URI: 
       # taz.de -- Das große Schmelzen: Gletscherschwund in Zentralasien
       
       > Große Eiszungen in Kirgistan, China und anderen Ländern werden immer
       > kleiner. Langfristig bedroht das die Wasserversorgung.
       
   IMG Bild: Überall auf der Welt verlieren Gletscher an Größe, auch der Perito Moreno in Patagonien
       
       Berlin taz | Schlechte Nachrichten für die auf Gletscherwasser angewiesenen
       Bewohner Zentralasiens: Bis zum Jahr 2050 wird die Hälfte der Gletscher im
       größten zentralasiatischen Gebirge Tien Shan verschwinden. Zu diesem
       Ergebnis kommt eine Studie unter Leitung des Deutschen
       Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam.
       
       Der Untersuchung zufolge hat sich das Volumen der Eismassen entlang des
       Gebirges Tien Shan in den vergangenen 50 Jahren um rund 27 Prozent
       verringert. Die von Eis bedeckte Fläche schrumpfte um 18 Prozent. Damit gab
       es in den letzten fünf Jahrzehnten einen durchschnittlichen Eisverlust von
       5,4 Gigatonnen Eis pro Jahr. Zum Vergleich: Momentan entspricht der
       jährliche Gletscherschwund im Tien Shan ungefähr dem doppelten
       Jahreswasserverbrauch Deutschlands, erklärt Daniel Farinotti, Hauptautor
       der Studie.
       
       Problematisch ist der Gletscherschwund vor allem für die Wasserversorgung
       der dort liegenden und benachbarten Länder: Kasachstan, Kirgistan,
       Usbekistan und auch Teile Chinas hängen unmittelbar vom Schmelzwasser des
       Tien Shan ab. Gletscher speichern Wasser und geben es in den Sommermonaten
       in Form von Schmelzwasser wieder ab – so können auch Gebiete mit Wasser
       versorgt werden, in denen es monatelang nicht regnet.
       
       Dieser Kreislauf wird durch den Gletscherschwund gefährdet. „Auswirkungen
       sind bereits sichtbar“, berichte Doris Düthmann vom GFZ. Momentan führen
       manche Flüsse wegen der stärkeren Schmelze mehr Wasser. Wenn sich die
       Gletscherspeicher allerdings mit der Zeit leeren, kommt es, weil das
       Schmelzwasser fehlt, zu Trockenheit in den Sommermonaten.
       
       Erschreckend ist die Geschwindigkeit, mit der die Gletscher schrumpfen:
       Zwischen den 1970er und 1980er Jahren verdreifachte sich der Schwund. Nach
       Einschätzung der Forscher ist dies die Folge des generellen
       Temperaturanstiegs auf der Erde. Der Klimawandel führt dazu, dass die
       Schneefallgrenze ansteigt. Das Eis schmilzt nicht nur schneller, dem
       Gletscher wird auch „Nahrung“ entzogen: der Neuschnee.
       
       18 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannah Kappenberger
       
       ## TAGS
       
   DIR Gletscher
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Erderwärmung
   DIR Wasserversorgung
   DIR Eis
   DIR Usbekistan
   DIR Gulnara Karimowa
   DIR Gletscher
   DIR Alpen
   DIR Goldabbau
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Präsidentschaftswahl in Usbekistan: So hart wie sein Vorgänger
       
       Der bisherige Regierungschef Schawkat Mirsijajew hat die
       Präsidentschaftswahl deutlich gewonnen. Es gibt jedoch Kritik an der
       Transparenz der Abstimmung.
       
   DIR Usbekischer Präsident Karimow ist tot: Der Kronos aus Zentralasien
       
       Islam Karimow herrschte seit dem Ende der Sowjetunion als Diktator in
       Usbekistan. Er bekämpfte die Opposition, Islamisten und seine eigene
       Familie.
       
   DIR Studie zur Gletscherschmelze: Ganz dünnes Eis
       
       Die Gletscher schmelzen weltweit im Rekordtempo, so eine Studie. Und der
       Rückgang setzt sich auch ohne weiteren Klimawandel fort.
       
   DIR Gefährliche Eisschmelze: „Bis zu 600 neue Gletscherseen“
       
       Geborstene Dämme von Gletscherseen sind in Hochgebirgsregionen zunehmend
       eine Gefahr für Mensch und Umwelt.
       
   DIR Bergbau in Peru: Im Höhenrausch
       
       La Rinconada in Peru ist die höchstgelegene Stadt der Welt. Es gibt nur
       einen Grund, warum dort Menschen leben: Gold, viel Gold.
       
   DIR Expedition nach Spitzbergen: Eine dahinschmelzende Welt
       
       Eine Kreuzfahrt zu den Eisbären führt durch eine bedrohte arktische
       Insellandschaft. Statt Bord-Entertainment gibt es wissenschaftliche
       Vorträge.
       
   DIR Weltklimabericht der WMO: Klimawandel verursacht Extremwetter
       
       Jedes der vergangenen drei Jahrzehnte war wärmer als das vorherige. Auch
       die Wetterphänomene werden extremer. Große Hungerkrisen könnten die Folge
       sein.