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       # taz.de -- Corona und die Fußball-Bundesliga: Bangen ums Berliner Derby
       
       > Für Berlins Clubs stehen die wichtigsten Spiele der Saison an. Bleiben
       > die Stadien trotzdem leer? Sportsenator Geisel ist gegen Pauschalverbote.
       
   IMG Bild: Leere Schüssel gleich noch weniger Atmosphäre: Blick ins Berliner Olympiastadion
       
       Berlin taz | Für Berlins Fußballfans beginnen eigentlich gerade die
       Festwochen. Am kommenden Samstag gastiert Liga-Krösus Bayern München in der
       Alten Försterei in Köpenick; in der Woche drauf ist das zweite Derby dieser
       Saison zwischen Hertha und Union, diesmal im Olympiastadion, angesetzt.
       
       Allein: Die beiden Topspiele könnten ausfallen oder zumindest ohne Publikum
       stattfinden, nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Sonntag
       empfohlen hatte, wegen der Ausbreitung des Coronavirus alle Veranstaltungen
       mit mehr als 1.000 TeilnehmerInnen abzusagen. Bindend ist die Ansage nicht;
       allerdings erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga,
       Christian Seifert, am Montagmittag: „Wir würden am liebsten nächsten
       Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch.“
       
       Immerhin: Eine Komplettabsage des Spieltags schloss er aus. „Wir haben
       entschieden, dass der Spieltag stattfindet, rein sportlich. Mit wie vielen
       Zuschauern und ob ohne, das ist eine Entscheidung, die die Behörden treffen
       müssen“, schob Seifert die Verantwortung weiter. Denn ob es damit eine
       einheitliche Linie in allen Bundesländern gibt, bleibt offen.
       
       Tatsächlich sind für die Einschätzung die Amtsärzte der entsprechenden
       Bezirke zuständig; für die Alte Försterei ist dies Treptow-Köpenick, für
       das Olympiastadion Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort fand am vergangenen
       Samstag [1][das Duell Hertha gegen Bremen] ohne Einschränkungen statt. Ob
       diese Einschätzung aktuell noch gelte, wollte der zuständige Sozialstadtrat
       Detlef Wagner (CDU) nicht sagen: „Fragen Sie mich kurz davor noch mal.“
       Generell hält Wagner [2][von einem pauschalen Verbot von
       Großveranstaltungen wenig].
       
       ## Weit entfernt vom Katastrophenfall
       
       Und auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) kritisiert Spahn wegen dessen
       Äußerung. „Einfach so was in den Raum zu stellen ist schwierig“, sagte
       Geisel, der auch Sportsenator ist, am Montag. Es handele sich lediglich um
       eine persönliche, über Social Media verbreitete Meinung des
       Bundesgesundheitsministers, bisher gebe es dazu keine einheitliche Linie
       der Bundesregierung.
       
       Spahns Vorstoß habe auch bei anderen Innenministern „Unmut erregt“,
       berichtete Geisel. Um die Ausbreitung zu bekämpfen, müssten
       bundeseinheitliche, auf Expertenmeinungen gestützte Kriterien entwickelt
       werden. Am Donnerstag bei der Ministerpräsidentenkonferenz werde darüber zu
       reden sein. „Wir sind weit entfernt vom Katastrophenfall“, betonte Geisel.
       
       Hertha und Union hielten sich am Montag zurück mit Äußerungen: „An einer
       Diskussion über Eventualitäten werden wir uns nicht beteiligen“, sagte
       Union-Sprecher Christian Arbeit. Und Hertha-Sprecher Marcus Jung sagte der
       dpa: „Gemeinsam werden alle Beteiligten sicher auch die Situation für den
       kommenden Spieltag beziehungsweise die kommenden Spieltage bewerten und
       eine Entscheidung treffen, die es dann zu akzeptieren gilt.“
       
       Würde Spahns Empfehlung umgesetzt, wären damit auch viele
       Hallensportveranstaltungen betroffen: Für kommenden Sonntag ist das
       Volleyball-Spitzenspiel der Berlin Volleys gegen Friedrichshafen in der
       Max-Schmeling-Halle angesetzt. „Von unserer Seite sind keine Absagen
       geplant“, sagte Gunther Thile, Sprecher der Firma Gegenbauer, der taz. Die
       Velomax Gmbh, die die beiden landeseigenen Hallen Velodrom und
       Schmeling-Halle betreibt, ist eine Gegenbauer-Tochter. Vielmehr versuche
       man, die angesetzten Veranstaltungen unter bestmöglichen Bedingungen
       durchzuführen. Die Lage könne sich aber schnell ändern: Man sei im Kontakt
       mit dem Land und den Veranstaltern, die letztlich über eine Absage selbst
       entscheiden müssten. Thile kritisierte die aktuell schwierige Gemengelage,
       da eine einheitliche Linie fehle.
       
       Bei Union hat man offenbar die Hoffnung nicht aufgegeben: Am Montag begann
       die Ticketvergabe für das Public Viewing des Derbys gegen Hertha im
       heimischen Stadion. Auch das dürfte die Größenordnung 1.000 deutlich
       überschreiten.
       
       9 Mar 2020
       
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