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       # taz.de -- Desaströse Lage in der Ukraine: Kyjiws Wunschzettel bleibt im dritten Kriegswinter unerfüllt
       
       > So tragisch es ist: Der Ukraine läuft die Zeit davon, und das immer
       > schneller. Da helfen auch keine deutschen Wahlkampfbesuche mit hohlen
       > Versprechen.
       
   IMG Bild: Alltag in der Ukraine: Zerstörung durch russische Raketenangriffe wie hier in Saporischschja am 11. Dezember
       
       Dass sich so manche ein westlicher Vertreter oder Vertreterin dieser
       Tage kurz vor Weihnachten noch einmal in Kyjiw blicken lässt, mag
       vielleicht kurzzeitig das Herz der Ukrainer*innen erwärmen und ihnen das
       Gefühl geben, nicht komplett vergessen zu sein.
       
       Dabei ist besonders die Präsenz deutscher Spitzenpolitiker*innen
       auf- und alles andere als zufällig: Zunächst Bundeskanzler Olaf Scholz,
       dann dessen möglicher Erbe und CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz sowie –
       last but not least – [1][Entwicklungsministerin Svenja Schulze]. Der
       Wahlkampf in Deutschland lässt grüßen.
       
       An persönlichem Engagement und wohl auch durchaus ernst gemeinten
       Solidaritätsadressen mangelt es auch diesmal nicht. Doch das Mantra,
       [2][fest an der Seite der Ukraine] zu stehen, klingt schal.
       
       Denn alle Beteuerungen ändern nichts daran, dass die Lage der Menschen im
       mittlerweile dritten Kriegswinter mit jedem Tag dramatischer und
       verzweifelter wird.
       
       ## Massivste Angriffe auf die Ukraine
       
       Wie seit Monaten schon setzt Russland, in gewohnt perfider Manier,
       verstärkt auf gezielte Bombardements der kritischen Infrastruktur. Und da
       scheint immer noch Luft nach oben zu sein.
       
       In der Nacht zu Freitag dieser Woche seien, so sagt es jedenfalls
       [3][Präsident Wolodymyr Selenskyj, mit die massivsten Angriffe] seit
       Beginn von Russlands Angriffskrieg am 24. Februar 2022 verzeichnet worden.
       
       [4][Militärisch hat Kyjiw dem immer weniger entgegenzusetzen], ja mehr
       noch: Die ausgelaugten und [5][dezimierten ukrainischen Truppen] laufen
       Gefahr, weitere Gebiete beziehungsweise Frontabschnitte nicht mehr lange
       halten zu können.
       
       Die seinerzeit viel gepriesene und als Faustpfand bei künftigen
       Waffenstillstandsverhandlungen gehandelte „Operation Kursk“ könnten aus
       ukrainischer Sicht in einem Desaster enden. Mittlerweile sollen russische
       Truppen bereits vierzig Prozent des Territoriums wieder zurückerobert
       haben.
       
       ## Weigerungshaltung von Scholz für Taurus
       
       Die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Prokowsk im Donbass scheint
       nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Und wer weiß schon, welche weiteren
       Fakten in den partiell von Russland besetzten Gebieten Cherson und
       Saporischschja noch geschaffen werden. Dessen ungeachtet hält Kanzler
       Scholz an seiner Weigerungshaltung fest, Taurus am Kyjiw zu liefern.
       
       Diese Waffe ist Einschätzungen ukrainischer Militärs zufolge jedoch derzeit
       ohnehin kein Gamechanger.
       
       Wie weiter? Immerhin scheint sich, mit Blick auf die Amtseinführung von
       US-Präsident Donald Trump am 20. Januar 2025, die Erkenntnis durchgesetzt
       zu haben, dass Europa handeln muss – nicht zuletzt im ureigensten
       Interesse.
       
       ## Der Ukraine läuft die Zeit davon
       
       Doch nach wie vor stehen vielen Fragen nicht einmal ansatzweise Antworten
       gegenüber. Selbst wenn die Waffen schweigen sollten: Welche
       Sicherheitsgarantien wird die Ukraine bekommen, und wer wird wie für sie
       einstehen?
       
       So tragisch es ist: Der Ukraine läuft die Zeit davon, und das immer
       schneller. Dabei geht es seit dem 24. Februar 2022 um nichts weniger, als
       die [6][Existenz dieses Landes]. Friedvolle Weihnachten? Von wegen.
       
       13 Dec 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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