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       # taz.de -- Die tausendste Folge „Tatort“: Nichts für Klaustrophobiker
       
       > Zwei Kommissare, Borowski aus Kiel und Lindholm aus Hannover, treffen
       > sich im Taxi – ohne sich zu kennen. Ein Krimi der Ich-Perspektiven.
       
   IMG Bild: Der Entführer Klapproth will nach Leipzig und nimmt die beiden Kommissare mit
       
       Da das Phänomen „Tatort“ nun anlässlich der 1.000. Folge hinlänglich von
       allen Seiten betrachtet wird, bleibt nur noch eine Frage zum Wochenende:
       Taugt er denn eigentlich was, der „Tatort“ Nummer eintausend? Um es kurz zu
       machen: Ja. „Taxi nach Leipzig“ (Buch und Regie: Alexander Adolph) wagt
       formal etwas und vergisst dabei nicht mal, richtig spannend zu sein. Das
       ist mehr, als sich über viele Vorgänger-„Tatorte“ sagen lässt.
       
       Zwei Kommissare treffen sich unbekannterweise in der Jubiläumsfolge, die
       der NDR produziert hat: Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die sonst
       in Hannover ermittelt, und der Kieler Borowski (Axel Milberg) finden sich
       nach einem Seminar an der Polizeiakadamie durch Zufall in demselben Taxi
       wieder.
       
       Ebenfalls mit dabei: der nervige Beamte Affeld (Hans Uwe Bauer), der seinen
       Frust an Taxifahrer Rainald Klapproth (Florian Bartholomäi) auslässt:
       „Wollen Sie sich nicht anschnallen? Schnallen Sie sich an!“, brüllt er den
       Fahrer an. Klapproth beendet das Gebrabbel, indem er Affeld das Genick
       bricht.
       
       Der Beginn einer Odyssee, auf der sich Lindholm und Borowski hernach
       gefesselt auf der Rückbank des Taxis wiederfinden. Klapproth will nach
       Leipzig, dort will seine Exfreundin am nächsten Tag den Mann heiraten, der
       seine Karriere zerstört hat. Klapproth will ihr noch einmal „Ich liebe
       dich“ sagen – und dann alle Taxi-Insassen umbringen. Das Ganze ist nichts
       für Klaustrophobiker, die Folge hat über weite Strecken beinahe
       Kammerspielatmosphäre.
       
       Vor allem aber ist die ganze Folge aus der Ich-Perspektive erzählt – und
       zwar aus vier verschiedenen: der des Täters, der beiden Kommissare und von
       Nicki (Luise Heyer), der Frau, die Klapproth verloren hat. Das ist
       eigentlich eine simple Idee, eine einfache Story aufzumöbeln. Aber es ist
       eine gute! Herzlichen Glückwunsch, „Tatort“!
       
       13 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
       ## TAGS
       
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