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       # taz.de -- Causa Rubiales: Loyalität unter mächtigen Männern
       
       > Der Umgang mit dem Fall Rubiales im deutschen Fußball ist dürftig. Kaum
       > einer traut sich, etwas zu sagen. Das System ist das Problem.
       
   IMG Bild: Ist doch okay: Karl-Heinz Rummenigge relativiert Übergriffigkeiten und erntet kaum Widerspruch
       
       Nach Amnesty International hat sich nun auch die UNO zum Fall Rubiales und
       seinem aufgezwungenen Kuss geäußert. Aber bevor dem Deutschen Fußball-Bund
       dazu etwas einfällt, würde vermutlich noch eher der Papst eine
       Grußbotschaft der Solidarität [1][an die Betroffene Jennifer Hermoso]
       verfassen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf erklärte auf Nachfrage nur, er
       hätte nicht so gehandelt. Defensiver kann man mit der Angelegenheit kaum
       umgehen.
       
       Internationale Spielerinnensolidarität gibt es zu Genüge. Auch die Frauen
       der deutschen Nationalelf haben in einem Statement des Mannschaftsrates
       Kritik am spanischen Präsidenten geübt. Die Unterstützung vom DFB oder den
       Vereinen ist jedoch bemerkenswert gering.
       
       [2][Karl-Heinz Rummenigge], der einerseits den deutschen Frauenmeister
       Bayern München repräsentiert, andererseits den deutschen Fußball im DFB
       zukunftsfähig machen soll, stufte Rubiales’ Verhalten als „absolut okay“
       ein. Gestört hat sich daran bislang öffentlich noch kein Fußballfunktionär
       in den Vereinen oder beim DFB.
       
       Warum? Eine schlüssige Erklärung dafür lieferte einer, der sich auskennt.
       Der ehemalige DFB-Präsident [3][Reinhard Grindel] sagte, Rummenigge habe
       den Vorfall nicht verharmlosen wollen, sondern vielmehr seine Loyalität mit
       Rubiales zum Ausdruck gebracht. Beide säßen gemeinsam im
       Uefa-Exekutivkomitee. Rummenigge sei ein „loyaler Mann“. Grindel hat den
       Kern des Problems getroffen, nur leider nicht erfasst.
       
       ## Lohnenswerte Kumpelei
       
       Loyal hätte Rummenigge sich nämlich auch mit Hermoso und seinen
       FC-Bayern-Fußballerinnen zeigen können, um ein Zeichen gegen derlei
       sexuelle Übergriffigkeiten zu setzen. Außer öffentliches Ansehen hätte er
       damit allerdings nichts gewonnen. Die eine Hand wäscht die andere. In den
       männlichen Machtzirkeln des internationalen Fußballs macht sich Kumpelei
       bezahlt. Wenn bei künftigen Entscheidungen für eigene Mehrheiten geworben
       wird, kann eine solche Hilfe einmal Gold wert sein.
       
       Das erklärt umgekehrt wiederum, weshalb Rummenigge bislang kaum attackiert
       wird. Die Fans des SC Freiburg stellten Rummenigge zwar vergangenen
       Spieltag mit Spruchbändern an den Pranger, die Klubverantwortlichen hüteten
       sich jedoch vor einer direkten Kritik. Für die Vereinsinteressen wäre es
       durchaus schädlich, Rummenigge als Gegner zu haben.
       
       Der Fall Rubiales erzählt eben nicht nur viel über die Zustände im
       spanischen Fußballsverband, sondern auch jede Menge über die Machtstatik in
       den anderen Fußballverbänden.
       
       30 Aug 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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