinsames europäisches
       Grundeinkommen. Das kann verhindern, dass die Menschen wie in Neapel
       massenhaft in Armut abrutschen. Wir kämpfen hier nicht nur gegen eine
       falsche europäische Politik, sondern auch gegen die Angst in unseren
       Herkunftsländern“, sagt die 26-Jährige. (lei) 
       
       15.30 Uhr: Die Gerüchte um ein Verbot der Demo um 17 Uhr scheinen sich
       nicht zu bestätigen. In der Nähe des Römers werden die Lautsprecherwagen
       vorbereitet und geschmückt. (epe) 
       
       15.15 Uhr: Wann war der Römer zuletzt so voll? Mindestens 5.000 Leute sind
       gekommen. Sprecher von der linken spanischen Bewegung Podemos, Attac France
       und Blockupy International treten auf. „Mit dem grandiosen Erfolg der
       europäischen Mobilisierung tun sich ganz neue Chancen für transnationale
       Bewegungen auf“, so ein Vertreter von Blockupy International. Und für den
       Podemos-Sprecher gibt es riesigen Applaus: „Ein Journalist hat mich
       gefragt: 'Warum seid Ihr hier?' und ich sagte: Wir sind nicht gegen
       Deutschland. Aber wir sind gegen Merkel und ihre Politik.“ Solidarisch und
       vereint für ein friedliches Europa von unten, dafür müsse man kämpfen.
       „Syriza“ und „Podemos“-Sprechchöre im Publikum. (lei/epe) 
       
       14.56 Uhr: Fun fact zur EZB-Eröffnung: Zur Feier waren ausschließlich
       Journalisten von Nachrichtenagenturen und dem Hessischen Rundfunk
       zugelassen. Sie und die 100 geladenen Gäste wurden mit Polizeibegleitung in
       einem Bus über die gesperrte Autobahn zu der Veranstaltung gebracht.
       (dpa/hav) 
       
       14.43 Uhr: Der Tag in weiteren Zahlen: Nach Angaben der Polizei waren rund
       3.000 Demonstranten am Zaun aufgezogen und versuchten, das weiträumig
       abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen, wurden aber von den Beamten
       gestoppt. Laut Blockupy waren etwa 6.000 Aktivisten unterwegs, davon 1.000
       aus dem Ausland.
       
       15 Personen wurden festgenommen. Ihnen wird Brandstiftung, schwerer
       Landfriedensbruch und Widerstand vorgeworfen. Die Polizei setzte insgesamt
       rund 350 Aktivisten fest, um ihre Personalien festzustellen. Von einem
       Kessel wollte die Polizei nicht sprechen. Nach Polizeiangaben wurden bis
       zum Mittag 91 Polizisten verletzt, einige seien von Steinen am Kopf
       getroffen worden. Ein Sprecher des Blockupy-Bündnisses berichtete, beim
       Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei
       seien 128 Demonstranten verletzt worden. (dpa) 
       
       14.35 Uhr: An der Hauptwache gibt es eine Kundgebung in Gedenken an die in
       Syrien getötete Ivana Hoffmann. [3][Sie ist die erste Deutsche, die im
       Krieg gegen den IS gestorben ist]. In einer Gedenkminute strecken die
       Teilnehmer ihre Hände zu Fäusten geballt in die Höhe oder zeigen das
       Peace-Zeichen, in diesem Kontext das Zeichen für den kurdischen Kampf.
       (epe) 
       
       14.20 Uhr: Ich geh mit meiner Polizeieskorte, und meine Polizeieskorte mit
       mir... Kaum sind mehr als 50 Demonstranten zusammen, folgt die Polizei. Am
       Frankfurter Rathaus, dem Römer, geht es jetzt los mit einer Kundgebung. Es
       ist so voll, dass sich die Leute bis weit in die Braubachstraße und vor die
       Paulskirche stauen. (lei) 
       
