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       # taz.de -- Die WM bei Tiktok: Alles super!
       
       > Die Fifa hat sich mit der Social-Media-Plattform Tiktok verbandelt. Ein
       > Ausflug in eine Welt, in der die gute Laune regiert – und Ken Jebsen.
       
   IMG Bild: Und ab damit auf Tiktok: Die Schweizerin Alisha Lehmann beim Selfieschießen mit Fans
       
       Für Tiktok gibt es keine Altersbeschränkung. Auch Menschen, die das 50.
       Lebensjahr bereits hinter sich haben, ist es erlaubt, [1][diese
       Social-Media-Plattform] zu nutzen. Als ich die App installiert habe, wurde
       nicht einmal gewarnt, dass das, was da auf mich zukommen wird, vielleicht
       nicht ganz altersgerecht sein könnte. In den zehn ersten Kurzvideos, die
       ich mir auf meinem Smartphone hergewischt habe, sind mir so viele
       Albernheiten begegnet, dass ich innerhalb von nur wenigen Minuten
       urlaubsreif war. Und wer ist schuld daran? Die Fifa! Wer sonst?
       
       Der Internationale Fußballverband ist vor der WM eine Art
       Medienpartnerschaft mit Tiktok eingegangen. In einer Presseaussendung dazu
       wird Fatma Samoura, die Generalsekretärin des Verbands, zitiert: „Wir sind
       begeistert, dass sich Tiktok für die Fifa als Partner entschieden hat, um
       engagierte, kreative und unterhaltsame Videoinhalte während dieser
       Frauen-Weltmeisterschaft zu liefern.“ Das hört sich schon grausam an. Aber
       wissen wollte ich dann schon, wie das aussieht.
       
       Singende Sambierinnen, eine neuseeländische Spielerinnenmutter auf der
       Tribüne, begeisterte Marokkaner an Trommeln, ein paar Torszenen, viele
       Jubelbilder, noch mehr Torszenen und noch mehr Jubelbilder. Eine Reporterin
       weist den Weg zu den Stadien und ist schier nicht zu halten vor lauter
       Begeisterung über das Fanfest in Wellington, auch wenn da gerade gar kein
       Fan ist.
       
       ## Journalismus, wie ihn sich die Fifa wünscht
       
       Schnell erschließt sich, dass Tiktok genau der richtige Medienpartner für
       die Fifa ist. Kein kritisches Wort, alles superduper. Und wenn es
       vielleicht doch mal nicht superduper ist, dann ist es immer noch super.
       „Let’s go Norway!“, schreit mich eine junge Frau an. „See you!“, sagt die
       deutsche Nationalspielerin Laura Freigang nach [2][dem 6:0 der Deutschen
       gegen Marokko] und winkt in die Kamera.
       
       Wer ganz großes Pech hat, landet in der Story bei den deutschen Fans, die
       ohne sich zu schämen und ohne einen Ton zu treffen, Oliver Pochers
       unsäglichen Fußballschlager „Schwarz und Weiß, wir stehen an eurer Seite“
       trällern. Das kommt also dabei heraus, wenn „Creator*innen aus 16 Ländern
       die Möglichkeit haben, Spiele zu besuchen, ihre Lieblingsteams anzufeuern
       und die Spannung eines der aufregendsten Sportereignisse des Jahres
       mitzuerleben“, wie es in der Aussendung der Fifa heißt.
       
       Weil ich schon mal da war, habe ich dann auch noch beim Tiktok-Kanal des
       DFB vorbeigeschaut. Dort wurden Spielerinnen gefragt, wer aus dem Team wohl
       am besten einen Kängurusprung imitieren kann. Wegen Australien und so. Die
       einen sagen Sara Doorsoun könne das am besten, andere halten Jule Brand für
       das bessere Känguru. Am Ende springt dann Merle Frohms aus dem Bild. Und
       ich verabschiede mich erst mal wieder von Tiktok.
       
       Noch einmal wische ich mich zu einem neuen Video. Plötzlich ist da Ken
       Jebsen und fragt Daniele Ganser irgendwas zum US-Imperialismus. Hatte der
       Verschwörungsfuzzi sich nicht eben noch selbst beerdigt? Hilfe!
       
       26 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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