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       # taz.de -- Drohungen gegen Lehrkräfte in Brandenburg: Unterlassene Hilfeleistung
       
       > Nach rechten Anfeindungen verlassen zwei Lehrkräfte ihre Schule im
       > Spreewald. Der Fall zeigt, was passiert, wenn der Staat couragierte
       > Bürger:innen nicht schützt.
       
   IMG Bild: Bekamen zu wenig Unterstützung: Lehrkräfte Max Teske und Laura Nickel auf Demonstration in Cottbus
       
       In Nordwestmecklenburg gibt es ein kleines Dorf namens Jamel mit rund 40
       Einwohner:innen. Bis auf zwei Menschen, [1][die Lohmeyers], sind dort alle
       rechts. Das Ehepaar wird drangsaliert, ihre Scheune wurde niedergebrannt,
       die Neonazis setzen alles daran, auch sie noch aus dem Örtchen zu
       vertreiben und Jamel zu einer „national befreiten Zone“ zu machen. Was sich
       wie eine dystopische Fiktion liest, ist harte Realität.
       
       Burg, eine Gemeinde im Südosten Brandenburgs mit hundert mal mehr
       Einwohner:innen als Jamel, ist von solchen Zuständen noch weit
       entfernt. Und dennoch ist es dort so weit gekommen, dass [2][zwei Menschen
       wegen rechtsextremer Umtriebe sagen: Es reicht, wir müssen hier weg].
       
       Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich die beiden Lehrkräfte Laura Nickel und
       Max Teske von ihrer Schule versetzen lassen, nachdem sie sich im Frühjahr
       mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit gewendet hatten. Es ist schlimm
       genug, dass es an ihrer Schule Hitlergrüße von Schüler:innen gab,
       Hakenkreuze geschmiert oder „Arbeit macht frei“ gerufen wurde.
       
       Noch schlimmer ist aber, was danach geschah. Die beiden Lehrer:innen
       wurden von ihren Kolleg:innen teilweise nicht mehr gegrüßt.
       Vermeintliche Eltern schrieben einen Brief, in dem sie aber nicht die
       Lehrkräfte stärkten – sondern ihre Entlassung forderten, aufgrund ihrer
       „Ideologie“. Die Schule, das Schulamt und der SPD-Bildungsminister Freiberg
       müssen sich [3][vorwerfen lassen, auf vielen Ebenen versagt zu haben].
       
       ## Die AfD spielt ein zynisches Spiel
       
       Nickel und Teske [4][wurde Besserung versprochen], passiert ist kaum etwas.
       Ein Gespräch zwischen Freiberg und den beiden Lehrer:innen kam nicht
       zustande. Es kann nicht sein, dass als Konsequenz der rechtsextremen
       Vorfälle genau die gehen müssen, die sich dagegen einsetzen.
       
       Bei der Bundestagswahl 2021 war die AfD in Burg bei den Erststimmen bereits
       stärkste Kraft. Dieselbe AfD, die jetzt zynischerweise behauptet, sie sei
       „verwundert“, dass die Lehrer wegen ein „bisschen Gegenwind“ aufgeben. Fast
       so, als wäre es ein Spiel und sie fänden es etwas schade, schon so früh
       gewonnen zu haben.
       
       Mit dem „bisschen Gegenwind“ meinen sie Sticker im Ort mit dem Gesicht der
       beiden inklusive Aufruf, sich zu verpissen, einen Instagram-Account, der
       zur Jagd auf die Lehrer:innen aufruft sowie notwendigen Polizeischutz.
       
       Burg ist nicht Jamel. Aber es zeigt, was passiert, wenn rechtsextreme
       Meinungen durch unterlassene Hilfeleistung des Staates normalisiert werden.
       
       15 Jul 2023
       
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