URI: 
       # taz.de -- Die CDU bei der Niedersachsenwahl: Aus für Althusmann, Dämpfer für Merz
       
       > Ausgeträumt: Die CDU bleibt hinter der SPD und wird wohl aus der
       > Landesregierung fliegen. Althusmann (CDU) tritt zurück.
       
   IMG Bild: Kündigt noch am Wahlabend seinen Rückzug an: Bernd Althusmann
       
       Hannover/Berlin taz | Aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen, das die CDU zuletzt
       immer wieder beschworen hatte, ist nichts geworden. Mit [1][deutlich unter
       30 Prozent in den ersten Hochrechnungen] liegt die niedersächsische CDU
       unter der Führung ihres Spitzenkandidaten, des bisherigen
       Wirtschaftsministers [2][Bernd Althusmann], nicht nur klar hinter der SPD,
       sie hat auch im Vergleich zur Landtagswahl 2017 noch einmal deutlich
       verloren – und damit ihr schlechtestes Wahlergebnis seit den 1950er Jahren
       eingefahren.
       
       Althusmann wirkte denn auch angefasst, als er am frühen Abend vor seine
       Anhänger:innen trat, fand dann aber klare Worte. „Wir haben unser
       Wahlziel, stärkste Kraft in Niedersachsen zu werden, auf jeden Fall nicht
       erreicht“, räumte er ein, sprach von einem „klaren Regierungsauftrag an die
       SPD“ und gratulierte dem alten und neuen Ministerpräsidenten Stephan Weil
       zu seinem Wahlsieg.
       
       Althusmann übernahm die politische Verantwortung und kündigte an, am Montag
       dem Landesvorstand mitzuteilen, dass er für das Amt des Landesvorsitzenden
       nicht länger zur Verfügung stehe. „Das ist meine persönliche Konsequenz.“
       Es war bereits Althusmanns zweite Niederlage gegen Weil bei einer
       Landtagswahl.
       
       Der Abstand ist auf mehr zurückzuführen als nur den Nachteil, den ein
       Juniorpartner in einer Großen Koalition zwangsläufig erleiden muss.
       [3][Während Weil Landesmaßnahmen, Modelle und Ideen präsentierte] und dabei
       so tat, als stünde er nonstop der Regierungskoalition in Berlin mahnend auf
       den Zehen, forderte Althusmann mehr Atomkraft und ließ „Die Ampel kostet.
       Rot-Grün noch mehr“ plakatieren. Überzeugende Gegenkonzepte fehlten
       dagegen.
       
       Auch seine Koalitionsüberlegungen dürften viele Stammwähler:innen
       ratlos zurückgelassen haben. Mal kokettierte er mit einer schwarz-grünen
       „Zukunftskoalition“ wie in Schleswig-Holstein und NRW. Dabei hat Althusmann
       mit seinem Drängen auf den Weiterbetrieb des [4][Atomkraftwerks Emsland]
       die ohnehin große Kluft zwischen CDU und Grünen in Niedersachsen weiter
       vertieft. Spät schwenkte er um, auf eine mögliche Fortsetzung der Großen
       Koalition, an Schwarz-Gelb war ohnehin nicht zu denken. Zudem startete die
       FDP verzweifelt eine Kampagne um konservative Stimmen.
       
       ## Die Strategie von Friedrich Merz ist gescheitert
       
       Der Wahlausgang ist aber nicht nur eine Niederlage für die niedersächsische
       CDU, sondern auch für die Bundespartei und ihren Vorsitzenden [5][Friedrich
       Merz]. „Das ist kein schönes Ergebnis für uns“, sagte denn auch
       CDU-Generalsekretär [6][Mario Czaja] nach der ersten Prognose. Der SPD sei
       es gelungen, sich vom Bundestrend ihrer Partei abzusetzen.
       
       Damit räumte Czaja aber auch ein, dass die Strategie der CDU und ihres
       Vorsitzenden Merz, die Landtagswahl zu einer Abstimmung über die
       Krisenpolitik der Ampel im Bund umzufunktionieren, gescheitert ist –
       zumindest was die SPD angeht. Ein Abwatschen der Kanzlerpartei ist
       ausgeblieben.
       
       Auch Merz’ Wunsch, mithilfe von Niedersachsen den Führungsanspruch der CDU
       im Bund zu unterstreichen und zu zeigen, [7][„die CDU ist zurück“, wie er
       es im Wahlkampf formulierte], ist nicht aufgegangen. Sein Versuch, [8][mit
       Vokabeln wie „Sozialtourismus“ nach rechts zu blinken], wofür er sich nach
       heftiger Kritik halbherzig entschuldigte, ging ebenfalls fehl. Am Ende
       verstieg er sich dann zu der Aussage, eine Stimme für die AfD sei eine
       Stimme für Rot-Grün. Geholfen hat das wenig. [9][Die AfD ist zweistellig],
       für Rot-Grün scheint es zu reichen.
       
       9 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Die-Niedersachsen-Wahl-im-Live-Ticker/!5886635
   DIR [2] /Spitzenkandidaten-bei-der-Landtagswahl/!5882698
   DIR [3] /Die-SPD-bei-der-Niedersachsenwahl/!5886272
   DIR [4] /!5873330/
   DIR [5] /Neuer-CDU-Chef-Friedrich-Merz/!5829938
   DIR [6] /CDU-Generalsekretaer-ueber-Grundwerte/!5853815
   DIR [7] https://twitter.com/_FriedrichMerz/status/1577327690083958786
   DIR [8] /Merz-unterstellt-Sozialtourismus/!5880211
   DIR [9] /Die-AfD-bei-der-Niedersachsenwahl/!5886220
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nadine Conti
   DIR Sabine am Orde
   DIR Andrea Maestro
       
       ## TAGS
       
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Bernd Althusmann
   DIR CDU Niedersachsen
   DIR CDU
   DIR GNS
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Janine Wissler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR CDU nach der Wahl in Niedersachsen: Führungslos und abgekämpft
       
       Niedersachsens Landeschef Bernd Althusmann ist nach der vergeigten Wahl
       zurückgetreten, dito der Fraktionschef. Zeit für neue Köpfe.
       
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen: Der Stresstest geht weiter
       
       Stephan Weil hat der SPD mit zukunftsorientierter Politik den Rücken
       freigehalten. Die Erleichterung in Berlin dürfte aber nur kurz währen.
       
   DIR Die AfD bei der Niedersachsenwahl: Kriegsgewinnler AfD
       
       Die AfD ist zweistellig und hat damit ihr Wahlergebnis im Vergleich zu 2017
       fast verdoppelt. Sie profitiert von Abstiegsängsten und dem Bundestrend.
       
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen: Linkspartei bleibt APO
       
       Die Linkspartei verpasst deutlich den Einzug in den niedersächsischen
       Landtag. Die Hochrechnungen sehen sie bei weniger als 3 Prozent.