       14.12 Uhr: Zu den Protesten in Frankfurt äußert sich Katja Kipping von der
       Linken. „Als Linke haben wir zu Protesten gegen die unsoziale
       Troika-Politik im Rahmen des Aktionskonsens aufgerufen. Dieser sah
       ausdrücklich friedliche Aktionen vor. Leider haben sich nicht alle an
       diesen Konsens gehalten.“ Der Dank gelte allen, die zu einer Deeskalation
       beigetragen haben. „Dies war auch deshalb notwendig, weil Teile der Polizei
       die Stimmung aufgeheizt haben“, heißt es in dem schriftlichen Statement
       weiter. (hav) 
       
       14.00 Uhr: „Wir sind hier um unsere Solidarität bei diesem europäischen
       Anliegen zu zeigen. Es ist wichtig, dass wir uns international zusammentun.
       Und natürlich um Solidarität mit Griechenland zu zeigen“, sagt Thomas,
       Aktivist aus Frankreich. An der Jacke des 58-Jährigen heftet ein
       grün-lilaner „Avec les Grecs“-Aufkleber. (lei) 
       
       13.47 Uhr: Am Sitz der Rüstungsfirma „Diehl Aerospace“ in der Straße An der
       Sandelmühle kommt es zu einer antimilitaristischen Spontandemonstration mit
       etwa 100 Teilnehmern. Das Motto: „War starts here.“ Der Haupteingang wird
       mit Farbe beschmiert. (taz) 
       
       13.30 Uhr: Im DGB-Haus an der Wilhelm-Leuschner-Straße ziehen Sprecher des
       [4][Blockupy-Bündnisses] eine Zwischenbilanz. Der Demo-Anmelder und
       Linkspartei-Politiker Ulrich Wilken: „Ich will ganz klar sagen: Ich hätte
       mir diesen Vormittag ganz anders gewünscht. Teilweise bin ich sehr betrübt
       und teilweise auch entsetzt gewesen über das, was ich selber erlebt habe
       und an Bildern gesehen habe. Das ist nicht das, was wir als
       Blockupy-Bündnis vereinbart haben.“
       
       „Ich will aber auch in aller Deutlichkeit sagen, dass ich großes Verständis
       für die Wut der Menschen habe, die von der europäischen Verelendungspolitik
       betroffen sind, die etwa in Griechenland Schwierigkeit haben, an
       Medikamente zu kommen“, so Wilken. Diese Wut und Empörung ist in Frankfurt
       angekommen. Der Sprecher der Interventionistischen Linken, Christoph
       Kleine, sagt, dass nach Schätzungen des Bündnisses rund 6.000 Menschen an
       den Blockaden des Morgens beteiligt gewesen seien. (mka) 
       
       13.24 Uhr: Die Polizei Frankfurt veröffentlicht über ihren
       [5][Twitter-Account] ein Video, [6][„das die Angriffe auf das
       1.Polizeirevier #Frankfurt zeigt und selbsterklärend ist.“] (hav) 
       
       13.20 Uhr: Der lang festgehaltene Demozug am Allerheiligentor hat sich
       jetzt wieder in Bewegung gesetzt und läuft die Friedberger Anlage entlang.
       Die 2.500 bis 3.000 Teilnehmer ziehen den Sandweg entlang. Die Stimmung
       unter den altersmäßig durchmischten Aktivisten ist friedlich und entspannt.
       (taz) 
       
       13.15 Uhr: Vize-Kanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel spricht in der
       Bundespressekonferenz von einem erschreckenden Bild von Gewaltbereitschaft
       in Frankfurt, die durch nichts, aber auch gar nichts gerechtfertigt sei.
       Ausgerechnet die EZB anzugreifen, die für den Zusammenhalt in Europa stehe,
       sei eine intellektuelle Fehlleistung. Gabriel begrüßt in diesem
       Zusammenhang die Erhöhung der Ausgaben für Innere Sicherheit im
       Nachtragshaushalt der Bundesregierung. (taz) 
       
