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       # taz.de -- Coronaproteste in Frankreich: Rufe nach „Liberté!“
       
       > In Frankreich protestieren Zehntausende gegen Coronamaßnahmen und
       > Impfpflicht. Menschen aller sozialen Schichten und Altersgruppen sind
       > dabei.
       
   IMG Bild: T-Shirt eines Demonstranten, der am Samstag einem Aufruf der Partei „Les Patriotes“ folgte
       
       Paris taz | [1][Das dritte Wochenende in Folge] haben in Frankreich in mehr
       als hundert Städten Zehntausende Menschen gegen die behördlichen Maßnahmen
       gegen die Coronapandemie demonstriert. Am Samstag beteiligten sich laut
       Behörden mehr als 200.000 Menschen an 183 Kundgebungen.
       
       In Paris, wo drei Demonstrationen gleichzeitig stattfanden, waren es
       demnach 15.000 Teilnehmende, laut Organisatoren waren es fünf Mal so viele.
       Der größte Protest endete auf dem Bastille-Platz mit Zusammenstößen mit der
       Polizei. Französische Medien befürchten eine „Radikalisierung“ der Proteste
       und erinnern an die Gelbwesten-Bewegung, die das Land mehr als ein Jahr
       lang in Atem hielt.
       
       Unter den jetzt gegen die Coronapolitik Demonstrierenden gibt es viele, die
       bei den Gelbwesten mitmarschiert waren, auch einige ihrer Exponenten wie
       Jérôme Rodrigues oder Jacline Mouraud.
       
       Doch gibt es unter den Demonstrierenden Menschen aller sozialen Schichten
       und Altersgruppen. Die Slogans, die oft auf Kartons gekritzelten
       Wutbotschaften oder die mitgebrachten Trikolore-Fahnen lassen den Schluss
       zu, dass sehr unterschiedliche, ja oft gegensätzliche Weltanschauungen oder
       politische Einstellungen vertreten sind.
       
       ## Marine Le Pen reagiert erstaunlich zurückhaltend
       
       Nur wenige bekannte Politiker*innen lassen sich bei den Kundgebungen
       blicken. Namentlich Marine Le Pen vom Rassemblement National hält sich in
       ihrer Kritik an der Coronapolitik sehr zurück. Sie hütet sich, zu Impfungen
       oder Restriktionen deutlich Stellung zu nehmen. Denn das könnte sie bei den
       Präsidentschaftswahlen 2022 nur Stimmen kosten.
       
       Von der politischen Dynamik der Wut auf der Straße versuchen dagegen der
       Rechtspopulist Florian Philippot, Ex-Nummer Zwei des Front National und
       heute Chef der Splitterpartei Les Patriotes, sowie der „Souveränist“
       Nicolas Dupont-Aignan zu profitieren. Ein anderer „Frexit“-Politiker,
       François Asselineau, konnte nicht zur Pariser Demonstration kommen. Er
       hatte sich mit Covid-19 angesteckt.
       
       Die politischen Interessen sind ohnehin den meisten Demonstrierenden egal.
       Sie sind schlicht wütend auf die Staatsführung und fordern namentlich den
       „Kopf“ von Präsident Emmanuel Macron. Sie sind gegen ein System, das sie
       als „Diktatur“ ablehnen, und bezichtigen die Medien pauschal der Lüge und
       Manipulation. Ihre „Wahrheit“ glauben sie bei Gleichgesinnten in den
       sozialen Netzwerken zu finden. An mehreren Orten wurden am Samstag
       Journalist*innen beschimpft oder gar tätlich angegriffen.
       
       ## Misstrauen gegenüber Pharmakonzernen und mRNA-Technik
       
       Bei weitem nicht alle sind „Antivax“, das heißt kategorisch gegen eine
       Anti-Covid-Impfung. Doch sie misstrauen häufig den Pharmakonzernen oder der
       ihrer Ansicht nach zu wenig erprobten mRNA-Technologie. Vor allem sind sie
       gegen „Passkontrollen“ und andere drohende Einschränkungen ihrer
       persönlichen Freiheit.
       
       Der einzige gemeinsame Nenner ist ihr Ruf „Liberté!“. Die vom Parlament
       verabschiedeten Vorschriften, die im August und September in Kraft treten,
       heizen die Proteste weiter an.
       
       So muss sich das gesamte Pflegepersonal impfen lassen. Wer das nach dem 15.
       September unterlässt, riskiert Lohnausfall. Auch ungeimpfte
       Mittelschüler*innen müssten im Fall einer Ansteckung in ihrer Klasse
       nach dem Wiederbeginn des Unterrichts zu Hause bleiben und ihn per
       Videokonferenz verfolgen.
       
       Nicht nur in fast allen Cafés, Restaurants, Kinos, Theatern, Museen sowie
       in Fitness- und Sportklubs, sondern auch für den interregionalen Bahn- und
       den Flugverkehr wird die Gesundheitspasskontrolle obligatorisch.
       
       1 Aug 2021
       
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