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       # taz.de -- Dänemarks Integrationsministerin: Die Abschotterin
       
       > Inger Støjberg kürzt Flüchtlingen Leistungen und will sie mit Anzeigen
       > von Dänemark abschrecken. Damit ist sie sogar in ihrer Partei umstritten.
       
   IMG Bild: Hat ganz eigene Ansichten: Inger Støjberg.
       
       Kein anderes Kabinettsmitglied in Dänemark hat binnen weniger Wochen so
       deutliche Spuren in der dänischen Politik hinterlassen wie Inger Støjberg.
       Und an keinem scheiden sich die Geister so, wie an der Ende Juni ernannten
       Ausländer- und Integrationsministerin der Minderheitsregierung der
       rechtsliberalen „Venstre“.
       
       Støjberg treibt die Restriktionen in Flüchtlingspolitik stetig weiter,
       kürzte Asylsuchenden die öffentlichen Leistungen, startete eine
       Anzeigenkampagne, um Flüchtlinge von Dänemark abzuschrecken und sorgte
       insgesamt für eine zusätzliche Verschärfung der ohnehin aggressiven
       Ausländerdebatte des Landes.
       
       Statt Integrations- sollte die 42-Jährige eher den Titel
       Exklusionsministerin tragen. Diese Ansicht vertreten sogar Parteifreunde.
       Ihren „einseitigen Abschottungsfokus“ beklagt der
       Venstre-Europaparlamentarier Jens Rohde und wirft ihr Verrat an den
       liberalen Grundwerten der Partei vor: „Wenn man sagt, diese Menschen sollen
       nicht nach Dänemark kommen, hat das nichts mit Liberalismus zu tun, das ist
       Kollektivismus.“ Und Parteifreundin Birthe Rønn Hornbech stichelte,
       Dänemark brauche Flüchtlinge und viele hätten ja „eine höhere Ausbildung
       und sprechen mehr Sprachen als Inger Støjberg“.
       
       Tatsächlich musste Støjberg, die in der Kommunikationsbranche arbeitete,
       bevor sie 2009 erstmals als Beschäftigungsministerin in ein Kabinett
       berufen wurde, aus dem sowieso recht dünnen Ausbildungsabschnitt ihres
       Lebenslaufs kürzlich den Titel der „ausgebildeten Journalistin“ wieder
       streichen, nachdem eine Zeitung enthüllt hatte, dass sie eine solche
       Ausbildung nie absolviert hatte.
       
       Ihren Berufswunsch Astronautin oder Politikerin hatte die Verfasserin eines
       Buchs über das dänische Popduo „Sussi & Leo“ schon in der Schule verkündet
       und Menschen, die sie länger kennen, wundern sich über die „Metamorphose“
       der Frau, die noch vor einigen Jahren ein großes Engagement für notleidende
       Menschen gezeigt und unter anderem eine Hilfsaktion für Darfur-Flüchtlinge
       initiiert hatte.
       
       Doch die „robuste Wertekriegern“ (Berlingske Tidende) scheint zu glauben,
       nur im Wettbewerb um die schärfste Flüchtlingspolitik eine weitere Stärkung
       der rechtspopulistischen „Dänischen Volkspartei“ verhindern zu können. Eine
       Taktik, die seit 15 Jahren genau den gegenteiligen Effekt entfaltet hat.
       
       10 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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