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       # taz.de -- Chef der AfD-Brandenburg: Für Kalbitz wird es enger
       
       > Der AfD-Rechtsaußen räumt ein, wahrscheinlich auf einer Liste der
       > Nazi-Organisation HDJ gestanden zu haben. Die Mitgliedschaft bestreitet
       > er weiter.
       
   IMG Bild: Salamitaktiker: Andreas Kalbitz
       
       Berlin taz | Für den Verfassungschutz ist der Fall klar.
       [1][AfD]-Rechtsaußen Andreas Kalbitz war Mitglied in der inzwischen
       verbotenen Neonazi-Organisation Heimattreue Deutsche Jugend, kurz HDJ. Das
       Bundesamt habe einen Beleg dafür, sagte Brandenburgs Verfassungsschutzchef
       Jörg Müller noch vor wenigen Tagen im [2][Interview mit der taz]: „Einen
       HDJ-Mitgliedseintrag einer ‚Familie Andreas Kalbitz‘ von 2007 mit der
       Nummer 01330.“
       
       Nun hat Kalbitz, Chef der AfD-Brandenburg und bislang einer der Anführer
       des [3][vermeintlich aufgelösten „Flügels]“, zumindest eingeräumt, dass es
       „möglich und wahrscheinlich“ sei, dass sein Name auf einer „Interessenten-
       oder Kontaktliste“ der HDJ aufgeführt werde. So steht es, wie Kalbitz der
       taz bestätigte, in einer Stellungnahme von ihm an den AfD-Bundesvorstand.
       Der Rechercheverbund von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung hatte zuerst
       über das Schreiben berichtet.
       
       Der AfD-Bundesvorstand hatte Kalbitz Ende März, nachdem der
       Verfassungsschutz den „Flügel“ als rechtsextrem eingestuft hatte, dazu
       aufgefordert, eine Liste der politischen Organisationen und Vereinigungen
       vorzulegen, in denen er Mitglied gewesen ist oder zu denen er in Kontakt
       gestanden hat. Gefordert hatte der Bundesvorstand auch dazugehörige
       Jahreszahlen und Erklärungen zu der Art der Verbindung.
       
       Eine Mitgliedschaft in der HDJ, die unter anderem in ihren Zeltlagern eine
       neue nationalsozialistische Elite heranziehen wollte, könnte Kalbitz'
       politisches Ende in der AfD bedeuten. Dann, so meinen zahlreiche
       Parteifunktionäre, sei er nicht mehr haltbar. Auch formal wäre ein
       Ausschluss in diesem Fall deutlich weniger kompliziert als sonst. Denn
       Kalbitz hätte die Mitgliedschaft beim AfD-Parteieintritt angeben müssen.
       Weil er das aber nicht tat, könnte der Bundesvorstand ihm mit einfacher
       Mehrheit die Parteimitgliedschaft aberkennen – ein meist langwieriges
       Parteiauschlussverfahren wäre dann nicht mehr nötig. Kalbitz wäre sofort
       alle Ämter los.
       
       ## Kalbitz gibt nur zu, was nicht zu leugnen ist
       
       Doch Kalbitz bestreitet weiter, Mitglied der HDJ gewesen zu sein. Er habe
       deshalb auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) verklagt, sagte er
       am Mittwoch der taz. Der Inlandsgeheimdienst habe ihm die Herausgabe der
       „angeblichen Belege“ verweigert, dagegen gehe er nun vor. Auch das hatte
       der Bundesvorstand von ihm verlangt. Kalbitz‘ Stellungnahme an das Gremium
       sollen laut Rechercheverbund unter anderem mehrere Schreiben der Kanzlei
       Höcker beiliegen, die den AfD-Politiker bei rechtlichen Schritten gegen das
       BfV vertritt. Darin werde die Mitgliedsliste, so heißt es, als „Fälschung“
       bezeichnet.
       
       Bislang hatte Kalbitz von den zahlreichen Stationen seiner rechtsextremen
       Biografie immer nur das zugegeben, was er absolut nicht mehr leugnen
       konnte. Kalbitz habe immer versucht, sich herauszureden, urteilt auch
       Brandenburgs Verfassungsschutzchef Müller. Das ist anscheinend auch jetzt
       die Strategie.
       
       Laut Rechercheverbund versucht Kalbitz in dem Schreiben alle Vorwürfe zu
       entkräften und bilanziert: „Ich war vor meiner AfD-Mitgliedschaft zu keinem
       Zeitpunkt Mitglied einer als rechtsextremistisch eingestuften oder auf der
       Unvereinbarkeitsliste aufgeführten Vereinigung und/oder Teil des
       ‚organisierten Rechtsextremismus‘, soweit man einer objektiven juristischen
       oder formalen behördlichen Einordnung und nicht linksradikaler
       Narrativierung und einem völlig unfreiheitlichen und totalitären
       Kontaktschuldprinzip folgt.“
       
       Bereits am Freitagnachmittag wird sich der derzeit zwölfköpfige
       AfD-Bundesvorstand, dem auch Kalbitz selbst angehört, mit dessen
       Ausführungen befassen. Auf der Tagesordnung steht auch, die Selbstauflösung
       des „Flügels“ zu überprüfen, die der Bundesvorstand ebenfalls gefordert
       hatte. Der Verfassungsschutz dürfte all das gut im Blick haben. Es werde
       „die entscheidende Messlatte“ sein, sagte Brandenburgs
       Verfassungsschutzchef Müller, „wie der AfD-Bundesvorstand mit Kalbitz
       umgeht“.
       
       13 May 2020
       
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