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       # taz.de -- Durchsuchung bei Ex-Mitarbeiter von Krah: Büros im EU-Parlament durchsucht
       
       > Am Mittwoch gab es eine Razzia bei einem Ex-Mitarbeiter von Maximilian
       > Krah. Erneut geht es um mutmaßliche russische Einflussnahme.
       
   IMG Bild: Korruptionsvorwürfe: Bei der Generalsstaatsanwaltschaft Dresden laufen zwei Vorermittlungsverfahren gegen Maximilian Krah
       
       Berlin taz | Im EU-Parlament haben belgische und französische Ermittler am
       Mittwoch die Büros und Privaträume eines ehemaligen Mitarbeiters des
       AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, durchsuchen
       lassen. Bei den Razzien geht es [1][laut der belgischen Staatsanwaltschaft]
       erneut um mutmaßliche russische Einflussoperationen. Beim Durchsuchten soll
       es sich um Guillaume P. handeln, der bis vor zwei Jahren auch für
       Maximilian Krah als Büroleiter arbeitete.
       
       Die Durchsuchungen sind laut einer Pressemitteilung der belgischen
       Staatsanwaltschaft Teil der Ermittlungen im Zusammenhang mit dem
       „Voice-of-Europe“-Netzwerk. Es gebe Hinweise, dass EU-Abgeordnete für
       russische Propaganda bezahlt wurden. Auch im Raum steht der Verdacht der
       Einmischung, passiven Korruption und Mitgliedschaft in einer kriminellen
       Vereinigung. Der durchsuchte Guillaume P. soll in dem Komplex offenbar eine
       „signifikante Rolle“ spielen.
       
       WDR und SZ berichteten unter Berufung auf Ermittler, dass P. dem
       AfD-Politiker 20.000 Euro überlassen haben soll. Das sei wiederum aus den
       Ermittlungen gegen Krahs kürzlich entlassenen Mitarbeiter Jian G.
       hervorgegangen, der in Deutschland wegen Spionageverdacht für China in
       Untersuchungshaft sitzt.
       
       In einem im Laufe der Ermittlungen abgehörten Gespräch mit seiner Frau soll
       G. gesagt haben, dass Krahs Ex-Mitarbeiter P. zu viel wisse und Krah ihm
       20.000 Euro schulde. Jian G., der seinerseits in Haft sitzt, soll Krah
       versprochen haben eine Lösung für das Problem zu finden.
       
       ## Krah bestreitet Zahlung nicht
       
       Krah bestritt auf taz-Anfrage die Zahlung nicht direkt, sondern teilte mit,
       dass er P. „selbstverständlich“ kein Geld schulde. Bei einer Anfrage von
       WDR, NDR und SZ ließ er [2][über seinen Anwalt mitteilen], dass der
       „Sachverhalt rein privater Natur“ gewesen sei und es keine offenen
       Zahlungen gebe. Ob die 20.000 Euro im unmittelbaren Zusammenhang mit dem
       „Voice-of-Europe“-Netzwerk steht, ist unklar.
       
       P. arbeitet mittlerweile beim rechtsextremen niederländischen
       EU-Abgeordneten Marcel de Graaff. Europäische Geheimdienste und
       Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass P. auch dabei geholfen haben
       könnte, einen mutmaßlichen russischen Spion einen Hausausweis verschafft zu
       haben. Dieser sitzt wiederum mittlerweile in Polen in Haft.
       
       Bei der Generalsstaatsanwaltschaft Dresden laufen derzeit gleich zwei
       Vorermittlungsverfahren gegen Maximilian Krah wegen Korruptionsvorwürfen.
       Eines im Zusammenhang mit mutmaßlichen russischen Zahlungen, eines wegen
       mutmaßlicher chinesischen Zahlungen. Die Verfahren dienen der Prüfung, ob
       sich ein Anfangsverdacht wegen Abgeordnetenbestechung ergibt. In einer
       abgehörten Kommunikation soll der erst kürzlich entlassene mutmaßliche
       chinesische Spion Jian. G. auch behauptet haben, insgesamt Zahlungen von
       mehr als [3][50.000 Euro an Krah veranlasst zu haben]. Krah bestreitet die
       Vorwürfe.
       
       ## Bundestagsabgeordneter Bystron ebenfalls verwickelt
       
       Sowohl der AfD-Spitzenkandidat Krah als auch der Zweitplatzierte Petr
       Bystron haben dem Medienunternehmen „Voice of Europe“ mit Sitz in
       Tschechien russlandfreundliche Interviews gegeben. Das Portal steht im
       Verdacht, Gelder aus Russland an EU-Abgeordnete zu transferieren, um so
       Einfluss in Brüssel zu nehmen. [4][Bystrons Immunität als
       Bundestagsabgeordneter wurde kürzlich aufgehoben], bevor Ermittler dessen
       Bundestagsbüros und mehrere Wohnsitze, auch im Ausland, durchsuchte.
       
       Gegen ihn ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft München unter anderem
       wegen Abgeordnetenbestechlichkeit und Geldwäsche. Bei den Durchsuchungen
       fiel zudem auf, [5][dass Bystron an seiner Münchner Meldeadresse nicht
       wohnt]. Bystron bestreitet die Vorwürfe.
       
       Nachdem Krah zudem gegenüber einer italienischen Zeitung die SS
       verharmloste und die AfD-Delegation infolgedessen aus der ID-Fraktion im
       EU-Parlament flog, ist er aus dem AfD-Bundesvorstand geflogen. Er
       unterliegt derzeit einem Auftrittsverbot, obwohl er Spitzenkandidat ist.
       Ins EU-Parlament würde er für die AfD trotzdem einziehen und dort rund
       10.075 Euro im Monat verdienen.
       
       29 May 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.om-mp.be/fr/article/communique-presse-parquet-federal-perquisitions-liees-eventuelle-ingerence-etrangere
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/krah-afd-durchsuchung-eu-100.html
   DIR [3] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-krah-102.html
   DIR [4] /Razzia-bei-AfD-Politiker-Petr-Bystron/!6011005
   DIR [5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/petr-bystron-afd-politiker-nutzt-offenbar-scheinwohnung-in-muenchen-a-73df10e4-ffe7-4164-94c7-dea5055d839b
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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