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       # taz.de -- Bodycams für Hamburg: Ruf nach Kamera-Zuwachs
       
       > Hamburgs CDU möchte Bodycams für alle Polizist:innen – auch weil die sich
       > immer mehr Aggressionen ausgesetzt sähen.
       
   IMG Bild: Seltener Anblick: Bodycam auf der Polizist:innen-Schulter
       
       Hamburg taz | Mit guten Ergebnissen, aber zu selten: „Seit 2015 werden bei
       der Polizei Hamburg [1][Bodycams] erfolgreich eingesetzt, allerdings
       bislang nur vereinzelt“, heißt es in [2][einem Antrag der CDU-Fraktion] in
       der Bürgerschaft. 16 solcher Kameras sind derzeit bei der Polizei in
       Verwendung, oder noch genauer: waren es im März 2019. Das [3][antwortete
       damals der Senat] auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Christiane
       Schneider.
       
       Aus Sicht der CDU ist das zu wenig. Im vergangenen September beantragte sie
       daher, Hamburgs Ordnungshüter:innen „flächendeckend“ mit der Technik
       auszustatten, und das schon bis Ende des Jahres. Ferner sollten „alle
       Vollzugskräfte“ für den Einsatz der Bodycams ausgebildet werden.
       
       Beides ist so nicht passiert: Der Antrag wurde einvernehmlich in den
       Innenausschuss überwiesen, und der befasst sich in seiner Sitzung am
       kommenden Donnerstag damit, ohne große Erfolgsaussichten.
       
       „Bodycams haben sich insgesamt bewährt, polizeiliches Handeln
       nachvollziehbarer zu machen und einseitige Vorwürfe, die erhoben werden,
       aufzuklären“, sagte der CDU-Innenexperte Dennis Gladiator am Montag der
       taz. Solche Vorwürfe würden heute immer öfter durch Bildmaterial gestützt –
       und das auch unredlich.
       
       Komme es beispielsweise bei Demonstrationen zu „Ausschreitungen“, dann
       würden „Bilder angeführt, die etwa polizeiliches Einschreiten zeigen, aber
       nicht den Kontext, also die Straftaten, die dem vorausgegangen sind“. Hier
       könnten eigene Aufnahmen zu einer Versachlichung beitragen; ferner dazu,
       „den Vorwurf missbräuchlicher Polizeigewalt – bis hin zum Vorwurf, es gebe
       da strukturellen Rassismus – zu entschärfen“.
       
       Aber auch der Gegenschuss liefert der CDU Argumente: „Bodycams ermöglichen
       eine bessere Nachverfolgung der zunehmenden Gewalt gegen die Frauen und
       Männer, die für unsere Sicherheit sorgen“, sagt Gladiator. „Nicht nur in
       Hamburg, auch bundesweit wird in den letzten Monaten immer aggressiver
       vorgegangen gegen Beamtinnen und Beamte, aus unterschiedlichen
       Gruppierungen heraus.“
       
       Leider sei Hamburg weit hinterher damit, die Kameras als „wirksames
       Instrument polizeilicher Arbeit zu nutzen“, sagt er mit Blick auf andere
       Bundesländer: „Sowohl Baden-Württemberg, unter einer grün-schwarzen
       Landesregierung, als auch das Saarland gehen darüber weit hinaus, um nur
       zwei Beispiele zu nennen.“ Der CDU-Antrag verweist zudem auf
       Nordrhein-Westfalen, wo bis Ende 2020 rund 9.000 Kameras angeschafft werden
       sollten.
       
       Inhaltlich mit im Boot sind die Polizeigewerkschaften [4][DPolG] und
       [5][GdP]: In Hamburg haben sich beide Landesverbände für mehr Bodycams auf
       Kolleg:innenschultern ausgesprochen – inzwischen, muss man sagen. Denn es
       ist noch nicht lange her, dass sie zu den Kameras ein komplizierteres
       Verhältnis hatten.
       
       Erhöhen mehr Einsatzbilder nicht die Dringlichkeit von Datenschutzfragen?
       „Die Kameras werden nur in Gefahrensituationen eingeschaltet“, [6][hieß es
       2015] zu Beginn der Pilotphase (siehe Kasten), und, dass beim Aktivieren
       „ein Hinweis auf die Aufzeichnung“ erfolge.
       
       Die Kameras dürften „nicht der Einstieg in eine Entwicklung sein, mit der
       künftig die modernen Formen der Überwachungstechnologie durch die Polizei
       im Alltag gegenüber den Bürgern massenhaft zum Einsatz kommen“, [7][hatte
       noch etwas früher] durchaus skeptisch der Landesdatenschutzbeauftragte
       Johannes Caspar erklärt.
       
       Seitens der rot-grünen Mehrheit zeichnet sich derzeit freilich keine
       Zustimmung ab für den christdemokratischen Vorstoß: „Wir sind zufrieden mit
       dem bisherigen Einsatz von Bodycams als polizeiliches Mittel“, sagt Sören
       Schumacher, innenpolitisch Verantwortlicher der SPD-Fraktion. „Ob ihre Zahl
       auf der bestehenden gesetzlichen Grundlage erhöht werden könnte, darüber
       diskutieren wir. Aber der aktuelle Antrag der CDU geht zu weit.“
       
       12 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bodycams/!t5347200
   DIR [2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/vorgaenge/72437/1
   DIR [3] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/vorgaenge/66203/1
   DIR [4] https://www.dpolg-hh.de/bodycameinfuehrung-beschleunigen/
   DIR [5] https://www.gdp.de/gdp/gdphh.nsf/id/C3EE100D06A4378AC1258599003B9C4A
   DIR [6] https://www.hamburg.de/polizei/4536618/bodycams-pilotphase/
   DIR [7] https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/hamburg-polizei-schulterkameras-bodycams-informationelle-selbstbestimmung-datenschutz/
       
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   DIR Alexander Diehl
       
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