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       # taz.de -- Dyke* March in Berlin: Auf die Straßen!
       
       > Schon zum 10.Mal zieht am Freitagabend der Dyke* March durch die Stadt.
       > Auf Motorrädern und zu Fuß fordern Demonstrierende lesbische
       > Sichtbarkeit.
       
   IMG Bild: Die Dykes on Bikes eröffnen traditionell den Dyke* March
       
       BERLIN taz | Es wird laut, bunt und wahrscheinlich ein bisschen nach Benzin
       riechen, wenn die [1][Dykes on Bikes] am Freitag mit schweren Stiefeln,
       schwarzen Lederhosen und Regenbogenfahnen am Motorradlenker durch Berlin
       düsen. Dyke stammt aus dem amerikanischen Englisch und war ehemals eine
       abwertende Bezeichnung für Frauen, die sich vermeintlich zu maskulin
       verhielten. Die lesbische Community eignete sich den Begriff an. Die Dykes
       on Bikes demonstrieren für lesbische Sichtbarkeit. Sie sind ein Teil der
       rund 9.000 Lesben und Unterstützer:innen, die am Vorabend des CSDs zum
       Dyke* March erwartet werden.
       
       Traditionell soll die Parade keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum
       CSD sein. „Weil auch beim CSD die Lesben oft ein bisschen untergehen. Es
       ist doch meistens eine sehr männlich dominierte Veranstaltung“, sagt
       Daniela Bergmann, Mitorganisatorin des Dyke* Marchs.
       
       In Berlin findet die Demonstration bereits zum 10. Mal statt. Das Motto
       lautet dieses, wie jedes Jahr: „Für lesbische Sichtbarkeit und
       Lebensfreude!“ Anlässlich des Jubiläums zieht Bergmann diese Bilanz: „Fakt
       ist, dass der Demozug von Jahr zu Jahr größer geworden ist. Das zeigt, dass
       unser March hier in Berlin angekommen ist.“
       
       2013 rief L-MAG, ein lesbisches Magazin aus Berlin, nach amerikanischem
       Vorbild erstmalig zum [2][Dyke* March in Berlin] auf. Damals nahmen
       ungefähr 2.000 Menschen teil. Nicht nur die Zahl der Demonstrierenden,
       sondern auch die Notwendigkeit für eine eigenständige lesbische Parade sei
       in den letzten 10 Jahren gestiegen, so Bergmann. Sie sagt, dass die
       Sicherheit von Lesben sinke. „Das hat sich schon verändert in den letzten
       Jahren. Die Stimmung ist radikaler geworden. Es gibt mehr und mehr
       Übergriffe.“
       
       Bestätigen kann das Clara Naujoks von [3][L-SUPPORT e. V.] Das Berliner
       Antigewaltprojekt ist eine Anlaufstelle für Menschen, die lesbenfeindliche
       Gewalt erfahren. „Generell kann man sagen, dass wir in den letzten Jahren
       jedes mal mehr Fälle gemeldet bekommen haben.“ Im Jahr 2022 wurden im
       Vergleich zum Vorjahr 19 Prozent mehr Gewalttaten von L-SUPPORT
       dokumentiert. Naujoks ordnet die steigenden Zahlen ein und erklärt, dass
       diese auch bedeuten können, dass Menschen sich jetzt mehr trauen würden,
       Gewalttaten zu melden. Sie führt an, dass Lesben oftmals auch Frauen- und
       Transfeindlichkeit erfahren, wodurch neue und andere Diskriminierungsformen
       entstehen, die schwierig zu erfassen seien. Es sei von einer deutlich
       höheren Dunkelziffer auszugehen.
       
       Bei vergangenen [4][Dyke* Marches] gab es wiederholt transfeindliche
       Vorfälle. Bergmann stellt klar: „Selbstverständlich gehören auch trans
       Personen dazu. Es ist uns ganz wichtig zu betonen, dass wirklich alle
       willkommen sind.“ Mit Blick auf die transfeindlichen Anfeindungen fügt sie
       energisch hinzu: „Außer solche Leute, die sind nicht willkommen.“
       
       Auch wenn sie sich sehr wünsche, dass es zu keinerlei Gewalt kommen wird,
       ist sich Bergmann der Gefahr bewusst: „Wir haben uns natürlich Gedanken
       gemacht und uns gefragt, wie wir dem begegnen wollen.“ Naujoks, die
       ebenfalls mit einer Fußgruppe am Dyke* March teilnehmen wird, erklärt, dass
       sie in vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht habe, dass um
       Prideveranstaltungen wie dem CSD oder dem Dyke* March herum, besonders
       viele Übergriffe gemeldet werden. „Wer sichtbar ist“, erklärt Naujoks diese
       Zahlen, „ist auch gefährdet.“ Deshalb werde L-SUPPORT alle Mitglieder
       vorher briefen und bitten, „ein Auge offen zu halten“.
       
       ## Keine Werbung
       
       Auf dem Dyke* March gibt es im Gegensatz zum kommerzielleren CSD keinen
       Raum für Werbung und Selbstdarstellung der Sponsor:innen. Die Veranstaltung
       finanziert sich über Spenden. Das Orgateam arbeitet ehrenamtlich. „Völlig
       ohne Kommerz ziehen wir durch die Straßen und wollen unsere Präsenz dabei
       zeigen. Und dabei wollen wir Spaß haben“, so Bergmann.
       
       20 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Dykes_on_Bikes
   DIR [2] https://dykemarchberlin.com/
   DIR [3] https://l-support.net/ueber-uns-2
   DIR [4] /Dyke-March-Berlin-am-23-Juli/!5781879
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kajo Roscher
       
       ## TAGS
       
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