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       # taz.de -- Dieselstreit in der GroKo: Nachrüsten und laxe CO2-Werte
       
       > Die Koalition sucht eine Lösung im Dieselstreit und eine gemeinsame
       > Haltung zu den CO2-Grenzwerten in der EU. Nun zeichnet sich ein Deal ab.
       
   IMG Bild: Nicht verpufft: der Dieselstreit
       
       Im Streit innerhalb der Bundesregierung um die Nachrüstung von Diesel-Autos
       und um strengere CO2-Grenzwerte für Pkw in der EU zeichnet sich ein Deal
       ab: Auf der einen Seite hat das Kanzleramt für Mittwoch die Staatssekretäre
       aus den Ministerien für Verkehr, Wirtschaft und Umwelt in die
       Regierungszentrale zitiert, um eine Einigung bei der Nachrüstung
       vorzubereiten. Gleichzeitig plädierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
       am Dienstag für laxe Anforderungen beim Spritverbrauch auf EU-Ebene, um die
       Autoindustrie nicht zu überfordern.
       
       Die Koalition sucht eine Lösung im Dieselstreit und eine gemeinsame Haltung
       zu den CO2-Grenzwerten in der EU. Beim Thema Diesel hat Verkehrsminister
       Andreas Scheuer (CSU) laut Handelsblatt am vergangenen Sonntag beim Treffen
       mit den Autoherstellern einen Vorschlag vorgelegt. Demnach sollen etwa 1,2
       Millionen ältere Dieselautos deutscher Hersteller der Klasse Euro 5 gegen
       jüngere Euro-6-Diesel ausgetauscht werden, wenn in ihrer Region Fahrverbote
       durch die hohe Stickoxid-Luftverschmutzung drohen. Die Mehrkosten sollen
       die Hersteller tragen.
       
       Nachrüstungen mit SCR-Katalysatoren solle es nur in Ausnahmefällen geben,
       etwa beim VW Passat, beim BMW 3er und der C-Klasse von Mercedes. Die Kosten
       von etwa 3.000 Euro pro Wagen sollten zu 80 Prozent die Industrie und zu 20
       Prozent die Halter tragen. Während Scheuer so die Autoindustrie schützen
       will, verlangen SPD, Umweltverbände und Merkel-Vertraute wie die
       CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, dass die Industrie für
       die Nachrüstungen zahlt.
       
       Gleichzeitig will Merkel die Autobauer vor scharfen EU-Vorgaben zum
       Klimaschutz bewahren. Beim Tag der Deutschen Industrie in Berlin sagte sie,
       sie halte den Vorschlag der EU-Kommission für eine „vernünftige Grundlage“.
       Der sieht vor, den CO2-Ausstoß von Autos bis 2030 um 30 Prozent zu
       verringern. „Alles, was darüber hinausgeht, birgt die Gefahr, dass wir die
       Autoindustrie aus Europa vertreiben“, sagte Merkel. Umweltverbände und die
       Grünen fordern mehr – ebenso wie Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), die
       eine Reduktion von 50 Prozent will, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens
       zu erreichen.
       
       Für den Verkehrsclub VCD ist der Umtausch von Diesel-5-zu Diesel-6-Autos
       inakzeptabel: Oft hätten die neueren Autos keine besseren Werte beim
       Stickoxid(NOx)-Ausstoß, es drohe ein „schäbiger Kuhhandel“ zwischen
       Luftreinhaltung und Klimaschutz. Dass Autohalter für die Nachrüstung
       anteilig zahlen sollen, stößt Verbraucherschützern übel auf. Und die
       niedrigen Vorgaben beim CO2 stoßen auf Kritik bei Opposition und
       Umweltverbänden.
       
       Die Zeit drängt: Am Freitag sollen sich die für eine Nachrüstung
       zuständigen Minister treffen, am Montag will die Koalition einen Kompromiss
       beschließen. Und Brüssel wartet auf eine deutsche Haltung zum Thema CO2.
       
       25 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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