       12.58 Uhr: Gerade ist bei den meisten Aktivisten Mittagspause angesagt. In
       den Grünanlagen der Zeil – Frankfurts größter Einkaufsstraße – liegen
       überall Gruppen schlafend in der Sonne. Ein Demonstrant sitzt auf der
       Straße Obermainanlage direkt neben einer ausbrennenden Mülltonne und raucht
       Shisha. (taz) 
       
       12.50 Uhr: Meanwhile at the EZB.... EZB-Präsident Mario Draghi hat derweil
       den Neubau der Europäischen Zentralbank feierlich eröffnet. In kleinem
       Rahmen mit gut 100 geladenen Gästen. In seiner Eröffnungsrede ging Draghi
       auch auf die Demonstranten und die vielen unzufriedenen Menschen im
       Euroraum ein, die in den vergangenen Krisenjahren Einkommen und Wohlstand
       verloren hätten. Als eine Institution der Europäischen Union, die eine
       zentrale Rolle in der Krise gespielt hat, sei die EZB in den Fokus der
       Frustrierten geraten, sagte Draghi. „Möglicherweise ist dieser Vorwurf
       nicht fair. Denn unser Handeln zielte genau darauf ab, die wirtschaftlichen
       Schocks abzufedern.“
       
       Doch die EZB müsse auf alle Bürger in allen Euroländern genau hören, nicht
       nur auf einige Wenige. „Es gibt einige, die wie die Demonstranten heute vor
       unserer Tür glauben, Europa tue zu wenig.“ Diese Menschen wollten mehr
       finanzielle Solidarität unter den Nationen. „Aber die Eurozone ist noch
       keine politische Union, in der einige Länder permanent für andere
       bezahlen“, so Draghi. (dpa/hav) 
       
       12.41 Uhr: Alter! Sind die gerade AUF die EZB? (lei) 
       
       12.38 Uhr: Jemand seine Demo-Sonnenbrille vergessen? Das Wetter in
       Frankfurt ist gut. Aber wer schnell noch Demo-Equipment in der Mittagspause
       shoppen will, hat Pech. H&M, Karstadt, Primark und viele andere Läden sind
       geschlossen. (lei) 
       
       12.32 Uhr: Wilhelm-Leuschner-Straße. Am hessischen DGB-Haus hat sich die
       Gewerkschaftskundgebung in Gang gesetzt. Wie viele dabei sind, ist schwer
       zu überschauen, einige Tausend dürfte es sein. Hier läuft der klassische
       Gewerkschaftsblock. Fahnen von Verdi und Attac werden geschwenkt. „Die
       Troika hilft den Banken, nicht den Menschen“, heißt es auf einem
       Transparent. Sie ziehen am Hotel Inter Continental vorbei, wo sich die
       distinguierten Concierges das Geschehen interessiert anschauen. (mka) 
       
       12.10 Uhr: Ostend. Aus dem Kessel mit Italienern rennen Polizeieinheiten
       jetzt schon zum zweiten Mal in die Reihen der Demonstranten, die neben dem
       Kessel stehen. Diese sollen sich vermummt haben. Es gibt Geschrei,
       Geschubse, Pfefferspray aus großen Kartuschen, jeder Strahl trifft
       Dutzende. Die Demonstranten bewerfen die Polizei mit Flaschen. (cja) 
       
       Viele der aus dem Kessel Entlassenen müssen ärztlich vesorgt werden. Sie
       waren mit Kabelbindern gefesselt, wurden fotografiert und Platzverweise
       wurden ausgesprochen. (epe) 
       
       12.00 Uhr: An der Hanauer Landstraße, Ecke Uhlandstraße stehen Hunderte
       Aktivisten und üben sich in Solidarität. Ein paar Meter weiter wurde der
       bunte Regenbogenblock eingekesselt – vor allem DemonstrantInnen aus Italien
       werden von der Polizei am weiterziehen gehindert. Nun wollen auch die
       anderen hier bleiben. Von einem Demowagen aus schallen
       Solidaritätsbekundungen durch die Straßen. Zwischendurch wird es hier
       lauter, dann ist wieder alles friedlich. Die Polizei setzt Pfefferspray
       ein. Sofort vermummen sich einige Demonstranten. Vereinzelt fliegen
       Flaschen. (mka) 
       
