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       # taz.de -- Brexit-Abstimmung im Unterhaus: Alternativen ohne Mehrheit
       
       > Bei der Abstimmung im Unterhaus erhielt keine der Brexit-Alternativen
       > eine Mehrheit. Zuvor hatte Premierministerin May ihren Rücktritt ins
       > Spiel gebracht.
       
   IMG Bild: Egal auf welcher Seite beim Brexit – es bleibt laut
       
       London ap | Britische Abgeordnete haben bei Abstimmungen im Parlament über
       mögliche Brexit-Optionen keine Alternative zum ausgehandelten Abkommen
       gefunden. Keine der acht Optionen bekam am Mittwoch die nötige Mehrheit.
       Die meiste Unterstützung gab es für den Plan, nach dem Brexit in einer
       Zollunion mit der EU zu bleiben. Er erhielt 264 Stimmen, 272 stimmten
       dagegen.
       
       Auf dem Tisch lagen auch die Optionen, die EU ohne Abkommen zu verlassen,
       in der Zollunion und im Binnenmarkt zu bleiben und über jedes Abkommen in
       einem öffentlichen Referendum abstimmen zu lassen. Sogar ein Ausstieg aus
       dem Brexit stand zur Debatte, sollte die Gefahr eines Ausstiegs ohne
       Abkommen drohen, wurde aber abgelehnt. Die Liste der Optionen soll nun
       reduziert werden, um am Montag weitere Abstimmungen abzuhalten. Bis zum 12.
       April hat Großbritannien Zeit, der EU einen neuen Plan zu präsentieren.
       
       [1][Premierministerin Theresa May kündigte an], zu einem Rücktritt bereit
       zu sein, wenn die Abgeordneten für ihr Abkommen stimmen. Sie wolle tun, was
       für das Land richtig sei, sagte May konservativen Abgeordneten am Mittwoch.
       Damit signalisierte sie zum ersten Mal, offen für einen Rücktritt zu sein,
       um die nötigen Stimmen für ihr Brexit-Abkommen zu bekommen. Das Abkommen
       war zuvor zwei Mal von Abgeordneten klar zurückgewiesen worden.
       
       „Ich weiß, dass es einen Wunsch gibt für einen neuen Ansatz – und eine neue
       Führung – in der zweiten Phase der Brexit-Verhandlungen, und ich werde dem
       nicht im Weg stehen“, sagte May.
       
       Der britische Brexit-Minister Stephen Barclay schlug eine Sitzung des
       Parlaments am Freitag vor, was darauf hindeutet, dass die Regierung das
       Brexit-Abkommen einer dritten Abstimmung unterziehen will. „Während ich
       verstehe, dass es einige Unannehmlichkeit verursachen könnte, hoffe ich,
       dass alle Mitglieder zustimmen würden, dass es besser ist, sie zu haben und
       sie nicht zu benötigen, statt sie zu benötigen und sie nicht zu haben“,
       sagte Barclay über die geplante Sitzung. Er werde aber keine weitere
       Abstimmung über das Abkommen akzeptieren, wenn keine erheblichen Änderungen
       daran vorgenommen würden. Abgeordnete im Unterhaus können freitags
       zusammenkommen, wenn sie damit einverstanden sind.
       
       ## DUP will Deal nicht unterstützen
       
       Bei einer erneuten Abstimmung könnte es allerdings trotzdem an den nötigen
       Stimmen mangeln: Die kleine, aber einflussreiche DUP aus Nordirland,
       kündigte an, den Deal nicht zu unterstützen. „Wir können nichts
       unterstützen, was das Vereinigte Königreich schädigt“, sagte DUP-Chefin
       Arlene Foster dem Sender Sky News. Die DUP gilt als Schlüsselkraft um
       andere Hardliner zu überzeugen.
       
       Der frühere britische Außenminister Boris Johnson dagegen teilte nach der
       Ankündigung seine Unterstützung mit, wie der konservative Abgeordnete Conor
       Burns erklärte, ein Verbündeter von Johnson. Johnson war bisher Gegner des
       Abkommens. Seiner Ansicht nach hält es Großbritannien weiterhin zu eng an
       der Europäischen Union. In einer Zeitungskolumne am Mittwoch schrieb
       Johnson, das Abkommen sei eine „konstitutionelle Demütigung“.
       
       Ein Sprecher der Labour Party, [2][Keir Starmer, twitterte]: „Ich frage
       mich, was an dem bevorstehenden Wettbewerb um die Tory-Führung Boris dazu
       gebracht hat, seine Meinung zu ändern?“ Mit Tory ist die Konservative
       Partei gemeint.
       
       Sollte May zurücktreten wird Johnson voraussichtlich ein Bewerber um die
       Führung der Konservativen Partei sein.
       
       28 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Verhandlungen-ueber-Brexit/!5584008
   DIR [2] https://twitter.com/Keir_Starmer/status/1110975537424596992
       
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