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       # taz.de -- Carolina SchwarzDer Couchreporter: Extrem reich und unfassbar fern
       
       Sechs Schlafzimmer, acht Badezimmer, knapp 1.100 Quadratmeter: Eine Villa
       mit Pool, Tennisplatz und Basketballfeld in Beverly Hills steht zum
       Verkauf. Der Preis liegt bei 18 Millionen Dollar, die Kommission für die
       Makler:in bei gut 500.000.
       
       Immobilien dieser Art sind es, die die in Los Angeles angesiedelte
       Oppenheim Group unters Volk bringen will. Und da die Kommissionen die
       Makler:innen selbst zu Millionär:innen machen können, gibt es auch den ein
       oder anderen Streit darüber, wer welches Haus verkauft. Dabei begleitet die
       Netflix-Produktion „Selling Sunset“ die echten Maklerinnen Chrishell,
       Christine, Maya, Mary, Heather, Davina und Amanza sowie ihre Chefs, die
       nahezu identisch aussehenden Brüder Brett und Jason, in ihrem
       Berufsalltag. Von Telefonaten und Konferenzen im Büro, zum Lunch mit der
       Kundin und den Partys und Führungen in den Luxusimmobilien.
       
       Da die Schönen und Reichen beeindruckt werden wollen, überlegen die
       Makler:innen sich allerhand Kreatives, um die Villen loszuwerden.
       Beispielsweise ein Haus-Showing unter dem Namen „Burger and Botox“, bei dem
       es Burger und Botoxspritzen gibt – für umme. Viel mehr als um Immobilien
       geht es in der Serie um Liebesbeziehungen, Freundschaften, Hochzeiten,
       Geburtstage und um das Drama drumherum. Während die erste Staffel von
       Reality-TV-Produzent Adam Divello („Laguna Beach“, „The Hills“, „The City“)
       nur wenig Aufmerksamkeit auf sich zog, stießen die zweite und dritte
       Staffel, die im Mai und im August bei Netflix online gingen, durch die
       Decke: ständig in den Top 10 des Streaminganbieters, Twitter und Instagram
       voller Memes, und US-amerikanische Stars debattieren in sozialen Medien
       darüber.
       
       Was die Serie vermutlich erfolgreich macht: „Selling Sunset“ ist Eskapismus
       von der pandemischen Realität. Eine Show über den Verkauf von
       3-Zimmer-Altbauwohnungen mit Balkon in Berlin-Neukölln oder im Leipziger
       Osten wären wohl zu deprimierend. Stattdessen sitzen wir quasi eingesperrt
       auf wenigen Quadratmetern und urteilen über millionenschwere Villen,
       goldene Kronleuchter und 20 Meter lange Pools. Hören zu, wie Frauen in
       ihren 30ern und 40ern statt über Masken und Abstand über Silikonbrüste und
       Zebras auf Geburtstagspartys sprechen. Und es ist herrlich. Da Corona uns
       wohl noch eine Weile begleiten wird, könnten wir ruhig auch noch eine
       vierte und fünfte Staffel „Selling Sunset“ vertragen. Bestätigt hat Netflix
       bisher aber keine weiteren Staffeln.
       
       „Selling Sunset“, 3 Staffeln, Netflix
       
       31 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Carolina Schwarz
       
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