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       # taz.de -- „Burton & Taylor“ bei Arte: Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht
       
       > In einem Biopic zeigen Dominic West und Helena Bonham Carter als Richard
       > Burton und Liz Taylor, warum die beiden nicht voneinander lassen konnten.
       
   IMG Bild: Dominic West als Richard Burton und Helena Bonham Carter als Elizabeth Taylor.
       
       Ach, was ist das Brangelina-Bohei dieser Tage gegen Richard Burton und Liz
       Taylor damals! DAS Star-Paar des Jetset-Zeitalters, als Maßlosigkeit noch
       Programm war. Er war fünfmal verheiratet, sie achtmal, beide zweimal
       miteinander.
       
       Die qualifizierten Kabbeleien zweier hassliebender Lebensmenschen. Was für
       ein komisches Potential! Was für eine Vorlage allein das ständige Warten
       auf Liz, die notorische Zuspätkommerin!
       
       Die BBC indes hat sich für die hochseriöse Variante entschieden.
       Biopic-Realismus statt Screwball-Comedy. Oberstes Anliegen: Die
       Protagonisten keinesfalls vorführen. Wenn also die Taylor den zögernden
       Burton überzeugen will, 20 Jahre nach „Cleopatra“ mit ihr das
       Noel-Coward-Stück „Private Lives“ auf die Broadway-Bühne zu bringen, es ihm
       auf den Nachttisch legt, und sich später bei der ersten Probe herausstellt,
       dass sie es selbst nie gelesen hat, dann wird das ohne jedes Augenzwinkern
       umgesetzt.
       
       Es ist meistens eine gute Entscheidung, wenn ein Biopic sich auf einen
       bestimmten, überschaubaren Zeitraum beschränkt, wie bei diesem Film auf die
       Broadway-Inszenierung. Es wirkt allerdings etwas beflissen, wie wirklich
       jede Szene, jeder Dialog die Quintessenz des Burton-Taylor-Gegensatzes
       enthalten muss. Hier die überdrehte Diva (vier Schoßhündchen, ein Papagei)
       und da ihre Antithese, der Bergarbeitersohn mit dem protestantischen
       Arbeitsethos – ruhelos, unzufrieden, skrupulös. Der BBC offenbar
       sakrosankt. Ein Zuviel an Verdichtung ist Übertreibung ist unrealistisch.
       
       ## Ähnlichkeit? Na ja
       
       Und es kann unter dem Realismus-Aspekt auch nicht ganz außer Acht gelassen
       werden, dass die Hauptdarsteller nicht allzu sehr nach Burton und Taylor
       aussehen. Die zierliche Helena Bonham Carter kommt der von Burton „old
       fatty“ genannten Taylor sogar noch etwas näher als der viel zu junge und
       durchtrainierte Dominic West (Detective Jimmy McNulty aus „The Wire“) dem
       gedrungenen Endfünfziger Burton, wenige Monate vor dessen Tod.
       
       Es hilft nichts: Wer sich wirklich von Burton und Taylor ein realistisches
       Bild machen will, sollte Burtons im vergangenen Jahr auf Deutsch
       erschienene Tagebücher lesen. Am 25. Mai 1969 notierte Burton: „Ich lüge
       nie, wenn ich schreibe. Ehrlich. Obwohl ich da nicht so sicher bin!“
       
       25 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jens Müller
       
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   DIR Arte
       
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