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       # taz.de -- Demokratiefördergesetz gescheitert: Sie darf nicht zerbröckeln
       
       > Wer die Demokratie erhalten will, muss sie kontinuierlich fördern, etwa
       > durch den Kampf gegen Rechtsextremismus. Denn ohne Zutun wird sie
       > brüchig.
       
   IMG Bild: Franziska Giffey mit Vertreter:innen von „Partnerschaften für Demokratie“ im Oktober 2019
       
       Die Demokratie ist eine herzerwärmende, eine wunderschöne Sache. Auf
       Barrikaden in der ganzen Welt erkämpft, in Büchern herbeigesehnt, im Salon
       erstritten – und in Klassenzimmern eingeübt. Sie ist oft anstrengend,
       unglaublich konflikthaft, manchmal widersprüchlich. Vor allem kommt und
       bleibt sie nicht von alleine. Und das kostet nicht immer nur
       Durchhaltevermögen – sondern auch bares Geld.
       
       Nach dem Mord an Walter Lübcke 2019 betonte Kanzlerin Merkel, dass man den
       Rechtsextremismus „[1][in den Anfängen bekämpfen muss, ohne jedes Tabu]“.
       Der Mord an Lübcke sowie der rechte Terror in Hanau und Halle veranlassten
       die Bundesregierung, im März 2020 einen [2][Kabinettsausschuss] „zur
       Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus“ einzusetzen.
       
       In der Großen Koalition herrschte allerdings bald Uneinigkeit darüber, wie
       dem Rechtsextremismus beizukommen sei. Das von Franziska Giffey (SPD)
       geführte Familienministerium drängte auf ein sogenanntes
       [3][Demokratiefördergesetz]. Dies sollte die langfristige und
       kontinuierliche Arbeit von Bildungsinitiativen und Zivilgesellschaft
       sichern.
       
       Noch müssen jährlich Projektanträge gestellt werden. Das Problem hierbei:
       die fehlende Planungssicherheit. Für eine Förderung im Rahmen des Programms
       „Demokratie leben“ etwa müssen Projekte stetig weiterentwickelt und
       verändert werden – auch wenn sie in der Praxis gute Erfolge zeigen, zum
       Beispiel in der Arbeit mit Neonazi-Aussteigern oder in Schulen. Die
       Verträge der Mitarbeiter*innen sind an die Projekte gebunden und stets
       befristet.
       
       ## Union will keine institutionelle staatliche Förderung
       
       Giffeys Ministerium wollte eine rechtliche Grundlage schaffen, um von
       punktueller Projektförderung weg, hin zu institutioneller Förderung zu
       kommen. Die Union wollte jene institutionelle staatliche Unterstützung
       zivilgesellschaftlicher Akteure offenbar nicht, wie jetzt bekannt wurde.
       [4][Auch rechtlich gibt es durchaus Bedenken hierfür.]
       
       So schön die Demokratie auch ist, so fragil ist sie. Ob es dafür genau
       dieses Demokratieförderungsgesetz braucht, sei dahingestellt. Doch ohne
       stetige Arbeit an der Demokratie und ohne den Kampf gegen ihre – auch
       bewaffneten – Feinde bröckelt sie. Und die schönste Liebesbeziehung
       zerbricht, wenn sie einfach als gegeben hingenommen wird.
       
       24 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Jahrestag-des-Mords-an-Walter-Luebcke/!5690128/
   DIR [2] /Kampf-gegen-Rechtsextremismus/!5669084/
   DIR [3] /Forderungen-an-Antifa-Kabinett/!5706834/
   DIR [4] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/spd-und-union-uneins-darf-der-bund-die-demokratie-foerdern-17002210.html?GEPC=s9&premium=0x632b21231981e9f7574ec65e07ab2b80
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kevin Čulina
       
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