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       # taz.de -- Debatte um AKW-Laufzeiten: Wenig Strom und viel Ärger
       
       > Das Wirtschafts- und das Umweltministerium lehnen längere AKW-Laufzeiten
       > wegen hoher Risiken ab. Die Sicherheit wäre nur ein Problem.
       
   IMG Bild: Die Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt lehnen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ab
       
       Berlin taz | Die Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt lehnen einen
       [1][Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke] aus rechtlichen,
       finanziellen und technischen Gründen ab. „Im Ergebnis einer Abwägung von
       Nutzen und Risiken ist eine Laufzeitverlängerung der drei noch bestehenden
       Atomkraftwerke auch angesichts der aktuellen Gaskrise nicht zu empfehlen“,
       so das Fazit einer Prüfung, die die beiden grün geführten Häuser am
       Dienstag veröffentlicht haben. Damit reagieren sie auf Überlegungen unter
       anderem der bayerischen Landesregierung zum [2][Weiterbetrieb der Meiler].
       
       Nach Prüfung durch die Ministerien wären für einen Weiterbetrieb
       umfangreiche rechtliche und behördliche Schritte notwendig. So könne zwar
       der Betrieb der drei noch bis Ende 2022 laufenden AKWs Isar 2, Emsland und
       Neckarwestheim II um bis zu 80 Tage „gestreckt“ werden, wenn sie im Sommer
       entsprechend weniger liefen. Das aber würde nur dazu führen, dass im
       Frühjahr 2023 mehr Strom zur Verfügung stünde – was in der Gasknappheit
       kaum helfe, weil Gaskraftwerke so teuren Strom erzeugen, dass sie praktisch
       nicht ans Netz gehen.
       
       Eine tatsächliche Verlängerung würde sich nur rechnen, wenn sie mindestens
       3 bis 5 Jahre dauere – bis dahin sei das Problem aber behoben, heißt es.
       Außerdem müssten dafür neue Brennelemente hergestellt und TechnikerInnen
       wieder eingestellt oder neu geschult werden. Und die AKWs müssten praktisch
       vom Staat betrieben und bezahlt werden, einschließlich der teuren
       Versicherungsprämien – denn die Konzerne als Betreiber haben sich aus dem
       Betrieb verabschiedet und wären zu einer neuen Runde nur bereit, wenn sie
       alle Risiken auf den Staat übertragen könnten.
       
       Vor allem aber, so argumentieren die Fachleute, würde auch ein begrenzter
       Weiterbetrieb eine Welle an aufwendigen und zeitraubenden
       Sicherheitsüberprüfungen nach sich ziehen. Denn eigentlich hätten die
       letzten drei AKWs schon 2019 eine umfangreiche Sicherheitsinspektion
       durchlaufen müssen – sie wurde ihnen mit Blick auf ihr Ende 2022 erlassen.
       Ungeklärt wäre auch, was mit dem zusätzlich anfallenden Atommüll zu tun
       sei.
       
       Praktisch unmöglich sei es, bereits abgestellte Reaktoren wieder zum Leben
       zu erwecken. Das bräuchte eine neue Betriebsgenehmigung, die aber wegen
       fehlenden Fortschritts bei der technischen Sicherheit kaum zu bekommen
       wäre. Und weil die AKWs nur wenig zur Stromversorgung beitragen, „bleiben
       Zweifel, ob eine Verlängerung in der aktuellen Situation
       verfassungsrechtlich belastbar begründet werden kann“. Klagen „hätten
       durchaus aussichtsreiche Erfolgschancen“.
       
       10 Mar 2022
       
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