# taz.de -- CSD in Münster: Angriff auf trans Mann
> Ein Unbekannter hat einen Transmann in Münster schwer attackiert. Der
> Queerbeauftragte der Bundesregierung fordert rasche Aufklärung des Falls.
IMG Bild: „…so ein Angriff zeigt: Es muss weiter für LGBTQIA+-Rechte auf die Straße gegangen werden“
Berlin taz | Eigentlich hätte es ein großes buntes Fest sein sollen: der
Christopher Street Day (CSD) am Samstag in Münster. Doch die Veranstaltung
wurde von einem lebensgefährlichen Angriff auf den Transmann Malte C.
überschattet. Am Montag lag er immer noch im Krankenhaus, sei allerdings
außer Lebensgefahr, wie es in Berichten des [1][WDR] hieß. Die Polizei
Münster bestätigte den Fall am Montag und ermittelt nun. Laut
Polizeibericht wurden zuvor auch andere Teilnehmende von dem mutmaßlichen
Täter verbal attackiert.
„Es heißt ja manchmal, die Community wäre schon längst gleichberechtigt.
Genau so ein Angriff zeigt: Es muss weiter für LGBTQIA+-Rechte auf die
Straße gegangen werden“, sagte Jan Baumann aus der [2][Queeren Gemeinde
Münster] der taz. Am Sonntagabend wurde wie jedes Jahr nach dem CSD der
Abschlussgottesdienst der Pride-Weeks in der Heilig-Geist-Kirche
abgehalten. Diesmal war es auch ein Gottesdienst für Malte C. Die
eigentliche Parade am Samstag in Münster war erfolgreicher als erwartet.
Die Veranstalter*innen hatten rund 3.000 Teilnehmende angemeldet,
Polizeiangaben zufolge waren teilweise 10.000 Menschen auf der
Demonstration.
Die Parade verlief durch die Innenstadt zum Hafen. Hier soll dann ein noch
unbekannter Täter auf Malte C. eingeschlagen haben. Zuvor hatte der Täter
andere Teilnehmende homophob beleidigt. C. bat ihn, damit aufzuhören.
Woraufhin der Täter mindestens zwei Mal zuschlug. C. kam mit Hirnblutungen
ins Krankenhaus, heißt es auf queer.de. Auch wenn er nicht mehr in
Lebensgefahr sein soll, trage er „mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere
Schäden davon“, schreibt der Verein Trans-Inter-Münster auf Facebook.
Malte C. war in der Selbsthilfegruppe TransIdent Münster des Vereins aktiv.
Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, sagte der taz, er
sei entsetzt über die Nachricht von dem schlimmen Angriff: „Es muss eine
schnelle Aufklärung dieser transfeindlichen Tat und strafrechtliche
Verfolgung der Täter*innen geben. Wir beobachten mit großer Sorge die
zunehmende transfeindliche Hetze.“ Außerdem fordert Lehmann von den
Bundesländern, dass ihre Polizei sensibel auf queerfeindliche Straftaten
reagieren sollte, um so die Anzeigebereitschaft der Opfer zu erhöhen.
## Hohe Dunkelziffer an Übergriffen
Auch Kalle Hümpfner, Fachreferent*in für gesellschaftspolitische Arbeit
beim Bundesverband Trans*, sagte der taz, der Verband sei zwar schockiert,
aber leider nicht überrascht. „Jedes Jahr werden mehr Fälle der Polizei
gemeldet.“ Aber es müsse von einer größeren Dunkelziffer ausgegangen
werden, denn „viele trans* Personen melden transfeindliche Gewalt nicht, da
sie befürchten, von der Polizei nicht ernst genommen zu werden.“
Der Lesben- und Schwulenverband [3][veröffentlichte Zahlen] des
Bundesinnenministeriums zu Straftaten aus dem Themenfeld
„Geschlecht/Sexuelle Identität“, also unter anderem zu transphoben Taten.
Im Jahr 2021 wurden dem 340 Fälle, davon 57 Gewalttaten zugeordnet. Im
Vorjahr waren es 204 Straftaten. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl
somit um fast 140 Fälle erhöht. Die Zahlen stammen aus einer schriftlichen
Frage der Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws (Grünen).
Sven Lehmann ergänzte Maßnahmen der Bundesregierung gegen Diskriminierung
und [4][Hasskriminalität]: „So sollen Sicherheitsbehörden Hasskriminalität
aufgrund des Geschlechts und gegen queere Menschen zukünftig separat
erfassen, um auf Grundlage der statistischen Kennzahlen geeignete Maßnahmen
zum Schutz von LSBTIQ* zu entwickeln.“
Seit dem 1. Januar 2020 gibt es das Unterthema „Geschlecht/sexuelle
Identität“ in der Statistik zu Hasskriminalität.
29 Aug 2022
## LINKS
DIR [1] https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/csd-muenster-100.html
DIR [2] https://queergemeinde-muenster.com/aktuelles/
DIR [3] https://www.lsvd.de/de/ct/2445-Homophobe-Gewalt#wie-viel-homophob-motivierte-straftaten
DIR [4] /Tote-trans-Frau-Ella/!5871386
## AUTOREN
DIR Anne Frieda Müller
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DIR Tessa Ganserer
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