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       # taz.de -- Debattenshow „Surrounded“ in den USA: 20 Faschisten und ein Liberaler
       
       > Die Youtube-Show „Surrounded“ lässt einen profilierten Meinungsträger
       > gegen 20 andere debattieren. In der jüngsten Folge ging das gründlich
       > schief.
       
   IMG Bild: Der britisch-amerikanische Journalist Mehdi Hasan (l) in der Youtube-Show „Surrounded“
       
       Berlin taz | „Ich denke, du bist ein Faschist.“ – „Yeah, das bin ich.“
       Tosender Applaus und ein stolzes Lächeln des Faschisten. Dieser Austausch
       zwischen dem britisch-amerikanischen Journalisten Mehdi Hasan und einem
       Teilnehmer der [1][Debatten-Show „Surrounded“] von Jubilee geht momentan
       durchs Internet.
       
       Bei „Surrounded“ stellen sich einzelne Personen 20 Andersdenkenden und
       debattieren meist über eineinhalb Stunden über konstroverse Themen. In
       einer Show [2][stellt sich ein Arzt 20 Impfgegnern], in einer anderen die
       misogyne Influencerin [3][Candace Owen 20 Feministinnen] und in der
       nächsten der rechte Polit-Aktivist [4][Charlie Kirk sogar 25 „woke
       Students“]. Jedes dieser Videos erreichte über fünf und viele sogar über 20
       Millionen Aufrufe.
       
       Die Show ist auf Skandale ausgelegt. Die Aussagen sind spitz, der
       Gegenspieler der Menge steht alleine da und wird durch Zwischenrufe und
       Applaus oder Buhrufe unterbrochen. Eine Chance für wirklichen Dialog gibt
       es selten, gewinnen kann die alleinstehende Person eigentlich nie. Es
       wundert also nicht, dass Jubilee aktiv versucht, extreme Positionen zu
       finden, was auch bei dem Video mit Mehdi Hasan auffällt.
       
       Hasan ist ein liberaler Journalist, war Teil der britischen
       Nachrichtenwebsite [5][The Intercept], hatte eine eigene Show bei
       Al-Jazeera und MSNBC und schreibt regelmäßig für den Guardian. Der
       israelischen Zeitung Haaretz sagt er: „Meine Politik wurzelt in der
       Gleichheit.“
       
       ## Konsequenzen für den selbst ernannten Faschisten
       
       Auch deshalb hat er sich wahrscheinlich auf das Video von Jubilee
       eingelassen. Doch eine ernsthafte Diskussion unter Gleichen kam nicht
       zustande. Auf X schreibt Hasan: „Ich wusste nicht, dass es echte und
       bekennende Faschisten sein werden.“
       
       Die Gespräche, die Hasan führte, drehten sich um die Verfassung, den Nutzen
       und Wert von Migranten für Amerika und die Waffenlieferungen der USA an
       Israel. Die Clips, die jedoch viral gegangen sind, meist mit mehreren
       Millionen Aufrufen auf den sozialen Medien, sind andere. In einem sagt ein
       Teilnehmer zu Hasan, dass die „komplette weiße Rasse“ in Amerika einen
       Genozid erleidet, in einem anderen erzählt eine Teilnehmerin zuerst, dass
       ihre Eltern Migranten seien, nur um im nächsten Moment zu sagen, dass sie
       nicht akzeptieren kann, dass „Migranten Amerikaner sind“. Das gesamte
       Surrounded-Video hat zum jetzigen Zeitpunkt 7 Millionen Aufrufe.
       
       Kurz nach Veröffentlichung des Videos gab es dann Konsequenzen für den
       selbsternannten Faschisten. Er sei gefeuert worden und habe deshalb einen
       Fundraiser gestartet. In der Beschreibung steht: „Leider gibt es für
       vollkommen legale, traditionelle rechte politische Sichtweisen echte
       Konsequenzen.“ 30.000 Dollar sind so schon zusammengekommen.
       
       Ein Kommentator unter dem Video spricht auch ein weiteres Problem an, das
       auch in Deutschland Debattenthema ist: „Jubilee, das ist nicht einmal mehr
       eine Debatte. Es ist purer Hass, den diese Menschen in ihren Herzen tragen.
       Diesen Menschen eine Plattform zu geben, ist für mich Wahnsinn.“
       
       ## Lohnen sich solche Debatten?
       
       Und auch Hasan äußert sich am Ende des Videos: „Freie Meinungsäußerung
       bedeutet nicht, dass man Menschen, die nicht an die Gleichheit aller
       Menschen glauben, Glaubwürdigkeit, Aufmerksamkeit oder eine Plattform geben
       muss.“ Welche Plattform sollte man solchen Meinungen geben? Sollte man das
       überhaupt? Und lohnen sich Debatten mit Menschen, die sich augenscheinlich
       so wohl in ihrer Rolle als Bösewicht fühlen und an keinerlei Debatte
       interessiert sind?
       
       Mehdi Hasan reagiert auf X ebenfalls auf diese Vorwürfe, die auch an ihn
       gerichtet sind. Er hätte nicht gewusst, dass „Jubilee ne Menge Nazis
       einladen würden“ und dass die Show anders angepriesen wurde: „Man kann den
       Schock in meinem Gesicht sehen, als sie diese Sachen gesagt haben.“
       
       Da es solche Kontroversen schon öfter bei Jubilee gab, verteidigte CEO
       Jason Lee in einem Interview mit einer Youtuberin seine Show. Er finde,
       dass sie nuancierte Meinungen darstellen wollen, damit sich die Zuschauer
       eine eigene Meinung bilden können, und dass „wir in einer gefährlicheren
       Welt leben würden, wenn zwei Individuen nicht mehr in einem Raum sitzen
       können und ein Gespräch führen können“.
       
       In dem Gespräch zwischen Mehdi Hasan und einem anderen „far-right
       conservative“ sagt Hasan: „Ich bin ein Immigrant“ und bevor er seinen Satz
       beenden kann, fällt ihm der Rechtsextreme aggressiv ins Wort: „Verpiss dich
       von hier. Wir wollen dich hier nicht.“ Es wirkt, als würde der Rechte gerne
       ganz andere Dinge mit Hasan machen als ein Gespräch führen. Wenn nur diese
       Kameras nicht da wären. Wieder klatschen die anderen Zuschauer.
       
       26 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=2S-WJN3L5eo
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=o69BiOqY1Ec
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=UyzbSeVBxvk
   DIR [4] https://www.youtube.com/watch?v=WV29R1M25n8&t=5s
   DIR [5] https://theintercept.com/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marc Tawadrous
       
       ## TAGS
       
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