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       # taz.de -- Diskriminierung an Berliner Schulen: Netzwerk setzt Senatorin unter Druck
       
       > Zivilgesellschaftliche Gruppen fordern von der Bildungssenatorin, die
       > Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen Saraya Gomis zurückzuholen.
       
   IMG Bild: Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) 2017 im Berliner Abgeordnetenhaus
       
       Die Kritik an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wegen ihres Umgangs
       mit der Stelle der Antidiskriminierungsbeauftragten für Schulen reißt nicht
       ab. Am Freitag kündigte das Netzwerk Diskriminierungskritische
       Qualifizierung (DQ) in einem offenen Brief an, die Zusammenarbeit mit der
       Verwaltung einzustellen, bis Saraya Gomis ihre Arbeit als
       Antidiskriminierungsbeauftragte wieder aufnimmt.
       
       Das Netzwerk führt eine von Gomis eingeführte verpflichtende Schulung für
       Führungs- und Leitungskräfte in der Bildungsverwaltung durch. „Wir fordern,
       Gomis zurückzuholen und sie mit den Befugnissen einer unabhängigen
       Beschwerdestelle auszustatten“, erklärte Mitunterzeichnerin Peggy Piesche
       vom Vorstand des Migrationsrats der taz.
       
       Die bundesweit einmalige Stelle der Antidiskriminierungsbeauftragten für
       Schulen war 2016 auf Betreiben von Akteuren aus der Zivilgesellschaft,
       darunter dem Migrationsrat, eingerichtet worden. Die am Prozess beteiligten
       Organisationen hatten eine unabhängige Beschwerdestelle gefordert, die wie
       der Datenschutzbeauftragte nicht an Weisungen einer Verwaltung gebunden
       ist, sondern Weisungsbefugnis hat. Dies wollte Scheeres nicht, die Stelle
       wurde an ihrer Verwaltung angedockt.
       
       Vor Kurzem hat nun Saraya Gomis, die seit 3 Jahren erste
       Antidiskriminungsbeauftragte ist, [1][erklärt, ihren Vertrag nicht
       verlängern zu wollen]. Obwohl sie keine Gründe nannte, wird allgemein
       angenommen, sie gebe auf, weil sie nicht genug Rückendeckung durch die
       Verwaltung bekommen habe. „Was der Stelle vor allem fehlt, ist eine
       Weisungsbefugnis gegenüber Schulleitungen“, sagte Piesche.
       
       ## Probleme geleugnet
       
       Denn die sind offenbar nicht immer zur Zusammenarbeit bereit. „Viele
       SchulleiterInnen leugnen Probleme mit Diskriminierung. Sie sagen zum
       Beispiel, dass könne nicht sein, schließlich seien sie als ‚Schule ohne
       Rassismus‘ ausgezeichnet“, [2][sagte der taz kürzlich Sanchita Basu] vom
       Berliner Netzwerk gegen Diskriminierung in Schule und Kita, das ebenso wie
       der Migrationsrat und andere schon vor Wochen erneut die Einrichtung
       einer unabhängigen Beschwerdestelle forderte.
       
       [3][Stattdessen hat die Verwaltung aber am Mittwoch verkündet, einen
       Nachfolger für Gomis gefunden zu haben][4][Stattdessen hat die Verwaltung
       aber am Mittwoch verkündet, einen Nachfolger für Gomis gefunden zu haben]:
       Derviş Hızarcı, selbst Lehrer und dazu Direktor der Kreuzberger Initiative
       gegen Antisemitismus (Kiga), soll den Job ab 1. August übernehmen.
       
       Das gehe so nicht, sagte Piesche, dass Hızarcı einfach auf die Stelle
       gesetzt werde, ohne mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren zu reden.
       „Schließlich ist auch die Besetzung von Gomis in Auseinandersetzung mit
       unserem Netzwerk entstanden.“ Schon als Gomis ihren Rückzug erklärt habe,
       hätte man daher mit dem Netzwerk reden müssen „und zum Beispiel fragen, wie
       die Stelle auszustatten wäre, damit sie ihren Zweck erfüllen kann“, so
       Piesche.
       
       Auch in dem offenen Brief heißt es: „Der jetzige Umgang mit der Stelle
       birgt die Gefahr, eher institutionelle Diskriminierung zu fördern, statt zu
       mindern, wenn diese Stelle nicht mit Verantwortungsübernahme, Befugnissen,
       Vertrauen der unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und
       mit angemessenen Arbeitsbedingungen ausgestattet ist.“
       
       Die Pressestelle von Scheeres erklärte auf taz-Anfrage, Gomis habe sich
       bedauerlicherweise nicht erneut auf die Stelle beworben. Zudem halte man
       eine Diskussion in Form offener Briefe für „nicht hilfreich“, so die
       Sprecherin. Dennoch werde man das Gespräch mit dem Netzwerk DQ und dem
       Migrationsrat suchen.
       
       12 Jul 2019
       
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