# taz.de -- Coronamaßnahmen in Italien: Italien macht nur teilweise dicht
> Die Intensivstationen füllen sich in Italien. Doch Schulen und
> Restaurants bleiben weitgehend geöffnet. Einige Regionen verhängen einen
> Teil-Lockdown.
IMG Bild: Das Motiv einer Krankenschwester an der Hauswand: In Mailand ist die Lage derzeit besonders kritisch
Rom taz | Von einem neuen Lockdown will Italiens Ministerpräsident Giuseppe
Conte nichts wissen. Als er sich am Sonntagabend der Presse stellte, um die
neuen Covid-Maßnahmen zu verkünden, war vor allem dies seine Botschaft:
Italien macht nicht dicht.
Die Schulen bleiben offen, genauso wie Restaurants, die erst um 24 Uhr
schließen müssen. Das alles geht aber mit neuen Einschränkungen einher. So
sollen die Oberschüler*innen ab der neunten Klasse erst um 9 Uhr zum
Unterricht anrücken, um den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten. Bars
sollen ab 18 Uhr nicht mehr bedienen und den Alkoholverkauf außer Haus
einstellen. In Restaurants dürfen maximal sechs Personen an einem Tisch
sitzen.
Auch sollen im öffentlichen Dienst 75 Prozent der Beschäftigten wieder ins
Homeoffice geschickt werden. Spätabends können künftig Straßen, Plätze und
ganze Viertel abgesperrt werden, um den Nachtschwärmer*innen den Spaß zu
verleiden. Und Schutzmasken müssen immer und überall getragen werden, im
Bus, auf der Straße, in Schulen.
Auf diese Weise hofft die Regierung, die Infektionskurve wieder
abzuflachen. Am Montag meldete das Land fast 10.000 neu diagnostizierte
Fälle, doch schon letzte Woche lag die Zahl bei über 11.000. Sorgen macht
vor allem die rasante Beschleunigung seit Anfang Oktober, ebenso die
schnelle Zunahme der Patient*innen in Krankenhäusern und in den
Intensivstationen.
## Lombardei verschärft Regeln
Besonders kritisch ist die Lage, genauso wie im Frühjahr, [1][in der
Lombardei]. Diesmal aber ist die Metropole Mailand am härtesten getroffen.
Dort sind die [2][Intensivbetten schon zum Großteil belegt], in Eile werden
neue Kapazitäten geschaffen.
Vor diesem Hintergrund einigten sich am Montag der Regionalpräsident
Attilio Fontana und die Bürgermeister der wichtigsten Städte auf eine
Maßnahme, die die nationalen Regelungen noch einmal deutlich verschärft:
Von 23 Uhr bis 5 Uhr gilt eine Ausgangssperre, die Menschen dürfen nur noch
aus triftigem Grund auf die Straße. Außerdem werden an den Wochenenden alle
Einkaufszentren, die keine Lebensmittel verkaufen, geschlossen.
Anders als im März hat die Pandemie diesmal das ganze Land erfasst.
Spitzenwerte bei den Infektionen erreicht auch die süditalienische Region
Kampanien mit ihrer Hauptstadt Neapel. Regionalpräsident Vincenzo De Luca
verfügte schon letzte Woche die Schließung aller Schulen, nur die
Kindergärten bleiben offen.
Ob die Maßnahmen ausreichen, um die neue Infektionswelle zu brechen, ist
unklar – denn in der Lombardei, in Kampanien, und in Rom ist die
Kontaktnachverfolgung der Infizierten weitgehend zusammengebrochen.
20 Oct 2020
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## AUTOREN
DIR Michael Braun
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