       11.57 Uhr: Die Polizeigewerkschaft (DPolG) stapelt rhetorisch mal wieder
       ganz tief: Sie sieht in den Ausschreitungen eine neue Dimension der Gewalt.
       „Hier hat sich ein gewaltbereiter Mob aus ganz Europa versammelt, um unter
       dem Deckmantel der Kapitalismuskritik den Staat als solchen anzugreifen“,
       sagte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt. Demonstranten hätten gezielt
       Polizisten attackiert. „Das Ausmaß der Gewalt hat in seiner Geballtheit
       eine neue Qualität erreicht.“ (dpa/hav) 
       
       11.53 Uhr: Laut Aussage linker Parlamentarier erwägt die Polizei ein Verbot
       der Großdemonstration um 17 Uhr. (epe) 
       
       11.42 Uhr: Weiherstraße. Die rund 200 von der Polizei eingekesselten
       Italiener werden einzeln von Beamten aus der Gruppe gezogen, vermutlich zur
       Aufnahme der Personalien. Sie werden dann aber entlassen und von
       Sympathisanten rund um die Weiherstraße mit Applaus empfangen. Momentan
       ruhige Lage. (epe) 
       
       11.28 Uhr: Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, hat grundsätzlich
       Verständnis für die kapitalismuskritischen Proteste in Frankfurt. „Für mich
       ist Meinungsfreiheit einer der Grundsteine der Demokratie und von daher
       habe ich Verständnis dafür“, sagte Jain am Mittwoch am Rande einer
       Konferenz in Frankfurt. „Die Arbeitslosigkeit ist 2015 auf einem
       Nach-Krisen-Hoch. Daher ist es klar, dass Menschen nicht glücklich über die
       Folgen sind – auch wenn man darauf hinweist, dass die EZB viel getan hat,
       um die Lage zu verbessern.“ (dpa) 
       
       11.15 Uhr: Ostendstraße. Die Blockaden am blauen und grünen Punkt vor der
       EZB wurden aufgelöst. Eigentlich wollten die Demonstranten jetzt im Zug
       Richtung Innenstadt, weg vom Bank Tower. Doch den Weg zurück versperren
       Hundertschaften der Polizei mit Wasserwerfern, die sich langsam auch an den
       Seiten der Demo entlangziehen. Viele fürchten, bald in einem Kessel zu
       sitzen. Die grüne Blockadegruppe versteckt sich hinter einem „Kaviar für
       alle“-Transparent mit grünen Fischen. „Haut ab“ rufen sie, die Polizei aber
       bleibt. (cja) 
       
       11.05 Uhr: Nach Polizeiangaben sind mindestens 88 Polizisten verletzt
       worden. 8 Beamte seien durch Steinwürfe verletzt worden, weitere 80 durch
       eine ätzende Flüssigkeit oder durch Reizgas. (dpa) 
       
       11.00 Uhr: Laut akuellen Meldungen hat die Polizei fünf Menschen
       festgenommen und rund 550 weitere Demonstranten vorübergehend in Gewahrsam.
       Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein und räumten brennende
       Barrikaden. (rtr) 
       
       Der Morgen in Frankfurt: Gleich da vorne steht das monumentale Bauwerk: der
       neue Hauptsitz der Europäischen Zentralbank. Und nur wenige hundert Meter
       entfernt raucht noch ein ausgebrannter Opel vor sich hin. Absperrgitter
       liegen auf der Straße und Steine. Ein paar Meter weiter steht ein
       ausgebrannter Mercedes, er ist schon abgekühlt. Der Mercedes-Stern wurde
       herausgerissen, auf der Motorhaube klebt ein Aufkleber: „Kein Mensch ist
       illegal.“ An die Tür hat jemand noch einen anderen Aufkleber angebracht.
       Darauf steht: „Für das Recht auf Faulheit.“
       
       Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Autos in Brand gesetzt. Zudem
       hätten Demonstranten Müllcontainer angezündet und Brandsätze gegen
       Polizeifahrzeuge geschleudert. Sieben Polizeiwagen stünden in Flammen. Auch
       seien Polizisten mit Steinen beworfen und Feuerwehren angegriffen worden.
       Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Brände zu löschen. Ein Sprecher
       des Blockupy-Bündnisses berichtete, beim Einsatz von Wasserwerfern,
       Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien viele Demonstranten
       verletzt worden.
       
       Der Protest: Mit zahlreichen Veranstaltungen wollen Demonstranten gegen die
       Sparauflagen der sogenannten „Troika“ demonstrieren, mit denen die
       Europäische Union Druck auf Pleitestaaten wie Griechenland ausübt, etwa
       Privatisierungen voranzutreiben und Einschnitte in Sozialprogrammen
       vorzunehmen. Die Demonstranten kritisieren, diese Politik führe zu einem
       Zwei-Klassen-Europa und einer Verarmung des Südens und stehe einem
       demokratischen europäischen Integrationsprozess im Wege.
       
       Die Bewegung: Das Blockupy-Bündnis, ein Zusammenschluss zahlreicher linker
       Gruppen von Attac bis zur Linkspartei, will am Nachmittag mit einer großen
       Demonstration gemeinsam durch die Stadt ziehen. Dazu sind in Frankfurt auch
       Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen aus Italien, Frankreich,
       Griechenland und Spanien angereist. Seit den frühen Morgenstunden ziehen
       unzählige Kleingruppen durch das Stadtgebiet, die mit massenhaftem zivilen
       Ungehorsam nach eigenen Aussagen einen Tag lang „den kapitalistischen
       Normalbetrieb stören“ wollen. Im Zuge verschiedener Demonstrationen wollen
       auch bürgerliche Spektren am Mittwoch auf die Straße gehen. So ruft etwa
       der hessische Gewerkschaftsbund für den Mittag zu einer Demonstration.
       
       Die Polizei: Die Polizei hat die gesamte Frankfurter Innenstadt besetzt.
       Von einem städtischen Normalbetrieb ist nicht zu reden. Nach Polizeiangaben
       sollen mindestens 8.000 Polizisten aus ganz Deutschland im Einsatz sein.
       Die Polizeipräsenz wirkt jedoch noch weit umfassender. Mit großen
       Hinweiseschildern wird die Frankfurter Bevölkerung davor gewarnt, die
       Innenstadt aufzusuchen. Aufschrift: „Starke Ausschreitungen – bitte
       meiden!“
       
       Der Termin: Am Vormittag will die Europäische Zentralbank (EZB) ihre neue
       Zentrale – die sie bereits seit mehreren Monaten nutzt – mit einem kleinen
       Festakt offiziell eröffnen.
       
       Aus Frankfurt berichten live [7][Christian Jakob] (cja), [8][Martin Kaul]
       (mk), [9][Alina Leimbach] (lei), [10][Erik Peter] (epe). In der Berliner
       Redaktion, [11][Rieke Havertz] (hav). Mit Material von den
       Nachrichtenagenturen dpa, reuters, ap.
       
       18 Mar 2015
       
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   DIR [1] http://twitter.com/DasErste/status/578205080048021504
   DIR [2] http://twitter.com/jensspahn/status/578109368714956800
   DIR [3] /!156112/
   DIR [4] http://blockupy.org/
   DIR [5] http://twitter.com/Polizei_Ffm
   DIR [6] http://twitter.com/Polizei_Ffm/status/578160253193363456
   DIR [7] http://twitter.com/c_jkb
   DIR [8] http://twitter.com/martinkaul
   DIR [9] http://twitter.com/A_Leimbach
   DIR [10] http://twitter.com/retep_kire
   DIR [11] http://twitter.com/havpost
       
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