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       # taz.de -- Doku über Film-Klassiker „Der weiße Hai“: Paranoia unterhalb der Hüfte
       
       > Wie „Der weiße Hai“ das Kino veränderte, zeigt eine Arte-Dokumentation.
       > Machart und Vertrieb des ersten Sommer-Blockbusters sind zum Vorbild
       > geworden.
       
   IMG Bild: Regisseur Steven Spielberg am Set von „Der Weiße Hai“: Hintergründe aufzdröseln ohne die kreative Leistung der Beteiligten zu schmälern
       
       Als „Psycho“ im Fernsehen lief, waren meine Eltern nicht da, trotzdem habe
       ich die berühmte Duschszene erst viel später gesehen: Mein Bruder hielt mir
       bei dieser und den anderen Horrorszenen die Augen zu, sozusagen eine
       Version FSK 6 kreierend.
       
       Wann ich „Der Weiße Hai“ („Jaws“) zum ersten mal gesehen habe, weiß ich gar
       nicht mehr. Aber ich erinnere mich, dass am nachhaltigsten dieser erste
       zarte Zupfer an der Schwimmerin nachts im Ozean war: so ein spielerisches
       Ausprobieren, ob das schmecken könnte oder eher sogar ein terroristisches
       Necken, das pure, sadistische Böse des Hais, der natürlich zurückkommt und
       sein klar nacktes Opfer dann verhackstückt.
       
       In der Romanvorlage von [1][Peter Benchley] ist die Atmosphäre die ganze
       Zeit über hippiesk 1970er-Jahre-mäßig sexuell aufgeladen. Mit welchen
       Auslassungen, unter welchen Mühen und mit welch genialen Ideen der erst
       28-jährige Steven Spielberg vor 50 Jahren den ersten wirklichen
       Sommerblockbuster drehte, zeigt sehr kurzweilig die französische
       Dokumentation mit dem irgendwie auch angemessen-albernen Titel [2][„'Der
       Weiße Hai’, Kultfilm mit Biss“.]
       
       Wenn man die zu den Interviews versammelten Beteiligten in ihren schattigen
       Villen sitzen sieht, mit dem harten kalifornischen Licht schön draußen,
       dann weiß man auch, dass es sich für alle gelohnt hat.
       
       ## Kein Hai, kein Film
       
       Hübsch auch, wie die Schauspielerin Lorraine Gary erzählt, dass sie ihren
       Ehemann im Film, Roy Scheider, überhaupt nicht mochte, dafür aber Richard
       Dreyfuss, mit dessen Charakter der ihre im Roman wiederum tatsächlich eine
       Affäre hat.
       
       Die Dokumentation hat viele gute Momente und Sprüche („Kein Hai, kein
       Film“; „Von dieser Angst zehrt der Film: nicht zu wissen, was unterhalb der
       Hüfte passiert“) und schafft etwas, was nicht jeder Darstellung
       künstlerischer Arbeit gelingt: nämlich die Hintergründe aufzudröseln ohne
       die kreative Leistung der Beteiligten zu schmälern.
       
       „'Der Weiße Hai’, Kultfilm mit Biss“, in der arte-mediathek und am 4. Mai,
       23 Uhr im TV
       
       30 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.spiegel.de/kultur/literatur/der-weisse-hai-schriftsteller-peter-benchley-gestorben-a-400524.html
   DIR [2] https://www.arte.tv/de/videos/118175-000-A/der-weisse-hai-kultfilm-mit-biss/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
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