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       # taz.de -- Chef der Berlin Volleys: „Wir müssen den Schwung nutzen“
       
       > Der Geschäftsführer der Berlin Recycling Volleys, Kaweh Niroomand, über
       > den Titelgewinn, die enge Finalserie und das Potential des Volleyballs in
       > Deutschland.
       
   IMG Bild: Die Berliner Volleyballer schlugen Generali Haching nach einem Herzschlagfinale im letzten Satz 16:14.
       
       taz: Herr Niroomand, auf die Berlin Volleys hätte vor den Playoffs wohl
       keiner der Experten einen Cent gesetzt. Wie sehr sind Sie vom Gewinn der
       deutschen Meisterschaft überrascht? 
       
       Kaweh Niroomand: Von Überraschung will ich nicht sprechen. Die Entwicklung
       der letzten Wochen hat immer klarer gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft
       haben. Sie war eben neu zusammengestellt und brauchte Zeit, sich zu
       entwickeln.
       
       Die Stimmung war aber nach einer mäßigen Hauptrunde recht mau. Und
       ausgerechnet mit Beginn der Playoffs wurde das Team noch durch eine lange
       Verletztenliste zurückgeworfen. 
       
       Man muss der Mannschaft und Trainer Mark Lebedew hohes Lob zollen. Die
       Verletzungssorgen haben uns als Team sogar noch mehr zusammengeschweißt als
       vorher.
       
       Was hat denn im engen Finalspiel den Ausschlag gegeben? 
       
       Der Zusammenhalt. Wir haben uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt. Auch
       am Sonntag noch von Punkt zu Punkt. Wir lagen ja völlig aussichtslos 12:14
       im letzten entscheidenden Satz zurück. Aber während man sich bei Haching
       auf der Bank schon gegenseitig gratuliert hat, haben wir nicht aufgesteckt.
       Das war unsere Qualität.
       
       In Berlin wagten die Volleys den Umzug in die große Schmelinghalle, wo
       8.000 Fans reinpassen. Man organisierte opulente Showprogramme, verteilte
       Unmengen von Klatschpappen und verlor doch entscheidende Duelle. 
       
       Wir haben unseren Beitrag geleistet, Volleyball populär und salonfähig zu
       machen. Dazu war auch die Arena, die Kulisse, ein entsprechender Rahmen
       notwendig. Das ist planbar. Ob der Angreifer den Matchball dann tot macht,
       das kann man nicht programmieren. Da war immer ein Stück Risiko dabei.
       Entscheidend sind am Ende die sportlichen Erfolge, da helfen noch so viele
       Klatschpappen nichts.
       
       Wie lange hätten sie diesen Spagat ohne Titelgewinn überhaupt noch
       ausgehalten? 
       
       Wir waren erst am Anfang des Weges. Wir hätten noch Puste gehabt. Außerdem
       waren wir nicht so schlecht, wie Sie uns machen. In den letzten fünf Jahren
       waren wir dreimal im Endspiel.
       
       Aber das, was zählt, haben Sie erst jetzt erreicht. Ist Ihnen der
       Durchbruch gelungen? 
       
       Das wird sich zeigen. Wir müssen den Schwung für den deutschen Volleyball
       nutzen. Wenn sie sehen, wie viel öffentliche Aufmerksamkeit wir in den
       letzen Wochen erhalten haben, da müssen wir uns nicht hinter anderen
       Sportarten verstecken.
       
       Der VfB Friedrichshafen hat bis zuletzt mit sieben Meistertiteln in Serie
       eine Ära geprägt. Sind die Berlin Volleys zu Ähnlichem imstande? 
       
       Ich glaube, dass wir das Potenzial dazu haben.
       
       24 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
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