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       # taz.de -- Brandanschlag in Bautzen: Brandsätze durchs Fenster
       
       > Erneut ist eine geplante Unterkunft für Geflüchtete abgebrannt, diesmal
       > in Sachsen. Wenige Tage zuvor hatte die AfD gegen die Eröffnung
       > demonstriert.
       
   IMG Bild: Der Brandanschlag auf die geplante Asylunterkunft in Bautzen ereignete sich am frühen Freitagmorgen
       
       Bautzen/Dresden dpa | Unbekannte haben nach offiziellen Angaben einen
       Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Sachsen verübt.
       Die Landesregierung verurteilte den Angriff auf ein früheres Hotel in
       Bautzen auf das Schärfste. Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach von
       einer widerwärtigen Tat. Der CDU-Politiker kündigte an, deren Aufklärung
       habe „höchste Priorität“.
       
       In dem Hotel war nach ersten Erkenntnissen der Ermittler am frühen
       Freitagmorgen ein Feuer ausgebrochen, nachdem Täter Fensterscheiben
       eingeworfen hatten. In das Haus sollten kommende Woche erste Flüchtlinge
       einziehen. Vier Mitarbeiter des Hoteleigentümers, die in dem Gebäude
       übernachteten, blieben unverletzt.
       
       Dem Landeskriminalamt (LKA) zufolge wird wegen schwerer Brandstiftung
       ermittelt. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum
       (PTAZ) habe die Ermittlungen übernommen. Ein LKA-Sprecher sagte: „Ein
       politischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden.“ Vergangene Woche
       war auch in [1][Groß Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern eine Unterkunft
       für Flüchtlinge aus der Ukraine abgebrannt]. Die Ermittler vermuten einen
       politischen Hintergrund.
       
       Sachsens Innenminister Armin Schuster verurteilte die Tat in Bautzen. „Aus
       Hass Häuser anzuzünden, weil man Geflüchtete nicht in seiner Nähe haben
       möchte, ist zutiefst primitiv und menschenverachtend“, sagte der
       CDU-Politiker laut Mitteilung. Zwar sei noch nicht bekannt, wer die
       Brandsätze in das noch unbewohnte Hotel geworfen habe. „Aber wir müssen von
       einem fremdenfeindlichen Brandanschlag ausgehen.“ Er wollte am
       Samstagnachmittag zu der Unterkunft fahren.
       
       ## „Entsetzt und wütend“
       
       „Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sind vollkommen inakzeptabel“,
       schrieb die auch für gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen zuständige
       [2][Sozialministerin Petra Köpping (SPD) bei Twitter]. Udo Witschas (CDU),
       Landrat des Landkreises Bautzen, zeigte sich „absolut entsetzt und wütend“.
       Es seien leichtsinnig Menschenleben gefährdet worden.
       
       Am kommenden Donnerstag sollten die ersten 30 Flüchtlinge in die Unterkunft
       ziehen. Die Familien kommen laut Landratsamt aus Syrien, Nordmazedonien,
       der Türkei, Afghanistan, Georgien und der Russischen Föderation. Ob an den
       ursprünglichen Plänen nun festgehalten werde, sei momentan noch nicht klar.
       
       Am vergangenen Dienstag hatte es dem Landratsamt zufolge eine
       Bürgerversammlung mit Anwohnern und dem Landkreis in dem „Spreehotel“
       gegeben. „Natürlich gab es auch Bedenken und Kritik der Anwohner. Dies ist
       aber in der Regel bei solchen Terminen üblich.“ Im Zuge der Versammlung sei
       es auch zu einer von der AfD organisierten Demo in unmittelbarer Nähe
       gekommen, teilte das Amt mit. Man sei „gegen die Öffnung des Asylheims und
       gegen die unkontrollierte Migrationswelle“, schreib der AfD-kreisverband
       Bautzen auf Facebook.
       
       Der Kreisvorsitzende der Linken in Bautzen sieht die AfD in der
       Verantwortung. „Wer Hass verbreitet, macht sich mitschuldig!“, [3][schrieb
       Silvio Lang auf Twitter]. Der AfD-Kreisverband teilte am Freitag mit: „Wir
       haben unser demokratisches Recht zur freien Meinungsäußerung und der Kritik
       an der bisherigen Asylpolitik wahrgenommen und lehnen jede Form von Gewalt
       ab.“
       
       ## Nicht der erste Angriff
       
       Das frühere Hotel, außerhalb der Stadt an einem Stausee gelegen, wird einer
       Sprecherin des Landratsamts zufolge von einem privaten Eigentümer zur
       Verfügung gestellt und von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betrieben.
       
       Auch 2015 bis 2017 waren dort Asylbewerber untergebracht, maximal waren es
       etwa 200. Auf das Gebäude hatte es bereits 2016 einen versuchten
       Brandanschlag gegeben. Drei junge Männer warfen damals Molotow-Cocktails
       über einen Zaun in Richtung des Hauses.
       
       Nach LKA-Angaben wurde das Gebäude nun weiträumig abgesperrt,
       Brandursachenermittler und ein Fährtenhund waren im Einsatz. Die Polizei
       rief mögliche Zeugen auf, sich zu melden.
       
       28 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Brandstiftung-in-Mecklenburg-Vorpommern/!5889648
   DIR [2] https://twitter.com/sms_sachsen/status/1585969295711952897
   DIR [3] https://twitter.com/LangLINKE/status/1585899281298427904
       
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