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       # taz.de -- Die Wahrheit: Lasst sie brüllen!
       
       > Jurassic-Park ohne Ende: „Vermehrt euch und breitet euch über die ganze
       > Erde aus“, wollen wir den kultigen Echsen zurufen. Das ist ein
       > Schöpfungsauftrag!
       
   IMG Bild: Viele Testmodelle landeten auf der Falthalde
       
       Immer wieder erreichen uns Meldungen des Inhalts, in verschneiten
       sibirischen Laboren sei man kurz davor, mit Hilfe gut erhaltenen
       Genmaterials aus dem Permafrost die Mammuts wiederauferstehen zu lassen.
       Jedes Mal freue ich mich wie ein Kind auf die wollenen Elefantoiden. Doch
       wo bleiben sie bloß?
       
       Neue Hoffnung kommt dieser Tage aus Amerika: Jack Horner,
       wissenschaftlicher Berater der bisherigen „Jurassic Park“-Filme, hat jetzt
       offenbart, dass es „relativ einfach“ ist, Dinosaurier zu klonen! Man muss
       eigentlich nur die lebenden Nachfahren der Urzeitviecher, die Vögel,
       „reverse-engineeren“. Ja, es ist sogar schon gelungen, die Schnäbel von
       Hühnerembryonen zu einer velociraptorartigen Schnauze umzumodeln.
       
       „Aber da spielt der Mensch doch Gott!“, höre ich schon die üblichen
       Spaßbremsen zetern. Ja und? Was hat Gott denn bitteschön in den vergangenen
       Jahrzehnten Tolles in Sachen Evolution hervorgebracht? Nichts, was der
       Mensch nicht effizienter könnte, zum Beispiel diverse Arten mit Stumpf und
       Stiel ausrotten. Andersrum gedacht: Wenn Gott uns nach seinem Ebenbild
       geschaffen hat, dann haben wir auch einen Schöpfungsauftrag!
       
       Denn endlich hat der homo sapiens Chancen und Mittel, was anderes zu
       kreieren als sich selbst – eine Tierart übrigens, die ihren Status als
       „Krone der Schöpfung“ zuletzt auch nicht mit Bravour verteidigt hat, siehe
       etwa Pegida oder schwarze Burgerbrötchen. „Vermehrt euch und breitet euch
       über die ganze Erde aus!“, wollen wir also den kultigen Echsen zurufen, und
       sehen, dass es gut wird. Was sagt der Papst dazu?
       
       Neben dem theologischen Argument gibt es ein schlagendes ökologisches:
       Dinosaurier können als neue Fressfeinde gegen einheimische Predatoren
       eingesetzt werden. Zwei, drei T-Rexe ausgewildert im Harz und schon müssen
       niedersächsische Schafe keine Angst mehr vor Wölfen haben (dafür vor
       T-Rexen, aber da fällt uns noch eine Lösung ein).
       
       Auch das Insektensterben wird durch frische Dinos abgewendet – Mücken etwa
       haben so wieder mehr potenzielle Blutlieferanten. Überhaupt braucht niemand
       mehr zu hungern. Ich sage nicht, dass man sich am Fleisch der
       Paläo-Giganten gütlich tun soll, doch allein ein Diplodocus-Ei hat die
       Größe eines Fußballs und versorgt eine durchschnittliche Familie locker
       zwei Tage.
       
       Und so ganz nebenbei würde auch der Atomkrieg verhindert. Wozu nukleares
       Wettrüsten, wenn jede Nation bald eine Armada an Kampf-Spinosauroidea,
       Flugsaurierkotbombern oder gar einen präsidialen Panzer-Triceratops
       unterhält? Tierische Waffen verursachen keine Strahlenschäden, sind nach
       der Genfer Konvention unbedenklich, weil gar nicht erst erwähnt, und sehen
       cool aus. Und natürlich wäre auch die Wirtschaft angekurbelt, dank
       zusätzlicher Jobs wie Dinoparkwächter, Dinoumzäunungsexperte,
       Dinokrisenmanager, Dinobisswundenerstversorgerin und
       Dinoschädenversicherungsvertreter.
       
       Die Dinos – sie mögen also kommen: Rooooaaaarrrr!
       
       3 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Torsten Gaitzsch
       
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