URI: 
       # taz.de -- Corona in Italien: Wirtschaft ist kein Selbstzweck
       
       > Die Quarantäne in Norditalien ist hart für Mensch und Wirtschaft. Dennoch
       > ist jede Maßnahme richtig, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 einzudämmen.
       
   IMG Bild: Fußball ohne Fans. Im Mailänder Stadion San Siro bleiben die Sitze leer
       
       Die Aktion ist drastisch, und sie bringt das öffentliche Leben in einer der
       wichtigsten europäischen Wirtschaftsregionen zum Erliegen. Italien hat
       [1][ein Gebiet mit 16 Millionen Einwohnern abgeriegelt], um die Ausbreitung
       von Sars-CoV-2 zu verlangsamen. Für die ohnehin angeschlagene italienische
       Volkswirtschaft ist die Anordnung ein Schock – und doch ist sie sinnvoll,
       um möglichst viele Leben zu retten.
       
       Gerade unter denen, die die Seuche gelassener sehen, steht die Frage im
       Raum: Wenn [2][das Coronavirus] bei vielen Patienten nur Erkältungssymptome
       auslöst, lohnt es dann, sich das Bruttoinlandsprodukt zu zerschießen?
       Italien ist die viertgrößte Volkswirtschaft der EU – und die produktivsten
       Regionen des Landes liegen in der Sperrzone. Die Frage ist für Deutschland
       hochrelevant. Was China, Südkorea und Italien jetzt erleben, kommt auf
       andere hoch vernetzte Länder ebenfalls zu.
       
       Die weitere Ausbreitung lässt sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht
       aufhalten. Momentan ist jede Maßnahme gerechtfertigt, die deutlich dazu
       beiträgt, die Ausbreitung zu verzögern. Auch wenn das Geld kostet. Unsere
       hochgezüchteten Volkswirtschaften sind kein Selbstzweck, sondern sie dienen
       dem Wohl der Menschen. Wenn wir eine Epidemie so verlangsamen, dass die
       Betroffenen eine gute Chance auf angemessene Behandlung haben, dann dient
       das ebenfalls der Wohlfahrt.
       
       Wenn alle gleichzeitig krank werden, dann gibt es nicht genug Plätze in der
       Intensivmedizin für Senioren und vorbelastete Patienten. Wenn sich dagegen
       der Verlauf über viele Monate streckt, dann reichen die Ressourcen, um viel
       mehr Leben zu retten. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden vermutlich
       am Ende nicht so katastrophal sein, wie es scheinen mag. In den großen
       Wirtschaftsräumen von [3][China] über die Eurozone bis in die USA ist zudem
       die Bereitschaft groß, Wachstumsschwächen mit Konjunkturförderung zu
       überwinden.
       
       Wenn die Schwerpunkte der Programme sozial und nachhaltig gesetzt sind,
       könnten sie die Wirtschaft sogar in einem besseren Zustand hinterlassen als
       vor der Krise. Unsere Gesellschaft muss gerade jetzt, in der Anfangsphase
       einer Pandemie, die Chancen nutzen, die uns die Wissenschaft im Umgang mit
       Krankheiten bietet. Die Seuchen – der alte, geheimnisvolle Feind – sind
       nicht mehr von Aberglauben umwoben, sondern weitgehend verstanden.
       
       Die Verbreitungsmechanik von Sars-CoV-2 wird transparenter, je mehr Daten
       die Forscher über das Virus und seine Wirkung zusammentragen. Schon genaue
       Informationen geben uns ein nie da gewesenes Maß an Kontrolle über den
       Verlauf einer Epidemie. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das Nötige
       auch getan wird.
       
       9 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kampf-gegen-das-Corona-Virus/!5669995
   DIR [2] /Fussball-in-Zeiten-von-Corona/!5666974
   DIR [3] /Impfstoff-gegen-Corona/!5666284
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Finn Mayer-Kuckuk
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Quarantäne
   DIR Pandemie
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Protokoll zu Corona im Pflegeheim: „Ein Gefühl der Traurigkeit“
       
       Der Heimbewohner Roderich Gräff leidet darunter, dass er wegen des
       Corona-Virus keinen Besuch bekommen darf. Telefonieren sei kein Ersatz.
       
   DIR Coronavirus und Weltwirtschaft: Zur Globalisierung verdammt
       
       Fabriken stehen still, Lieferketten sind unterbrochen – die Globalisierung
       beenden wird das Coronavirus aber nicht.
       
   DIR Einigung im Koalitionsausschuss: Corona-Hilfe für die Wirtschaft
       
       Union und SPD wollen Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtern und staatliche
       Investitionen erhöhen. Der Ölpreis sinkt auf niedrigsten Stand seit 1991.
       
   DIR Epidemie wirkt sich aufs Klima aus: Der CO2rona-Effekt
       
       Der Stillstand von Wirtschaft und Verkehr durch den Virus senkt Chinas
       Klimagas-Emissionen. Ob das langfristig wirkt, ist aber fraglich.
       
   DIR Corona-Dekret: Norditalien abgeriegelt: Italia? Chiuso.
       
       Sie machen Ernst: Italiens Ministerpräsident Conte verkündet in einer
       nächtlichen Pressekonferenz den Ausnahmezustand für Norditalien.
       
   DIR Kampf gegen das Corona-Virus: Norditalien abgeriegelt
       
       Italiens Regierung verkündet drastische Einschränkungen für 16 Millionen
       Bürger: 14 Gebiete im Norden werden wegen Corona weitgehend abgeriegelt.