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       # taz.de -- Drohschreiben von „NSU 2.0“: Ex-Polizist weist Vorwürfe von sich
       
       > Der in der Affäre um rechtsextreme Drohschreiben vorläufig festgenommene
       > Ex-Polizist hat Vorwürfe zurückgewiesen. Bei ihm wurden Waffen gefunden.
       
   IMG Bild: Ein Polizist bei einem Einsatz in Kassel
       
       Frankfurt/Main dpa/epd | Der in der Affäre um die rechtsextreme
       Drohschreiben-Serie „NSU 2.0“ [1][vorläufig festgenommene Ex-Polizist] hat
       die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Das bestätigte die Frankfurter
       Staatsanwaltschaft am Dienstag. Er habe nichts mit den Drohmails zu tun und
       wisse auch nicht, wer dahinterstecke, sagte der 63-Jährige aus Bayern im
       Gespräch mit „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR. Jemand wolle offenbar
       gezielt die Polizei auf eine falsche Spur lenken.
       
       Im bayerischen Landshut waren am Freitag der ehemalige Polizeibeamte und
       seine 55 Jahre alte Ehefrau vorübergehend festgenommen worden. Das Ehepaar
       werde verdächtigt, mehrere Schreiben mit beleidigenden, volksverhetzenden
       und drohenden Inhalten an Bundestagsabgeordnete und verschiedene andere
       Adressaten verschickt zu haben, teilte die Frankfurter Staatsanwaltschaft
       mit. Demnach handelt es sich konkret um sechs Mails, die im Juli verschickt
       worden sind.
       
       Unter Berufung auf einen Münchner Staatsanwalt [2][berichtet die
       Frankfurter Allgemeine Zeitung], dass die Beamten mehrere Schusswaffen
       fanden, als sie das Haus des Ex-Polizisten durchsuchten. Es handle sich um
       eine Pumpgun und zwei Pistolen. Es bestehe nun der von anderen Vorwürfen
       unabhängige Verdacht von Verstößen gegen das Waffengesetz.
       
       Der Ex-Polizist soll bereits in der Vergangenheit wegen
       [3][rechtsmotivierter Straftaten] bei der Polizei in Erscheinung getreten
       sein. Dabei gehe es um Volksverhetzung und Beleidigung, sagte eine
       Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Es lägen aber keine
       Erkenntnisse dazu vor, wie die Ermittlungen zu den früheren Vorwürfen
       ausgegangen seien. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde
       ein Verfahren wegen Volksverhetzung im Jahr 2018 eingestellt.
       
       Wie der Beschuldigte der „Landshuter Zeitung“ sagte, soll sein Name samt
       Anschrift „und allem Pipapo“ am Ende der Drohmail stehen, die zu seiner
       Festnahme führte.
       
       ## Auch Josef Schuster erhielt Drohschreiben
       
       Bislang sind den Behörden in Hessen nach Aussage des Innenministers Peter
       Beuth (CDU) 69 Drohschreiben mit dem Absender „NSU 2.0“ bekannt, die an 27
       Personen und Institutionen in acht Bundesländern adressiert waren. In
       mehreren Fällen wurden laut Beuth Daten der Bedrohten über hessische
       Polizeicomputer abgefragt.
       
       Am Dienstagmittag war bekannt geworden, dass auch der Präsident des
       Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Drohmails erhielt,
       die mit „NSU 2.0“ unterzeichnet waren. Wie der Zentralrat der Juden dem
       Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag bestätigte, hat Schuster
       ebenso wie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek,
       Anfang 2019 eine „NSU 2.0“-Drohmail erhalten. Mazyek hatte vergangene Woche
       öffentlich gemacht, solche Mails erhalten zu haben. Eine dieser Mails war
       ebenfalls an Schuster adressiert worden.
       
       Neben dem Präsidenten Schuster hat auch der Zentralrat der Juden als
       Institution den Angaben zufolge Mails mit diesem Absender erhalten. Auch in
       diesem Jahr seien solche Schreiben schon eingegangen. Zur genauen Zahl und
       zum Inhalt wolle man allerdings keine Angaben machen. Die Hassmails seien
       zur Anzeige gebracht worden, hieß es.
       
       28 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechte-Drohschreiben-vom-NSU-20/!5703975
   DIR [2] https://www.faz.net/2.1652/nsu-2-0-polizist-aus-besass-illegale-schusswaffen-16879838.html
   DIR [3] /Schwerpunkt-Neonazis/!t5008534
       
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