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       # taz.de -- Böhmermann und der SPD-Vorsitz: Er will es wohl probieren
       
       > Der Satiriker sucht noch eine Partnerin für die Kandidatur. Sie müsste
       > vieles mitbringen. Wenn's klappt, wäre die Kacke am Dampfen, sagt
       > Böhmermann.
       
   IMG Bild: Stellt er sich so seine Zukunft vor? Satiriker Jan Böhmermann
       
       Berlin taz | Sein Lebenslauf sei wie der eines Ex-Kanzlers der SPD, sagt
       Jan Böhmermann. „Ich habe mich aus einfachsten sozialen Verhältnissen,
       größtenteils mit öffentlichen Geldern, hochgearbeitet, eine klassische
       Gerhard-Schröder-Biographie.“ Der Moderator steht an einem kleinen
       Rednerpult mit der Aufschrift SPD und spricht in die Kamera – über seine
       geplante Kandidatur als Vorsitzender der deutschen Sozialdemokraten.
       
       Mit diesem Vorhaben meldete sich Böhmermann [1][in seiner Sendung „Neo
       Magazin Royale“ am Donnerstagabend] aus der Sommerpause zurück. In dem
       knapp [2][achtminütigen Kandidaturvideo] betont der Satiriker, dass er es
       ernst meint. In einer Videokonferenz bei Instagram, Böhmermann nennt es
       Bürgersprechstunde, legt er am Freitagmittag nochmal nach: Er habe bereits
       vier SPD-Bezirksverbände hinter sich, nennen will er sie jedoch nicht. Nur
       so viel: Zwei seien im Osten des Landes, einer im Südwesten und einer im
       Norden. Skeptisch äußerten sich unterdessen SPD-Politiker*innen über sein
       Vorhaben.
       
       Aus der Parteizentrale hieß es am Freitagmorgen, es sei noch keine
       Kandidatur Böhmermanns eingegangen. Und überhaupt: Der Satiriker sei gar
       kein SPD-Mitglied. In seinem Video räumt Böhmermann das auch selbst ein,
       wischt das Problem aber gleich weg: „Jesus war auch nicht in der Kirche.“
       Dann hält er ein Formular in die Höhe. „Das hier ist mein fertig
       ausgefüllter SPD-Mitgliedsantrag.“
       
       Den wollte aber am Freitag zunächst niemand haben. Aus dem für den Kölner
       Satiriker geografisch nächstliegenden Ortsverein im Stadtteil
       Köln-Ehrenfeld kam ein Dämpfer. Der sozialdemokratische
       Bezirksbürgermeister, Josef Wirges, ließ über die Deutsche Presse-Agentur
       mitteilen: „Der Herr kann machen, was er will, aber aufnehmen tun wir ihn
       nicht.“ Böhmermann sagte in seiner Videoschalte, das habe ihn traurig
       gemacht. Aufgeben will er aber nicht.
       
       ## Die SPD zeigt sich verschlossen
       
       Sein Team versende Mitgliedsanträge auch an andere Ortsvereine. Ersten
       Angaben aus der Partei zufolge, können Bürger*innen aber nur dort
       aufgenommen werden, wo sie gemeldet sind.
       
       Selbst wenn Böhmermann aufgenommen werden sollte – er stellt der Partei in
       Anspielung auf ihre Gründungsjahre einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von
       186,30 Euro in Aussicht – es wären noch weitere Hürden zu nehmen.
       Kandidat*innen für den Parteivorsitz müssen entweder von fünf
       Unterbezirken oder einem Landesverband nominiert werden.
       
       Bewerbungsschluss dafür ist am Sonntag um 18 Uhr, und da auch Spitzenduos
       zugelassen sind, ist der Fahrplan für den Satiriker klar. „Ich bewerbe mich
       um den SPD-Vorsitz in der Doppelspitze und zwar zusammen mit der SPD-Frau,
       die mir bis Sonntag 18 Uhr fünf Unterbezirke oder einen Landesverband und
       eine gültige SPD-Mitgliedschaft organisiert.“
       
       In seinem Video blickt Böhmermann immer wieder in seine Geburtsstadt
       Bremen. „Meine Heimat ist SPD-Graswurzelland“, sagt er. Doch der dortige
       Landesverband will den Satiriker unter keinen Umständen nominieren. „Eine
       Unterstützung aus Bremen ist nicht denkbar, dafür ist uns der Parteivorsitz
       viel zu ernst“, sagte der Bremer SPD-Landesgeschäftsführer, Roland Pahl,
       zur taz.
       
       Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert äußerte sich belustigt. Dem Satiriker
       fehlten noch eine „AWO-Tischdecke und IG Metall-Cap, dann könnten die
       ersten Unterbezirke weich werden“, schrieb er bei [3][Twitter]. Ein
       Sprecher der SPD-Jugendoranisation sagte zur taz, in ihrem Interesse sei,
       dass über eine inhaltliche Erneuerung der Partei gesprochen werde.
       
       Böhmermann sagte bei seiner Online-Videoschalte, noch hänge seine
       Kandidatur an formellen Hürden, für Inhalte sei es deshalb zu früh. Und
       dann noch: „Wenn es klappt, dann ist die Kacke am Dampfen, auf allen
       Seiten.“
       
       30 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.zdf.de/comedy/neo-magazin-mit-jan-boehmermann
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=y4kBp0iujSc
   DIR [3] https://twitter.com/KuehniKev/status/1167187978113966093
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Cem-Odos Güler
       
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