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       # taz.de -- CDU will mit AfD paktieren: Thüringen vor neuem Tabubruch
       
       > Die CDU in Thüringen will einen neuen Mindestabstand für Windräder zu
       > Wohngebäuden einführen. Das geht nur mit den Stimmen der AfD.
       
   IMG Bild: Wenn die Sonne in Thüringen untergeht. Windräder bei Straussfurt
       
       Berlin taz | Im Landtag in Thüringen herrscht Aufregung. Das liegt an einem
       Antrag, den die CDU-Fraktion eingebracht hat und über den wahrscheinlich
       Ende kommender Woche abgestimmt wird. Die CDU will damit einen
       [1][Mindestabstand von 1.000 Metern zwischen Windrädern und Wohngebäuden]
       per Gesetz festschreiben.
       
       Es gehe um „Rechtssicherheit“ und darum, den Menschen zuzusichern, dass
       ihnen kein Windrad in den Vorgarten gestellt werde, sagte der
       CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Voigt. Sein Problem: Die rot-rot-grüne
       Minderheitsregierung ist gegen den Vorschlag. Für die Mehrheit braucht die
       CDU also die Stimmen von FDP und AfD. Und genau eine solche Mehrheit
       zeichnet sich ab.
       
       „Es wäre das erste Mal, dass hier ein Gesetz mit der AfD durchgesetzt
       wird“, sagte die grüne Fraktionschefin Astrid-Rothe Beinlich der taz. „Das
       wäre ein fortgesetzter Dammbruch, den es so ja nicht mehr geben sollte.“
       Die Thüringer AfD und ihr Frontmann Björn Höcke sind laut Verfassungsschutz
       „erwiesen rechtsextrem“.
       
       Zum ersten Mal war der Damm gebrochen, als im Februar 2020 Thomas Kemmerich
       von der FDP zum Ministerpräsidenten gewählt worden war – [2][mit den
       Stimmen von CDU und AfD.] Das hatte nicht nur zu einer Regierungskrise in
       Thüringen, sondern auch zu einer tiefen Erschütterung in der CDU geführt.
       
       ## Die CDU weist die Verdächtigungen zurück
       
       „Die Frage ist, ob das jetzt eine Normalisierung werden soll“, sagte
       Rothe-Beinlich. „Die CDU hat offensichtlich keine Skrupel, erneut mit der
       AfD zu kooperieren“, kritisierte auch Thüringens Innenminister Georg Maier,
       der auch Landeschef der SPD ist, auf Twitter. Die Partei habe nichts aus
       dem politischen Dammbruch von 2020 gelernt. Der Rechtsextremismusexperte
       Matthias Quent von der Hochschule Magdeburg sieht eine grundsätzliche
       Gefahr. „Das Klimathema droht gerade im Osten zu einem Einfallstor für
       weiteres Auseinanderdriften und für Normalisierungen des Rechtsextremismus
       zu werden“, twitterte er.
       
       Die CDU weist die Vorwürfe zurück. „Die AfD halte ich für eine
       rechtsextreme Partei“, sagt Fraktionschef Voigt. Die CDU stelle hier
       lediglich einen Vorschlag zur Abstimmung, der ihrer inhaltlichen Position
       entspreche. Sollte der Gesetzentwurf vom Landtag beschlossen werden,
       schränke das den Spielraum bei der Flächenbereitstellung ein, heißt es dazu
       im Erfurter Energieministerium.
       
       Aus der Bundesspitze der CDU hat sich bislang niemand zu den Plänen der
       Thüringer Fraktion geäußert. Parteichef Friedrich Merz hatte bei
       Amtsantritt betont, wer mit der AfD kooperiere, fliege raus. Aus der
       CDU-Zentrale hieß es auf Anfrage der taz am Donnerstag: „Nach wie vor gilt
       der Grundsatz-Beschluss unseres Parteitages: Jede Zusammenarbeit mit der
       AfD ist ausgeschlossen.“ Unabhängig davon sei das Einbringen von eigenen
       Anträgen elementarer Bestandteil der parlamentarischen Arbeit. Auch die
       CDU-Fraktion im Thüringischen Landtag stelle ihre Anträge zur Abstimmung.
       „Alle Landtagsabgeordneten entscheiden danach eigenständig darüber, wie sie
       sich dazu verhalten.“ Das hört sich nicht so an, als hätte die Thüringer
       CDU irgendwelche Konsequenzen zu befürchten.
       
       Aktualisiert am 02.06.2022 um 15:50 Uhr. Ergänzt wurde das Statement der
       CDU-Zentrale. d. R.
       
       2 Jun 2022
       
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