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       # taz.de -- Durchsuchungen bei Radio Dreyeckland: Maßnahmen nicht verhältnismäßig
       
       > Im Januar wurden die Redaktionsräume vom Freiburger Radio Dreyeckland
       > durchsucht. Das Landgericht Karlsruhe sagt nun: Das war rechtswidrig.
       
   IMG Bild: Die Durchsuchung beim Radiosender Dreyeckland in Freiburg soll rechtswidrig gewesen sein
       
       Karlsruhe (dpa) | Die Durchsuchungen bei [1][Radio Dreyeckland] im Januar
       waren nach Auffassung des Karlsruher Landgerichts rechtswidrig. Der Erlass
       des Durchsuchungsbeschlusses durch das Amtsgericht Karlsruhe sei [2][nicht
       verhältnismäßig] gewesen, teilte ein Sprecher des Landgerichts am Montag
       der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe mit.
       
       Ermittler hatten damals zwei Mitarbeiterwohnungen und Redaktionsräume des
       nichtkommerziellen Senders [3][in Freiburg durchsucht]. Der Vorwurf der
       Ermittler lautet früheren Angaben zufolge, auf der Homepage des Senders sei
       ein Bericht veröffentlicht worden, der einen Link auf ein Archiv der
       verbotenen Vereinigung „Linksunten.Indymedia“ enthalten habe.
       
       Die Vereinigung „Linksunten.indymedia“ war im August 2017 vom
       Bundesinnenministerium nach Krawallen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg
       verboten und aufgelöst worden. Auf der Plattform sei zu
       linksextremistischen Straftaten aufgerufen worden, hieß es damals zur
       Begründung. „Linksunten.Indymedia“ war vom damaligen Bundesinnenminister
       Thomas de Maizière (CDU) als bedeutendste Plattform für gewaltbereite
       Linksextremisten in Deutschland bezeichnet worden.
       
       Die Anwältin des Freiburger Senders, Angela Furmaniak, sagte nun mit Blick
       auf den jüngsten Beschluss des Landgerichts: „Das ist eine sehr erfreuliche
       Entscheidung, die das Grundrecht der Pressefreiheit gerade in kleinen und
       unabhängigen Medien stärkt.“ Der Sender und die Berliner
       Bürgerrechtsorganisation Gesellschaft für Freiheitsrechte hatten Beschwerde
       gegen die Durchsuchungen eingelegt.
       
       ## Angeblich strafbare Verlinkung
       
       Im Juni war gegen einen Redakteur des Senders Anklage vor der
       Staatsschutzkammer des Landgerichts Karlsruhe zugelassen worden. Dem
       Journalisten wird vorgeworfen, mit der Verlinkung weiteres Handeln einer
       verbotenen Vereinigung unterstützt zu haben.
       
       Angeklagt ist er wegen Verstoßes gegen ein Vereinigungsverbot, wie das
       Oberlandesgericht Stuttgart (OLG) damals mitgeteilt hatte. Die Anklage der
       Staatsanwaltschaft war in erster Instanz vom Landgericht Karlsruhe nicht
       zugelassen worden. Gegen den Beschluss hatte die Anklagebehörde Beschwerde
       eingereicht.
       
       Wie der Sprecher des Karlsruhe Landgerichts nun bestätigte, soll das
       Verfahren geführt werden. Einen Termin gebe es aber noch nicht.
       
       Radio Dreyeckland hat eine lange Tradition als links-alternativer Sender.
       Er entstand aus der regionalen Anti-Atomkraft-Bewegung der 1970er Jahre und
       bekam 1988 als erstes freies Radio in Deutschland eine Sendelizenz. Die
       Geschäftsführung hatte bereits unmittelbar nach den Durchsuchungen
       kritisiert, dass diese die Rundfunkfreiheit und den Grundsatz der
       Verhältnismäßigkeit in gravierender Weise verletzten.
       
       29 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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